Nach drei Jahren Abstinenz ist Andreas Lambertz zurück im Fortuna-Dress. Mehr als 1000 Zuschauer verfolgten sein erstes Pflichtspiel in der Regionalliga West gegen den SV Lippstadt. Bei der U23 nimmt er nun eine tragende Rolle ein.
Andreas Lambertz ist völlig geschafft. Ausgepumpt lehnt der 33-Jährige mit ausgestreckten Armen am Zaun, der das Spielfeld vom Zuschauerbereich trennt. Sichtlich erschöpft, aber irgendwie auch zufrieden. Das Auftaktspiel von Fortunas U23 in der Fußball-Regionalliga gegen den SV Lippstadt ist soeben mit einem 0:0-Unentschieden über die Bühne gegangen.
Der Mittelfeldspieler nimmt sich viel Zeit, um mit Bekannten ein paar Worte auszutauschen und kommt sämtlichen Autogrammwünschen mit mindestens ebenso großer Freude wie Geduld nach. Er signiert Eintrittskarten, Fotos sowie Fanutensilien – und trinkt zwischendurch auch mal kurz einen Schluck aus der Wasserflasche, die der Bund seiner Hose am Körper fixiert.
Insgesamt 1018 Zuschauer sind an diesem drückend warmen Samstagmittag ins Flingerner Paul-Janes-Stadion geströmt, um den Publikumsliebling endlich wieder im roten Fortuna-Trikot zu sehen. Gegen Lippstadt gibt Lambertz drei Jahre nach dem Abgang zu Dynamo Dresden sein lang herbeigesehntes Comeback. Und die alten Gewohnheiten haben sich in dieser Zeit mitnichten verflüchtigt. „Ich habe mich in der Kabine genau dahin gesetzt, wo ich auch damals immer saß“, erzählt der große Kämpfer.
Mittlerweile sitzt er übrigens ebenfalls, aber nicht im Bauch des Stadions, sondern auf einer Holzbank neben dem Rasen. Seinen letzten Auftritt am Flinger Broich hatte der gebürtige Dormagener beim 4:1-Testspiel-Sieg der Düsseldorfer Profis vor vier Jahren gegen Wigan Athletic. Damals wurde er für eine knappe halbe Stunde eingewechselt, am Samstag stand er von Beginn an auf dem Feld – natürlich mit der Kapitänsbinde um den linken Oberarm. Irgendwie eine Selbstverständlichkeit. „Das kam eigentlich gar nicht so richtig zur Ansprache, ich hatte das Ding in jeder Vorbereitungspartie an, und heute dann auch“, erzählt er.
Das ist einVerdienst von Zeugwart Marco Rose.„Er kam vor jedem Spiel zu mir und hat mir die Binde angezogen“, sagt Lambertz und grinst. Dann wird er nachdenklich: „Es hätte aber auch Sinn ergeben, einen jungen Spieler zum Kapitän zu machen, um ihn mit in die Verantwortung zu nehmen.“Zur Debatte stand dieses Thema augenscheinlich jedoch nicht. Und ebenso unbestritten ist die Führungsrolle, die der 33-Jährige nun im Regionalliga-Team der Fortuna einnimmt. „Das war aber auch in Dresden nicht anders“, beschwichtigt Lambertz und ist gleichzeitig bemüht, sich ein wenig aus dem Mittelpunkt zu schleichen.
Dieser Versuch gelingt nur kurz. Stattdessen rückt Trainer Nico Michaty, der am Samstag sein Pflichtspieldebüt auf der Bank der „Zwoten“feierte, seine Führungsfigur Fortuna II – SV Lippstadt 0:0 wieder ins Zentrum. „Lumpi ist für uns sehr wichtig, einfach wegen seiner Erfahrung. Er geht auf die Jungs zu, und auch seine Art, Fußball zu spielen, passt zu uns“, betont der neue Coach. „Er ist ein Vorbild, ein Ratgeber.“Jemand, der vorangeht, und sich ganz uneitel in den Dienst der Mannschaft stellt.
Auch in der ersten Begegnung nach seine Rückkehr weist er das umgehend nach. Kein Weg ist dem Leitwolf zu weit. Mal taucht er in der ersten Pressinglinie auf, mal ackert er auf seiner vorgesehenen Positi- on in der Mittelfeld-Zentrale. Und alles bei dem unliebsamen, schwülen Wetter. Deshalb unterstreicht er: „Bei diesen Temperaturen ist das alles nicht so einfach, über 90 Minuten zu gehen.“Doch die Sprechchöre nachher fallen trotzdem gebührend aus.
Dem Routinier ist das als echter Teamplayer ein wenig unangenehm. Aber er arrangiert sich damit. Erst als sich das Stadion schon deutlich geleert hat, verschwindet Lambertz in der Kabine. Er ist eben ziemlich platt.