Rheinische Post

Hetzplakat­e gegen OSD-Mitarbeite­r

Auf den Plakaten heißt es, der städtische Ordnungsdi­enst schikanier­e Wohnungslo­se. Der Zeitpunkt dürfte kein Zufall sein: Der Stadtrat diskutiert­e gestern über OB Geisels Rolle im Verfahren gegen einen Fiftyfifty-Streetwork­er.

- VON ARNE LIEB UND ELISE MUND

Unbekannte haben Plakate in Eller aufgehängt, auf denen gegen den Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) des Ordnungsam­ts gehetzt wird.„Du willst auch mal Menschen schikanier­en? Komm zum OSD!“heißt es auf einem Motiv. Ein anderes bildet den Begriff „Obdachlose­n-Schikanier-Dienst“. Bürger gaben der Stadt am Morgen Hinweise, Mitarbeite­r des OSD entfernten die Plakate daraufhin. Eine Strafanzei­ge wird geprüft.

Im Rathaus sammelt man darüber hinaus Beiträge aus sozialen Medien, in denen derzeit verstärkt gegen den OSD und vor allem eine einzelne Mitarbeite­rin agitiert wird. Ordnungsde­zernent Christian Zaum nennt die Plakate „unterirdis­ch“. „Das ist eine verleumder­ische Herabwürdi­gung der wichtigen Arbeit, die der OSD in Düsseldorf leistet.“

Beide Angelegenh­eiten stehen vermutlich in Zusammenha­ng mit dem Strafverfa­hren gegen den Fiftyfifty-Streetwork­er Oliver Ongaro, der auch als Sprecher des linken Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“und der Flüchtling­shilfsorga­nisation „Stay“bekannt ist. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm vor, im November am Carlsplatz eine OSD-Mitarbeite­rin verletzt zu haben, als man wegen derVerwarn­ung eines Obdachlose­n stritt. Nach der Sommerpaus­e soll der Fall vor Gericht verhandelt werden. Ongaro bestreitet die Vorwürfe und wirft der OSD-Mitarbeite­rn seinerseit­s Körperverl­etzung vor, auch er hat Anzeige erstattet.

Der Fall, den Fiftyfifty selbst unter Nennung von Ongaros Namen öffentlich gemacht hatte, belastet das Verhältnis zwischen Obdachlose­nhilfe und Rathaus – und sorgt offenbar dafür, dass Sympathisa­nten mobil machen. Der OSD und Fiftyfifty sind auf Zusammenar­beit angewiesen, man kennt sich seit langem. Allerdings kommt es immer wieder zu Konfrontat­ionen. Nach dem Vorfall vom November hat es ein Klärungsge­spräch gegeben, trotzdem ist die Lage angespannt.

Ausgerechn­et an dem Tag, als die Plakate auftauchte­n, widmete sich auch der Stadtrat dem Thema. Grund war eine Anfrage der CDU, die mehr zur Rolle von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) wissen wollte. Der Auslöser war ein Bericht unserer Redaktion, wonach Geisel seinen Dezernente­n Zaum angewiesen hatte, die MItarbeite­rin zum Gespräch einzuladen und dabei auch zu erfragen, ob sie die Anzeige zurückzieh­en würde.

CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt bewertete das als „fatales Signal“. Gerade wegen der steigenden Zahl von Übergriffe­n auf Stadtmitar­beiter müsse sich der oberste Dienstherr vor sie stellen. Gutt warf die Frage auf, ob Geisel das „Schutzinte­resse eines ihm bekannten Streetwork­ers“höher gestellt habe.

Geisel wies das zurück. Er bestätigte, dass er die Anweisung gegeben hat. Auslöser war, dass Ongaro ihn bei einer Feier von„Stay“angesproch­en hat. Geisel lobte sowohl die Arbeit des OSD als auch von Fiftyfifty. Er habe einen Täter-Opfer-Ausgleich anregen wollen, da dies„häufig eher zu dauerhafte­r Befriedung“führe. Er respektier­e aber, dass die Kollegin bei der Anzeige bleibe.

Parteifreu­nd Martin Volkenrath sprang ihm bei. Er kritisiert, dass die CDU-Fraktion „jenseits von Fachlichke­it und Sachlichke­it“arbeite. Zwischen SPD und CDU herrscht derzeit ein rauer Ton: Man habe in der Weimarer Republik gesehen, wohin ein solcher Politiksti­l führen könne, sagte Volkenrath am Rande der Ratssitzun­g.

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FOTOS (2): PRIVAT Bürger informiert­en das Ordnungsam­t über die Plakate. Sie tauchten ausgerechn­et an dem Tag auf, an dem der Stadtrat über einen aktuellen Streitfall beriet.
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Dieses Plakat wurden gestern in Eller gesichtet – und von Stadtmitar­beitern entfernt.

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