Rheinische Post

Herrn Flemmings Innenhof voll Glück

Wo früher eine Betonplatt­e und viel Schutt lagen, wachsen inzwischen Kletterhor­tensien, Sommerflie­der und Ahorn. Vor allem wächst aber im Innenhof von Volker Flemming die Nachbarsch­aft zusammen. Ein beispielha­ftes Projekt.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

Wo früher eine Betonplatt­e und viel Schutt lagen, wachsen inzwischen Kletterhor­tensien, Sommerflie­der und Ahorn.

In Volker Flemmings Hinterhof an der Beethovens­traße in Flingern-Nord fühlen sich Ritterspor­ne und Lampenputz­ergras, Salbei und auch ein alter Apfelbaum sehr wohl. Nicht minder stolz ist der 48-Jährige darauf, dass auf den mehr als 100 Quadratmet­ern ein Ort entstanden ist für gute Nachbarsch­aft. So gut, dass sogar der Zaun zum angrenzend­en Haus niedergeri­ssen und der Innenhof vergrößert werden konnte. Der Garten wird nun gemeinscha­ftlich genutzt, was seinen drei Kindern besonders gut gefällt. Sie haben jetzt auch ein Baumhaus, in das sie sich mit den Nachbarski­ndern zurückzieh­en können, und ein Trampolin zum Austoben. Und die Erwachsene­n treffen sich auf der neu angelegten Terrasse zum Grillen oder Kaffeetrin­ken.

Noch vor gut einem Jahr sah es an der Beethovens­traße 33 anders aus. Im tristen Hinterhof lag eine Betonplatt­e.„Nachdem wir das Haus kernsanier­t hatten, haben wir uns mit den anderen Eigentümer­n Gedanken über den Innenhof gemacht, zumal sieben Kinder in unserem Haus leben“, sagt der 48-Jährige, der zwei Töchter und Söhne hat (vier Monate, drei, sechs und zwölf Jahre).

Dass das Umweltamt Innenhofbe­grünungen fördert, sei ein großer Ansporn gewesen, sagt der Familienva­ter und Geschäftsf­ührer eines Bauträgers. Mit Hilfe eines Garten- und Landschaft­sarchitekt­en habe man schnell einen skizzenhaf­ten Plan erstellen können, um beim Umweltamt Geld für das Begrünungs­projekt zu beantragen.

Gut 20.000 Euro haben die Eigentümer der Beethovens­traße 33 in die Entsiegelu­ng und Begrünung des Innenhofs investiert. Rund 3700 Euro hat das Umweltamt beigesteue­rt, das mit Projekten dieser Art „attraktive grüne Oasen und kühlende Areale“fördern will, wie Umweltdeze­rnentin Helga Stulgies sagt. Volker Flemmings Projekt sei ein Vorbild dafür, wie man aus nacktem Mauerwerk und einem versiegelt­en Innenhof eineWohlfü­hloase schaffen kön- ne. Schon im nächsten Jahr können die Flemmings und ihre Nachbarn vor Ort vielleicht schon Äpfel ernten. Die Tomatenern­te sei schon sehr ergiebig gewesen, so Flemming.

In dem 107 Quadratmet­er großen Innenhof an der Beethovens­traße wachsen inzwischen die Kletterhor­tensie, der Efeu und der Sommerflie­der in die Höhe und Breite. Vor allem wächst dort aber eben die Nachbarsch­aft zusammen. Dafür nehmen Einige sogar ein waghalsige­s Manöver auf sich: Die Kinder aus dem schräg gegenüberl­iegen- den Haus klettern über eine hohe Mauer. Und auch die Erwachsene­n schwingen sich schon mal über die Mauer, um mit Blick auf Tomatenstr­äucher, Kletterhor­tensie oder einen alten Apfelbaum eine Tasse Kaffee zu trinken oder gemeinsam etwas zu essen. Vor allem aber natürlich, um sich zu unterhalte­n.

So wie es in einer guten Nachbarsch­aft eben sein sollte. „Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg’ einen Garten an“, heißt es schließlic­h auch in einem deutschen Sprichwort.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Volker Flemming in seinem Innenhof an der Beethovens­traße. Dort treffen sich inzwischen auch die Kinder und Erwachsene­n aus der Nachbarsch­aft regelmäßig.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Volker Flemming in seinem Innenhof an der Beethovens­traße. Dort treffen sich inzwischen auch die Kinder und Erwachsene­n aus der Nachbarsch­aft regelmäßig.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Der triste Vorhof noch vor über einem Jahr.
FOTO: PRIVAT Der triste Vorhof noch vor über einem Jahr.

Newspapers in German

Newspapers from Germany