700 Jazzfans im Hofgarten
Die Reihe „Jazz im Hofgarten“ist in ihr 40. Jahr gestartet. Noch an drei Samstagen gibt es Musik im Freien.
Die Konzertreihe geht ins 40. Jahr und hätte es zum Jubiläum schlechter mit dem Wetter treffen können. 700 Besucher genossen die Musik.
Peter Weiss sitzt gelassen auf einer Bank neben der Bühne und hört den ersten Liedern des Ensembles „Eurasians 5“zu. „Der Anfang hat ja schon mal sehr gut geklappt“, sagt Weiss, der als künstlerische Leiter die Konzertreihe „Jazz und Weltmusik im Hofgarten“organisiert. Am Samstag war Start der inzwischen 40. Ausgabe – ein Klassiker in der sommerlichen Kulturszene Düsseldorfs also. Vor der Bühne haben sich etwa 700 Besucher versammelt. Eine ordentliche Zahl, angesichts der Hitze während der vergangenen Wochen und eines vorausgesagten, dann aber nicht eingetroffenen Gewitters.
Bis zu 1000 Gäste habe er bei vergangenen Konzerten schon gezählt, oft auch bei widrigen Wetterbedingungen. Einmal, so erinnert er sich, saßen die gut 800 Musikfreunde unter Regenschirmen. Ein anderes Mal, als die Hitze schier unerträglich zu werden drohte, sei die Düsseldorfer Feuerwehr vorbei gekommen und habe im hohen Bogen eine Wasserfontäne aus dem Feuerwehrschlauch losgelassen, um die Menschen zu erfrischen. Am Samstag aber ist weder das eine noch das andere nötig. Die gegenwärtige Hitzewelle hatte eine Pause eingelegt, etwaige Gewitter zogen an Düsseldorf vorbei. So ist die Stimmung bei den Besuchern ausgezeichnet.
Kaum jemand ist unvorbereitet gekommen. Ein Decke ist das Mindeste, an das die Besucher gedacht haben. Manch‘ einer sitzt da mit Blick in Richtung Bühne, andere haben sich lang ausgestreckt, die Augen geschlossen und genießen auf dieseWeise die Musik. Auch haben viele der Anwesenden einen Campingstuhl zum Aufklappen dabei, andere hingegen nehmen einfach auf den trockenen Gras Platz. Für Getränke sorgt jeder selbst. Mitgebracht haben die Besucher Wasser und Soft-Drinks. Ein junges Paar verspeist mit Stäbchen mitgebrachtes Sushi, aus einigen Metern Entfernung ist das Plopp eines Sektkorkens zu hören.
Noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort zum Zuhören ist Gabriele Schulz. Die Düsseldorferin hat ein Sitzkissen im Rucksack und blickt sich um. „Ich war in den vergangenen Jahren zu vielen Konzerten hier und freue mich, dass es nun wieder los geht“, sagt sie. Ihr gefällt die Musikauswahl, weil die Musiker stets Lieder und Melodien jen- seits der musikalischen Massenware präsentieren. „Sehr alternativ, sehr international“, sagt sie.
Tatsächlich sind ungewöhnliche Klänge von der Bühne zu hören. Im Ensemble „Eurasians 5“spielen Musiker aus Deutschland, Iran und der Ukraine. In ihrer Musik verschmelzen sie Folk-Elemente mit europäisch-amerikanischen Jazz. Eine Mixtur, die unkonventionell klingt. In der nächsten Woche wird die Gruppe „Dagadana“die ukrainische und polnische Kultur durch Jazz, Elektronik und Weltmusik verbinden. Aus Afrika kommt der Musiker Aly Keita mit dem Instrument Balafon. Es folgt am 11. August der Auftritt von Amants de Lulu mit einer Mischung aus Klassik und euro- päischen Folk, am 18. August treten die Gitarristen Philipp van Endert und Björn Thoroddsen auf und die deutsch-türkische Gruppe Tan.
Das Programm hat PeterWeiss zusammengestellt.„Wir versuchen immer eine ausbalancierte Mischung zu finden aus exotischer Musik, Neuheiten und Mainstream“, sagt er. Die Bands müssten einander ergänzen, um eine gewisse originelle Qualität zu erreichen und bei den Besuchern Interesse zu wecken. Das klappt seit 40 Jahren gut. Viele Musiker bewerben sich bei Peter Weiss um einen Auftritt, andere Künstler kennt er persönlich, wieder andere werden ihm empfohlen. Finanziert wird die Konzertreihe durch die Stadt Düsseldorf, sagt Weiss. „Diese Unterstützung weiß ich zu schätzen.“
Die Musikauswahl weckt auch das Interesse von Passanten, zu zufällig an der Bühne im Hofgarten vorbei kommen. So wie Martin Garbeier. Er hat eine Radtour unternommen und tritt vor der Bühne auf die Bremse. „Jetzt wohne ich schon so lange in Düsseldorf und erfahre erst jetzt, dass es hier so eine gute und kostenlose Konzertreihe open Air gibt“, sagt er und setzt sich ins Gras. „In der nächsten Woche komme ich wieder – und zwar pünktlich. Diese Musik möchte ich nicht verpassen.“
Das Musikprogramm für die folgenden Wochen ist nachzulesen im Internet:
www.jazz-schmiede.de