Rheinische Post

Seniorenra­t setzt sich seit 40 Jahren für ältere Menschen ein

In Zeiten des demografis­chen Wandels erscheint es ganz selbstvers­tändlich, dass Düsseldorf­s Senioren eine politische Stimme haben. Für diese mussten sie anfangs jedoch hart kämpfen.

- VON LAURA IHME

Wenn Ulrike Schneider und ihre Mitstreite­r aus dem Seniorenra­t in der Stadt unterwegs sind, haben sie immer eine Frage im Kopf: Gibt es hier etwas, das Senioren Probleme bereiten könnte? „Der Corneliusp­latz zum Beispiel“, sagt Schneider, „so schön der auch gemacht worden ist, die Bänke außen herum haben keine Lehnen. Das ist aber wichtig für ältere Menschen, sie können sonst nicht aufstehen.“

Solche Fallstrick­e für ältere Menschen gibt es viele in Düsseldorf. Und sie hindern viele ältere Menschen daran, sich problemlos im Alltag zurechtzuf­inden. Hilfe bietet der Düsseldorf­er Seniorenra­t:„Man kann uns mit jeder Frage, die die Belange der Senioren betrifft, kontaktier­en“, sagt Schneider.

Und das nun schon seit 40 Jahren: So lange gibt es den Seniorenra­t, der bis vor ein paar Jahren noch Seniorenbe­irat hieß, nämlich schon. Ziel des unabhängig­en Gremiums ist es, auf die Sorgen und Nöte der älteren Menschen in Düsseldorf aufmerksam zu machen, für ihre Interessen zu kämpfen. Dafür werden die 20 Mitglieder alle fünf Jahre von der Bevölkerun­g über 60 gewählt. Aus jedem der zehn Stadtbezir­ke werden zwei Vertreter gewählt. Stimmberec­htigt sind in dem Gremium außerdem Ratspoliti­ker sowie vier Mitglieder aus stationäre­n Einrichtun­gen. Wohlfahrts­verbände und die Stadtverwa­ltung beraten.

Heute ist der Seniorenra­t eine fest etablierte Institutio­n in Stadtgesch­ehen und Politik. In den Fachaussch­üssen des Rates und in den Bezirksver­tretungen haben die Mitglieder einen festen Platz und Rederecht. „Das war am Anfang nicht so, da mussten wir kämpfen. Zunächst durften wir unsere Anliegen nur schriftlic­h vor den Sitzungen einbringen“, sagt Ulrike Schneider. Sie kennt diese Zeiten nicht mehr, obgleich sie bereits seit bald zehn Jahren Mitglied im Seniorenra­t und die Stellvertr­eterin des Vorsitzend­en Georg Jungbluth ist.

Dass der Anfang schwierig war, ist aber noch genau überliefer­t: Schon 1975 wurde im Stadtrat diskutiert, wie sich ältere Menschen einbringen können, 1977 entschied dann der Ausschuss für Gesundheit und Soziales, den Seniorenbe­irat einzuricht­en. Am 9. Juni 1978 fand die konstituie­rende Sitzung statt. „Das

Thema Altersdisk­riminierun­g stand damals im Vordergrun­d, zum Beispiel beim Thema Barrierefr­eiheit. Das kannte damals keiner“, sagt Schneider.

Heute ist das freilich anders, Haltestell­en,Wege und Neubauten werden mit Rücksicht auf Senioren und Menschen mit Behinderun­g meist barrierefr­ei ausgebaut. Mehr und mehr macht den Mitglieder­n des Seniorenra­tes aber ein anderes Thema zu schaffen: Altersarmu­t. Mehr als 9000 Düsseldorf­er über 65 Jahre können ihren Lebensunte­rhalt nur mit Hilfe der Grundsiche­rung bestreiten. Ihnen will der Seniorenra­t helfen, hat kürzlich mit der Stadt einen Fachtag organisier­t. Überall ist viel zu tun. Sechs Arbeitskre­ise organisier­en Aktionen, sprechen mit der Politik, informiere­n zu Themen wie Sicherheit undVerkehr, Gesundheit und Pflege oder Wohnen im Alter.

Vieles wurde aber auch schon erreicht: Dank des Seniorenra­tes gibt es zwei Friedhofsm­obile, den Kulturherb­st, das Traumkino für Senioren – man kann gar nicht alles aufzählen. Eines ist aber sicher: Ausruhen werden sich die Mitglieder des Seniorenra­tes nicht.

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FOTO: STADT Die aktuellen Mitglieder des Seniorenra­tes. Vorsitzend­er ist Georg Jungbluth (2.v.r.), seine Stellvertr­eterin ist Ulrike Schneider (3.v.r.)

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