Großmann schließt Restaurant La Vie
Sein Konzern Georgsmarienhütte trennt sich vom Sterne-Tempel und hat Ärger mit dem Kartellamt.
Für Jürgen Großmann läuft es aktuell nicht rund: Der frühere RWE-Chef hat in seinem Unternehmen, der Georgsmarienhütte (GMH), viele Baustellen. Nun trennt er sich von seinem Liebhaberprojekt, dem Sterne-Restaurant La Vie in der Altstadt von Osnabrück. Das zur GMH Gruppe gehörende Restaurant habe am 15. Juli den gastronomischen Betrieb eingestellt, teilte das Unternehmen mit.
Im La Vie hatte Großmann, der gerne auf großem Fuß lebt, Geschäftspartner und Freunde ausgeführt. Über zwölf Jahre kochte hier Thomas Bühner und sammelte Auszeichnungen: drei Michelin Sterne und 19 Punkte im Gault Millau. Doch rentabel war das Ganze laut Branchenkreisen nicht. Die Frage, wie hoch die Verluste des La Vie wa- ren, ließ die GMH-Sprecherin unbeantwortet und verwies auf eine Presseinformation. Darin heißt es: „Die Geschäftsführung hat entschieden, das Engagement in der Sterne-Gastronomie zu beenden. Im Zuge der organisatorischen Neuausrichtung der GMH Gruppe liegt der unternehmerische Fokus auf der Stahlherstellung und -verarbeitung.“Starkoch Bühner werde sich„neuen Aufgaben rund um die Gastronomieszene zuwenden“, mit den Mitarbeitern würden gespräche geführt.
Verlustbringer kann Jürgen Großmann, der im Nebenamt auch die RAG-Stiftung kontrolliert, jedenfalls nicht mehr gebrauchen. Die Branche leidet unter Überkapazitäten, die GMH hat zu kämpfen. Und nun droht noch das Bundeskartellamt noch mit einer millionenschweren Buße. Am Donnerstag hatte die Behörde Bußgelder von insgesamt 205 Millionen Euro gegen sechs Edelstahl-Unternehmen wegen Preisabsprachen und des Austauschs wettbewerblich sensibler Informationen verhängt. Die Unternehmen hätten über Jahre erheblich Preisbestandteile abgesprochen und den Wettbewerb erheblich beeinträchtigt, kritisierte Behörden-Chef Andreas Mundt. Voestalpine kam als Kronzeuge ohne Buße davon. Gegen vier weitere Unternehmen und einen Verband dauern die Ermittlungen noch an, teilte die Behörde mit. Und bei einem dieser Unternehmen handelt es sich offenbar um die GMH. Die GMH-Sprecherin erklärte: „Wie man der Verlautbarung der Kartellbehörde entnehmen kann, ist die Georgsmarienhütte Holding noch im Verfahren.Zu laufenden Verfahren und Ermittlungen können wir keine Stellung nehmen.“
1993 hatte Jürgen Großmann die marode Georgsmarienhütte für einen symbolischen Preis von zwei Mark übernommen und gerettet. 2006 gab er die Geschäftsführung ab, von 2007 bis 2012 war er RWEChef. Er präsentierte gerne seine Oldtimern und sein Luxushotel Kulm in Arosa. Sein Sterne-Restaurant ist nun Geschichte.