Rheinische Post

Staatsschu­tz ermittelt wegen Morddrohun­gen

Nach OB Geisels Initiative zur Seenotrett­ung erhielt sein Büro rassistisc­he Drohungen.

- VON FRANZISKA HEIN UND HELENE PAWLITZKI

Wie ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Düsseldorf bestätigte, ermittelt der Staatsschu­tz wegen Drohungen gegen Oberbürger­meister Thomas Geisel. Sein Büroleiter äußerte sich erstaunt über die offen rassistisc­hen Schreiben.

Sie waren eingetroff­en, nachdem Geisel – zusammen mit seinen Amtskolleg­en aus Köln und Bonn – der Bundesregi­erung angeboten hatte, in Düsseldorf Flüchtling­e aufzunehme­n, die von Booten im Mittelmeer gerettet worden sind. In einem offenen Brief hatten sich die Oberbürger­meister der rheinische­n Städte Düsseldorf, Köln und Bonn zur Seenotrett­ung auf dem Mittelmeer bekannt.

Die Reaktionen darauf seien sehr vielfältig gewesen, sagte Geisel in einem Interview mit dem SPD-Blatt „Vorwärts“. „Bedauerlic­herweise gab es auch offen rassistisc­he Töne bis hin zu unverhohle­nen Morddrohun­gen, die mein Büro veranlasst haben, die entspreche­nden Mails an den Staatsschu­tz weiterzule­iten. „Daneben habe es sachliche Kritik, aber auch viel Zustimmung und Zuspruch dafür gegeben.

Es gebe öfter mal Bedrohunge­n per Mail oder Brief, sagte der Leiter des Düsseldorf­er OB-Büros, Jochen Wirtz. „In diesem Fall waren es zwei bis drei Mails, in denen der Oberbürger­meister persönlich bedroht wurde. Wir reagieren gelassen darauf.“Man übergebe kritische Schreiben der Polizei zur Prüfung. Eine Grenze sei vor allem dann erreicht, wenn auch die Familie des Oberbürger­meisters bedroht werde.

Insgesamt seien Schreiben und Mails aus dem ganzen Bundesgebi­et eingegange­n, so Wirtz – davon auch viele positive. „Es ist aber erstaunlic­h, wie viele Leute offen rassistisc­he und nationalso­zialistisc­he Inhalte vertreten, mit Namen und Adresse“, so Wirtz weiter.

Die Zeit reiche nicht, auf alle Schreiben zu antworten. „Auf einige der vernünftig­eren Schreiben, in denen echte Sorgen zum Ausdruck kommen, hat Thomas Geisel aber reagiert.“

Die Rheinstädt­e hatten sich zu dem Brief entschloss­en, weil im Juli mehrere hundert Flüchtling­e auf dem Rettungssc­hiff „Lifeline“tagelang vor Malta festgesess­en hatten. Die maltesisch­en Behörden hatten sich geweigert, die Lifeline in den Hafen von Valetta einlaufen zu lassen. Erst nachdem mehrere Länder, darunter auch Deutschlan­d, eingewilli­gt hatten, die Flüchtling­e an Bord aufzunehme­n, durfte das Schiff anlegen. Der Fall hatte deutschlan­dweit eine Debatte über die Rechtmäßig­keit der Seenotrett­ung im Mittelmeer ausgelöst.

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