Nachdenken über eine autofreie Kö
Soll die legendäre Flaniermeile zur Fußgängerzone werden? Der Handel sieht den Vorstoß kritisch.
Der Handel sieht den Vorstoß von Bürgermeister Wolfgang Scheffler, Düsseldorfs Flaniermeile zur Fußgängerzone zu machen, kritisch.
Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wirbt dafür, über eine Umwandlung der Königsallee in eine Fußgängerzone nachzudenken. Er schließt sich dem Vorstoß von Bürgermeister Wolfgang Scheffler (Grüne) an, der die Idee im Gespräch mit unserer Redaktion geäußert hatte. Geisel erhofft sich eine größere Aufenthaltsqualität, die dem Handel entgegenkomme. Die Einzelhändler sehen die Idee allerdings kritisch: Sie befürchten, dass Autofahrer vom Einkaufsbummel in Düsseldorf abgeschreckt werden.
Geisel betont, er wolle nicht gegen den Autoverkehr vorgehen, sondern erhoffe sich ein besseres Einkaufserlebnis – das auch in der Konkurrenz zum Online-Handel wichtig sei.„Die Aufenthaltsqualität auf der Kö wird nach meinem Empfinden durch die parkenden Pkw und den Parksuchverkehr beeinträchtigt“, sagt Geisel. Er könne sich eine Sperrung des östlichen Teils, also der Geschäfts-Seite, vorstellen, möglicherweise erst ab der Benrather Straße und ohne Sperrung der kreuzenden Stichstraßen. Er will darüber mit den Händlern sprechen, gegen deren Willen die Umwandlung nicht erfolgen würde.„Ich kann nur dafür werben.“
Bürgermeister Scheffler hatte auf das Beispiel Palermo verwiesen, wo die Bürger nach einem ersten Auf- schrei begeistert von der Umwandlung von zwei Einkaufsstraßen in Fußgängerzonen waren. „Das erfordert Mut und ein neues Denken, aber es ist möglich“, sagte er.
Der Handel ist aber wenig begeistert. Peter Wienen, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Königsallee, sieht viele Risiken: „Ich verstehe nicht, warum man in ein so gut funktionierendes System, wie es die Königsallee ist, eingreifen will“, sagt er. In ihrer jetzigen Form sei die Prachtmeile europaweit bekannt und geschätzt. Der Handel profitiere vor allem von den vielen Besuchern, die von außerhalb zum Einkaufen in die Landeshauptstadt kämen. „Da ist es überhaupt nicht förderlich, den Individualverkehr einzuschränken.“Zumal die Kö auch noch eine wichtige Verbindung zu vielen Innenstadt-Parkhäusern sei. Wienen kann sich die Umwandlung in eine Fußgängerzone nicht vorstellen – auch nicht teilweise: „So ist die Straße nicht angelegt. Sie ist eine Allee, eine durchgängige Achse. Man kann sie nicht in Stücke einteilen.“
Auch aus Sicht der Industrieund Handelskammer (IHK) ist eine Ausweitung der Fußgängerzonen nicht das, was der Handel braucht. IHK-Geschäftsführer Ulrich Biedendorf, Leiter der Abteilung Han- del, verweist auf die Finanzkraft der Kunden, die mit dem Auto anreisen: 203 Euro geben die Kö-Besucher mit Pkw im Schnitt aus. Biedendorf sagt, die IHK befürworte zwar eine Veränderung der Mobilität, wolle aber keine Verbote für Autofahrer. „Die Möglichkeit, auf der Kö zu parken, sollte offen gehalten werden.“Er sieht mehr Potenzial in einer besseren Verknüpfung der Einkaufsstraßen in der City („Rheinboulevard“).
Auch die Opposition ist wenig angetan. CDU-Fraktionschef Rüdiger Gutt sagt, man teile die Position des Handels, dass ein Verzicht auf den Autoverkehr nicht wünschenswert sei.