Pussy Riot drohen mit Gewalt
Beinahe hätte die Punk-Performance der Gruppe Pussy Riot beim Asphalt-Festival nicht stattfinden können. Lead-Performerin Maria Alekhina, auf deren Buch „Riot Days“das Konzert beruht, war während der Europa-Tournee mal kurz nach Moskau geflogen. Dort wurde sie aber verhaftet, weil sie eine kleinere Strafe nicht angetreten hatte. Schließlich gelang ihr die Flucht über Weißrussland und Polen bis nach Düsseldorf, wo sie nur Minuten vor dem Konzert ankam. Es war eine Story so richtig nach dem Geschmack der Gruppe und des Publikums in der brechend vollen Glashalle. Dazu gehörte auch, dass den Gästen mit Gewalt gedroht wurde. Riot also, ein Aufstand, eine kleine Rebellion, sollte die folgende Stun- de bestimmen.
Unter den Frauen von Pussy Riot muss sich eine gewaltige Wut angestaut haben, ein nicht zu bändigender Zorn über das politische System ihres Heimatlands. Die rasend schnell gesprochenen Texte, als deutsche Übertitel genauso rasend eingespielt, bersten vor Aggression in einer Sprache, die vor allem die niederen Register bedient. Hauptziel der Angriffe ist Putin, der ewige Präsident.Wenn sein Gesicht mit „Botox-Wangen“auf der Videofläche erscheint, heißt der Kommentar: „Putin pisst sich ein“.
Zweites Angriffsziel ist die russisch-orthodoxe Kirche und deren enge Beziehung zum Kreml. Deshalb kam es 2012 auch zu einem Überraschungsauftritt in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, in deren Folge die Mitglieder verhaf- tet wurden. Für drei Frauen, unter ihnen Maria Alekhina, kam es zur Verurteilung: „Zwei Jahre Gefängnis wegen Rowdytum aus religiösem Hass“. In die Riot-Sprache übersetzt, heißt das: „Wer auf dem Altar tanzt, wird in den Knast verpflanzt.“
All diese Vorgänge präsentierte die Gruppe, neben Maria noch Nastya Awott, Max Awott und Kiryl Masheka, in einer Mischung aus Hardcoreund Anarcho-Punk. Die angedrohte Gewalt beschränkte sich dann doch aufWasserspritzen, was in der sommerlich-stickigen Glashalle gut ankam. Irgendwann zeigten sich die Vier auch mit ihrem optischen Markenzeichen, den selbst gestrickten Sturmhauben zum Verstecken ihrer Gesichter.
Große Begeisterung an der Ronsdorfer Straße.