Werber kämpfen für die Musikschule
Weil ihre Kinder auf langen Wartelisten stehen, haben professionelle Kommunikationsexperten der Agentur BBDO jetzt eine Kampagne für die unter Spardruck stehende Einrichtung gestartet. Musiker unterstützen die Aktion mit Videos.
Seit einiger Zeit wird über den Sparkurs bei der städtischen Clara-Schumann-Musikschule kontrovers und engagiert diskutiert. Zehn Stellen wurden nicht wiederbesetzt, in Zukunft sollen weitere sieben wegfallen. Die Folge: Eltern warten für bestimmte Instrumente bis zu zwei Jahre, um einen Platz für ihr Kind zu bekommen. Seit Anfang des Jahres machen Freunde und Förderer der Institution mit einer Petition Druck auf Politik und Verwaltung. Jetzt bekommen sie Unterstützung aus einer Düsseldorfer Kommunikationsagentur, die mit der Kampagne „Deine Stimme macht Musik“auf das Thema aufmerksam machen will.
Eigentlich sollte Sonja Skopps Nachwuchs längst die Clara-Schumann-Musikschule besuchen, um sich dort musikalisch auszutoben. Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt die viel kritisierte Warteliste. Ein Ärgernis für die Mutter. „Musik ist ein wichtiger Bestandteil im Leben“, sagt sie. Doch Skopp wollte nicht nur Missstände anprangern, sondern etwas tun. Deshalb entschloss sie sich zusammen mit Kollegen ihres Arbeitgebers, der Kommunikationsagentur BBDO Proximity, die Kampagne zur Unterstützung der Schule zu starten. „Wir als Werber können mehr leisten, als nur zu unterschreiben“, sagt Skopp. Konkret geht es dabei um eine Petition aus dem Umfeld der Schule, über die seit Anfang des Jahres Unterschriften für eine bessere finanzielle Ausstattung der Institution gesammelt werden. Etwas mehr als 3000 Unterstützer haben sich bislang gefunden. Skopp und ihre Mitstreiter hoffen, diese Zahl im Verlauf der Kampagne deutlich erhöhen zu können.
Als Kommunikationsexperten wollen sie deshalb multimedial die Werbetrommel rühren. Dreh- und Angelpunkt ist eine Seite auf Facebook, wo sie über ihr Anliegen informieren und regelmäßig Videos veröffentlichen. Daneben haben sie Plakate designt, die auf Musikfes-
tivals präsentiert werden, und außergewöhnliche Radiospots kreiert. Letztere bedienen sich bekannter Kinderlieder oder auch Opern-Arien. Doch statt Gesang bekommen die Hörer einen emotionslosenVortrag zu hören. Das Motto dahinter: Was wäre das Leben ohne Musik? Fade und eintönig.
Genau diese Botschaft wollen die Urheber auch vermitteln. „Düsseldorf rühmt sich seiner Musikkultur, aber dreht gleichzeitig mehr als 2000 Kindern die Musik ab“, sagt Skopp. Dabei seien aus Sicht der Initiatoren insbesondere die frühen Lebensjahre eines Kindes in puncto Musik prägend. „Ich hatte das Glück, als Kind selbst eine Musikschule zu besuchen, was mir persönlich viel gebracht hat“, erzählt Mitinitiator Alex Dauh. Bei dem Besuch der Musikschule gehe es auch um die Freiheit für den Nachwuchs, sich einmal auszuprobieren, wie Anuschka Wallé betont: „Musik ist wie ein Abenteuerspielplatz für Kinder“, sagt sie. Ohnehin sei Bildung kein geeigneter Bereich für Einsparungen.
Um ihrem Anliegen weiteres Gehör zu verschaffen, haben die Initiatoren lokale Musiker um Unterstützung gebeten. Mit ersten Erfolgen. So haben die Folk-Rockband The Porters und der Bluesrockmusiker Kris Pohlmann Videos zur Unterstützung der Aktion produziert. Auch die Punkrockband Rogers will sich beteiligen. Da die Macher für ihr Anliegen kein Budget haben, sind sie auf Unterstützung beimVerbreiten ihrer Botschaft angewiesen. Das Ziel ist erst einmal, mehr Unterschriften zu sammeln.