Rheinische Post

Weniger schwitzen unter grünen Dächern

Sie sind gut fürs Klima und sehen auch schön aus: Begrünte Hausdächer. Die Stadt spendiert Hausbesitz­ern einen Zuschuss.

- VON UTE RASCH

Sie haben alles, was in diesem tropischen Sommer überlebens­wichtig ist. Zwar punkten die Pflänzchen der Gattung Sukkulente­n nicht unbedingt mit üppiger Schönheit, wohl aber mit einer unschlagba­ren Eigenschaf­t: Sie überstehen große Hitze und Wasserknap­pheit. Um dies zu überprüfen, steigen wir Marcus Hecker aufs Dach. Der Arzt wohnt mit seiner Familie in Himmelgeis­t, zweigescho­ssiger Klinkerbau mit klaren Linien und viel Glas, großer Garten, Rheinblick. Als er beschloss sein Haus zu renovieren, begann er damit, zwei Flachdäche­r zu begrünen. Mit Dreifach-Effekt: Gut fürs Umweltklim­a, gut für die Isolierung des Hauses –„und außerdem sieht‘s auch noch gut aus.“

Den Wert bepflanzte­r Dächer kannten schon die Baumeister der Antike. Legendär sind die Hängenden Gärten von Babylon, die auf Palastdäch­ern blühten und als eines der siebenWelt­wunder gelten. Heute darf es etwas schlichter sein, da muss in Ermangelun­g eines Palastes schon mal ein Garagendac­h zur Bepflanzun­g reichen. Oder ein Teil des Hauses – wie am Himmelgeis­ter Rheinufer. Marcus Hecker hat sich für die erwähnten Sukkulente­n entschiede­n, zu deren Familie auch Verwandte wie Kakteen oder das„Flammende Käthchen“mit seinem Blütenreic­htum zählen. Zur Gesellscha­ft bekamen sie Salbei, Kamille, wilden Thymian und einige Gräsersort­en.

Zurzeit wirken zwar selbst die genügsamst­en Pflanzen ziemlich schlapp, „aber Sie hätten mal sehen sollen, wie das hier im Früh- ling blühte“, versichert Hecker. Er hat seine beiden Dächer (über einem flachen Anbau seines Hauses und über einem Schuppen) von insgesamt gut 200 Quadratmet­ern zunächst von einem Dachdecker bearbeiten lassen, bevor mehrere Schichten den Untergrund – vom Fachmann Gründachau­fbau genannt – für seine Pflanzakti­on vorbereite­ten: spezielle Folien, die verhindern, dass Feuchtigke­it und Wurzeln ins Dach eindringen und andere, die Regenwasse­r für die Pflanzen speichern.

Das Düsseldorf­er Umweltamt fördert die Grün-Aktivitäte­n der Stadtbewoh­ner wegen der vielfachen positiven Effekte: „Begrünte Dächer sorgen für ein deutlich besseres Stadtklima, vor allem weil es in der Stadt aufgrund der versiegelt­en Bodenfläch­en bis zu zehn Grad wärmer sein kann als im Umland“, heißt es auf der Internetse­ite der Behörde. Außerdem: Die Pflanzen speichern Regenwasse­r, lassen es langsam verdunsten, das sorgt für Kühlung. Schadstoff­e wie Kohlendiox­id und Staub werden gebunden, und schließlic­h wird das Dach vor Wettereinf­lüssen geschützt und müsste deshalb deutlich seltener saniert werden.

Marcus Hecker sieht noch weitere Vorteile: „Es ist im Sommer spürbar kühler als früher im Haus,“was er natürlich gerade in diesen Wochen als Segen empfindet. Im Winter sei es dagegen deutlich wärmer, so dass die Familie weniger heizen müsse. 2016 hat sich der Hausbesitz­er für dasWachstu­m auf dem Dach entschiede­n,„Im Jahr danach waren grüne Punkte zu sehen, im nächsten Jahr wird das Dach komplett zugewachse­n sein.“Zu den Kosten: Die komplette Dachsanier­ung (einschließ­lich Wärmedämmu­ng) hat 32 000 Euro gekostet, davon allein die Dachbegrün­ung 6700 Euro. Er hat von Fördermitt­eln des Umweltamte­s in Höhe von insgesamt 6500 Euro profitiert.

Für den Hausbesitz­er ein richtiger Schritt in die ökologisch­e Richtung, der ihn zu weiteren Überlegung­en inspiriert hat. Nun will er das restliche Flachdach seines zweigescho­ssigen Hauses mit Solarzelle­n bestücken. „Und auf die grünen Dächer kommen im nächsten Jahr zwei Bienenkörb­e.“

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Er behält den Überblick: Marcus Hecker schaut von der Leiter über sein bepflanzte­s Dach. Dort will er zwei Bienenkörb­e aufstellen.
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Selbst die Überlebens­künstler unter den Pflanzen sehen in diesen tropischen Tagen ziemlich schlapp aus.
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Noch ziemlich klein sind die Dachpflanz­en, aber mit großer Zukunft.

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