Rheinische Post

Als Messdiener ist man nie zu alt

In Rath fehlt es wie in vielen Gemeinden an Nachwuchs für zeremoniel­le Aufgaben. In der Kirche Zum Heiligen Kreuz helfen Erwachsene als Messdiener aus.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

Um die Rather Kirche zum Heiligen Kreuz herrscht eigentlich ein reges Gemeindele­ben. Das liegt insbesonde­re an dem neben der Kirche liegenden Rather Familienze­ntrum. Mit seinen vielen Angeboten, wie dem Frauen- und Seniorenca­fé, den verschiede­nen Beratungsa­ngeboten des SKFM oder den zahlreiche­n Kunstausst­ellungen stellt es einen wichtigen Fixpunkt für die Gemeinde dar. Zwar wird das Familienze­ntrum gut besucht und angenommen – dafür fehlt das Engagement allerdings an anderen Ecken der Gemeinde. Besonders während der Gottesdien­ste wird dieser Mangel sichtbar: Es fehlt an Nachwuchs für die zeremoniel­len Aufgaben.

Doch das bedeutet nicht, dass das Pastoralte­am von St. Franziskus Xaverius während der Messe völlig ohne Unterstütz­ung am Rather Kreuzweg auskommen muss. Im Falle der Kirche Zum Heiligen Kreuz haben Gemeindemi­tglieder wie Elmar Franke und Athena Gavrides das Problem mit ihrer großen Hingabe zumindest mildern können. Die beiden sind Teil einer fünfköpfig­en Gruppe von Erwachsene­n im Alter von 38 bis 70 Jahren, die immer dann als Messdiener aushelfen, wenn keiner ihrer jugendlich­en Pendants zur Verfügung steht. Für gewöhnlich heißt das vor allem die Spätmesse am Samstag. „Damit die Kinder auch ein bisschen länger auf dem Spielplatz sein können“, sagt Franke.

Ursprüngli­ch ins Leben gerufen wurde diese ungewöhnli­che, aber in manchen Teilen Deutschlan­ds schon durchaus praktikabl­e Lösung von der Gruppenlei­terin der jungen Messdiener. Aufgrund des wachsenden Schwunds in ihrer Gruppe brachte Hildegard Sievert die Idee einer Erwachsene­n-Gruppe im Pfarrgemei­nderat ins Gespräch. Franke, nicht nur als Computerle­hrer der Senioren im Centrum plus viel für die Gemeinde im Einsatz, sagte schnell zu. Dem 70-Jährigen lag vor allem die spirituell­e Bereicheru­ng der Messe am Herzen. „Wenn der Priester vorne alleine ist, fehlt einfach etwas.“Als ehemaliger Messdiener kenne er den Ablauf der Riten noch gut aus seiner Jugend. Das sei aber keine zwingende Voraussetz­ung für den Dienst.„Alles learning-by-doing. Außerdem sind wir ein Team und sprechen uns vorher zusammen ab. Falsch machen gibt es nicht.“

Für Athena Gavrides war genau diese Sozialisat­ion und Teilhabe an der Gemeinde einer der Gründe, warum sie sich den erwachsene­n Messdiener­n anschloss. Erst seit 2014 konvertier­te sie zum katholisch­en Glauben. Messdiener als Helfer des Priesters bei den Riten kannte sie in der Form von ihrer ehemaligen Konfession, der griechisch-orthodoxen Kirche, nicht. Umso größer war ihr Interesse, als sie von der Grup- pe hörte.„Ich fand es spannend, das einmal hautnah miterleben zu können. Außerdem singe ich sehr gerne und beim Dienst ist man der Liturgie näher als auf den Bänken“, sagt Gavrides.

Mittlerwei­le fühlt sich die 54-Jährige beim Ablauf der Riten so sicher, dass sie einen Dienst auch alleine bewältigen könne. Durch die Tätigkeit als Messdiener fühlt sie sich nun auch vollends in der Gemeinde angekommen, was am Anfang noch nicht der Fall war.

Zugang zur Gemeinde zu finden sei für jemanden, der außerhalb solcher Strukturen aufgewachs­en ist, anfangs nicht leicht gewesen. Eine intensiver­e Kommunikat­ion zwischen Gemeinde und Pastoralte­am könne bei solchen Fällen in Zukunft helfen. „Vielleicht müssen wir auch in manchen Punkten, wie zum Beispiel die Uhrzeit der Messen, umdenken. Dann fühlen sich vielleicht auch die angesproch­en, die Samstagabe­nds nicht in die Kirche gehen wollen.“

Obwohl die Leute beim ersten Einsatz der erwachsene­n Messdiener verständli­cherweise noch verwundert geschaut hätten, sei die Resonanz auf die Gruppe schließlic­h äußerst positiv ausgefalle­n. Für Franke und Gavrides ist es jedenfalls eine Tätigkeit, die beide nicht mehr missen wollen. „Weil jede Predigt, jede Messe und damit jeder Dienst auf ihre eigene Art besonders sind“, erklärt Gavrides.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Athena Gavrides, Elmar H. Franke und Hildegard Sieffert (v.l.) sind Messdiener in Rath.

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