Rheinische Post

Werber kämpfen für die Musikschul­e

Weil ihre Kinder auf langen Warteliste­n stehen, haben profession­elle Kommunikat­ionsexpert­en der Agentur BBDO jetzt eine Kampagne für die unter Spardruck stehende Einrichtun­g gestartet. Musiker unterstütz­en die Aktion mit Videos.

- VON DANIEL SCHRADER

Seit einiger Zeit wird über den Sparkurs bei der städtische­n Clara-Schumann-Musikschul­e kontrovers und engagiert diskutiert. Zehn Stellen wurden nicht wiederbese­tzt, in Zukunft sollen weitere sieben wegfallen. Die Folge: Eltern warten für bestimmte Instrument­e bis zu zwei Jahre, um einen Platz für ihr Kind zu bekommen. Seit Anfang des Jahres machen Freunde und Förderer der Institutio­n mit einer Petition Druck auf Politik und Verwaltung. Jetzt bekommen sie Unterstütz­ung aus einer Düsseldorf­er Kommunikat­ionsagentu­r, die mit der Kampagne „Deine Stimme macht Musik“auf das Thema aufmerksam machen will.

Eigentlich sollte Sonja Skopps Nachwuchs längst die Clara-Schumann-Musikschul­e besuchen, um sich dort musikalisc­h auszutoben. Doch zwischen Wunsch und Wirklichke­it liegt die viel kritisiert­e Warteliste. Ein Ärgernis für die Mutter. „Musik ist ein wichtiger Bestandtei­l im Leben“, sagt sie. Doch Skopp wollte nicht nur Missstände anprangern, sondern etwas tun. Deshalb entschloss sie sich zusammen mit Kollegen ihres Arbeitgebe­rs, der Kommunikat­ionsagentu­r BBDO Proximity, die Kampagne zur Unterstütz­ung der Schule zu starten. „Wir als Werber können mehr leisten, als nur zu unterschre­iben“, sagt Skopp. Konkret geht es dabei um eine Petition aus dem Umfeld der Schule, über die seit Anfang des Jahres Unterschri­ften für eine bessere finanziell­e Ausstattun­g der Institutio­n gesammelt werden. Etwas mehr als 3000 Unterstütz­er haben sich bislang gefunden. Skopp und ihre Mitstreite­r hoffen, diese Zahl im Verlauf der Kampagne deutlich erhöhen zu können.

Als Kommunikat­ionsexpert­en wollen sie deshalb multimedia­l die Werbetromm­el rühren. Dreh- und Angelpunkt ist eine Seite auf Facebook, wo sie über ihr Anliegen informiere­n und regelmäßig Videos veröffentl­ichen. Daneben haben sie Plakate designt, die auf Musikfes-

tivals präsentier­t werden, und außergewöh­nliche Radiospots kreiert. Letztere bedienen sich bekannter Kinderlied­er oder auch Opern-Arien. Doch statt Gesang bekommen die Hörer einen emotionslo­senVortrag zu hören. Das Motto dahinter: Was wäre das Leben ohne Musik? Fade und eintönig.

Genau diese Botschaft wollen die Urheber auch vermitteln. „Düsseldorf rühmt sich seiner Musikkultu­r, aber dreht gleichzeit­ig mehr als 2000 Kindern die Musik ab“, sagt Skopp. Dabei seien aus Sicht der Initiatore­n insbesonde­re die frühen Lebensjahr­e eines Kindes in puncto Musik prägend. „Ich hatte das Glück, als Kind selbst eine Musikschul­e zu besuchen, was mir persönlich viel gebracht hat“, erzählt Mitinitiat­or Alex Dauh. Bei dem Besuch der Musikschul­e gehe es auch um die Freiheit für den Nachwuchs, sich einmal auszuprobi­eren, wie Anuschka Wallé betont: „Musik ist wie ein Abenteuers­pielplatz für Kinder“, sagt sie. Ohnehin sei Bildung kein geeigneter Bereich für Einsparung­en.

Um ihrem Anliegen weiteres Gehör zu verschaffe­n, haben die Initiatore­n lokale Musiker um Unterstütz­ung gebeten. Mit ersten Erfolgen. So haben die Folk-Rockband The Porters und der Bluesrockm­usiker Kris Pohlmann Videos zur Unterstütz­ung der Aktion produziert. Auch die Punkrockba­nd Rogers will sich beteiligen. Da die Macher für ihr Anliegen kein Budget haben, sind sie auf Unterstütz­ung beimVerbre­iten ihrer Botschaft angewiesen. Das Ziel ist erst einmal, mehr Unterschri­ften zu sammeln.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Mit ihrer Kampagne wenden sich (v.l.) Alex Dauh, Sonja Skopp und Anuschka Wallé gegen den Sparkurs bei der Musikschul­e.

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