Als Messdiener ist man nie zu alt
In Rath fehlt es wie in vielen Gemeinden an Nachwuchs für zeremonielle Aufgaben. In der Kirche Zum Heiligen Kreuz helfen Erwachsene als Messdiener aus.
Um die Rather Kirche zum Heiligen Kreuz herrscht eigentlich ein reges Gemeindeleben. Das liegt insbesondere an dem neben der Kirche liegenden Rather Familienzentrum. Mit seinen vielen Angeboten, wie dem Frauen- und Seniorencafé, den verschiedenen Beratungsangeboten des SKFM oder den zahlreichen Kunstausstellungen stellt es einen wichtigen Fixpunkt für die Gemeinde dar. Zwar wird das Familienzentrum gut besucht und angenommen – dafür fehlt das Engagement allerdings an anderen Ecken der Gemeinde. Besonders während der Gottesdienste wird dieser Mangel sichtbar: Es fehlt an Nachwuchs für die zeremoniellen Aufgaben.
Doch das bedeutet nicht, dass das Pastoralteam von St. Franziskus Xaverius während der Messe völlig ohne Unterstützung am Rather Kreuzweg auskommen muss. Im Falle der Kirche Zum Heiligen Kreuz haben Gemeindemitglieder wie Elmar Franke und Athena Gavrides das Problem mit ihrer großen Hingabe zumindest mildern können. Die beiden sind Teil einer fünfköpfigen Gruppe von Erwachsenen im Alter von 38 bis 70 Jahren, die immer dann als Messdiener aushelfen, wenn keiner ihrer jugendlichen Pendants zur Verfügung steht. Für gewöhnlich heißt das vor allem die Spätmesse am Samstag. „Damit die Kinder auch ein bisschen länger auf dem Spielplatz sein können“, sagt Franke.
Ursprünglich ins Leben gerufen wurde diese ungewöhnliche, aber in manchen Teilen Deutschlands schon durchaus praktikable Lösung von der Gruppenleiterin der jungen Messdiener. Aufgrund des wachsenden Schwunds in ihrer Gruppe brachte Hildegard Sievert die Idee einer Erwachsenen-Gruppe im Pfarrgemeinderat ins Gespräch. Franke, nicht nur als Computerlehrer der Senioren im Centrum plus viel für die Gemeinde im Einsatz, sagte schnell zu. Dem 70-Jährigen lag vor allem die spirituelle Bereicherung der Messe am Herzen. „Wenn der Priester vorne alleine ist, fehlt einfach etwas.“Als ehemaliger Messdiener kenne er den Ablauf der Riten noch gut aus seiner Jugend. Das sei aber keine zwingende Voraussetzung für den Dienst.„Alles learning-by-doing. Außerdem sind wir ein Team und sprechen uns vorher zusammen ab. Falsch machen gibt es nicht.“
Für Athena Gavrides war genau diese Sozialisation und Teilhabe an der Gemeinde einer der Gründe, warum sie sich den erwachsenen Messdienern anschloss. Erst seit 2014 konvertierte sie zum katholischen Glauben. Messdiener als Helfer des Priesters bei den Riten kannte sie in der Form von ihrer ehemaligen Konfession, der griechisch-orthodoxen Kirche, nicht. Umso größer war ihr Interesse, als sie von der Grup- pe hörte.„Ich fand es spannend, das einmal hautnah miterleben zu können. Außerdem singe ich sehr gerne und beim Dienst ist man der Liturgie näher als auf den Bänken“, sagt Gavrides.
Mittlerweile fühlt sich die 54-Jährige beim Ablauf der Riten so sicher, dass sie einen Dienst auch alleine bewältigen könne. Durch die Tätigkeit als Messdiener fühlt sie sich nun auch vollends in der Gemeinde angekommen, was am Anfang noch nicht der Fall war.
Zugang zur Gemeinde zu finden sei für jemanden, der außerhalb solcher Strukturen aufgewachsen ist, anfangs nicht leicht gewesen. Eine intensivere Kommunikation zwischen Gemeinde und Pastoralteam könne bei solchen Fällen in Zukunft helfen. „Vielleicht müssen wir auch in manchen Punkten, wie zum Beispiel die Uhrzeit der Messen, umdenken. Dann fühlen sich vielleicht auch die angesprochen, die Samstagabends nicht in die Kirche gehen wollen.“
Obwohl die Leute beim ersten Einsatz der erwachsenen Messdiener verständlicherweise noch verwundert geschaut hätten, sei die Resonanz auf die Gruppe schließlich äußerst positiv ausgefallen. Für Franke und Gavrides ist es jedenfalls eine Tätigkeit, die beide nicht mehr missen wollen. „Weil jede Predigt, jede Messe und damit jeder Dienst auf ihre eigene Art besonders sind“, erklärt Gavrides.