Ein Theater packt ein
In der Sommerpause muss das FFT seine Kammerspiele vorübergehend räumen. Den endgültigen Umzug hat das Haus fest im Blick.
Theater in der Baustelle ist in Düsseldorf seit einigen Jahren Programm. Das Schauspielhaus sieht sich mit Bauarbeiten am Gustaf-Gründgens-Platz konfrontiert, im Tanzhaus klebten sie das Dach zuletzt mit Folien ab, das Forum Freies Theater (FFT) mit seinen Kammerspielen an der Jahnstraße hat eine Großbaustelle über den Köpfen.
Denn über den Theaterräumen im Untergeschoss entsteht in dem früheren Bürogebäude ein neuer Hotelkomplex mit 79 Zimmern. Tagsüber wird dort also gehämmert und gebohrt, abends wird gespielt. Nicht immer funktionierte das in den vergangenen Monaten reibungslos: Zweimal hatte das FFT mit Wasserschäden im Zuschauerraum zu kämpfen, offenbar ausgelöst durch die Bauarbeiten. Vorstellungen mussten daraufhin abgesagt werden.
Nun, in der Sommerpause, die das FFT nach seinem gerade zu Ende gegangenen Ferienprogramm endgültig einläutete, müssen die Theaterleute die Kammerspiele gänzlich räumen – vorübergehend. Die Bauarbeiten erfordern es. Für die kommende Saison aber sei der Spielbetrieb dem Bauträger zufolge gesichert, heißt es aus dem FFT.
Im September beginnt die neue Spielzeit an der Jahnstraße – für den 14. September ist dieWiederaufnahme des Jugendtheaterstücks „Democratic Playground“geplant, und am 16. September soll mit einem Konzert an die ägyptische Sängerin Oum Kalthoum erinnert werden. Das Programm zu Spielzeitbeginn stehe ganz im Zeichen der Solidarität, sagt FFT-Leiterin Kathrin Tie- demann. „Wir zeigen künstlerische Arbeiten über Gastfreundschaft und demokratische Spielregeln, über die Kämpfe der Ankommenden und gemeinschaftsstiftende Rituale.“Zudem will das Haus seinen Digital-Schwerpunkt ausbauen, und seine Suche nach „einem zukünftigen Theater in der digitalisierten Welt“fortsetzen, so Tiedemann.
Das FFT hofft damit erneut auf viel Zuspruch. In der vergangenen Spielzeit begrüßte das Theater in seinen Spielstätten an der Jahnund Kasernenstraße in 338 Veranstaltungen nach eigenen Angaben insgesamt 20.460 Zuschauer. Das entspricht einer Auslastung von 78 Prozent.
Wer sich in den vergangenen Monaten im FFT umtat, weiß allerdings, dass das Haus längst nicht nur an aktuelle oder kommende Spielzeiten denkt. Fest im Blick hat das Theater das Jahr 2021. Dann nämlich soll es an den Konrad-Adenauer-Platz in das frühere Postgebäude (gegenüber des Hauptbahnhofs) ziehen, auch die Zentralbibliothek wird dort untergebracht. Ein„kultureller Hotspot“soll dort entstehen, so sagte es jüngst Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Kurz vor der Sommerpause beschäftigte sich das FFT bereits mit den neuen Räumlichkeiten. Anlässlich des großen Kunstprojekts „Von fremden Ländern in eigenen Städten“, das zurzeit in der Bahnhofsgegend läuft, öffnete das Theater für einige Tage die Tore zum neuen Domizil. In den nächsten Jahren wird dort nun umgebaut.
Im Hinblick auf den Umzug möchte das FFT Düsseldorfs Stadtentwicklung aber wieder zum Thema machen. „Die Geschichten der
Bühnen und Theater erzählen immer wieder auch Geschichten davon, wie Stadt aussehen könnte“, sagte Tiedemann.
Von stadtplanerischem Interesse ist auch, wie es nach dem Umzug des FFT an der Jahnstraße weitergeht. Das ist bislang offen. Während das Marx-Haus an der Kasernenstraße – in dem das FFT-Jugendtheater untergebracht ist – verkauft werden soll, könnte die Kellerbühne auf jeden Fall weiter bespielt werden. Hotel hin oder her. Die Stadt hat dort Sondernutzungsrechte. Sie gelten noch bis 2078.