Olli ist immer dabei
Oliver Groß gehört zu den Stammgästen im Tanzhaus. Heute Abend tritt er dort auf.
Würde Oliver Groß trinken, käme er am Freitagabend sicher angeschickert aus dem Tanzhaus. Denn üblicherweise köpfen die Tänzer dort nach ihren Auftritten beim Teilnehmerfest eine Flasche Sekt, und bei Groß käme dann schnell ein zweites und drittes Glas hinzu. Aber er trinkt ja keinen Alkohol, sagt er. Was in seinem Fall nur vernünftig ist. Groß steht am Freitag gleich dreimal auf der Bühne. Er muss seine Kräfte einteilen.
Traditionell überlässt das Tanzhaus zum Semesterabschluss den Schülern aus mehr als 60 Kursen seine große Bühne. Sie zeigen dann, was sie in ihren Seminaren gelernt haben. In rascher Abfolge werden HipHop, Flamenco und Jazz auf die Bühne gebracht. Man muss sich das vorstellen wie das Vorspielen in der Musikschule, nur dass die Musik vom Band kommt. Im Tanzhaus knallt stattdessen Scheinwerferlicht auf die Bühne, und ringsum ist Dunkelheit. Im Publikum sitzen Freunde und Verwandte sowie Freunde und Verwandte von anderen. Man setzt sich den Blicken aus, und alle sehen Oliver Groß.
Groß ist der unwahrscheinlichste Tänzer im Teilnehmerfeld. Er ist männlich, 37, studierter Infor- matiker, und – bei allem Respekt – er sieht nicht gerade aus wie ein Sport-Ass zwischen all den jungen Leuten aus den„Urban Styles“- und „Dancehall“-Kursen. Groß’ Stärke allerdings ist seine Unerschrockenheit. Jeden Mittwoch zum Beispiel geht er zum Modern Jazz. „Darin bin ich furchtbar“, sagt er. Anfangs sei ihm bei den Drehungen immer schlecht geworden. Aber nach zwei bis drei Trainingseinheiten merke er stets die Verbesserung. Und der beste Moment überhaupt sei dann der, in dem so eine Tanzklasse zusammenfinde und beginne, sich gegenseitig anzutreiben. Auch darum macht er das.
Groß ist kein geborener Tänzer, in der Disco steht er lieber am Rand. Er tanzt erst seit vier Jahren, mit Zumba hat es angefangen. Zurzeit besucht er drei Kurse pro Woche. Es waren auch mal knapp ein Dutzend an zwei unterschiedlichen Tanzschulen. Zum Abschluss des vergangenen Wintersemesters absolvierte er fünf Auftritte beim Teilnehmerfest. Da habe er es etwas übertrieben, sagt er. Im Tanzhaus zählt er zu den Dauergästen, und wenn man dort nach ihm fragt, sagen die Leute „der Olli“und setzen dahinter ein unsichtbares Ausrufungszeichen. Olli ist immer dabei.
Info Teilnehmerfest im Tanzhaus NRW, Freitag und Samstag, jeweils ab 19 Uhr. Eintritt: Freitag zehn Euro, Samstag sieben Euro.