CDU geht auf Nummer sicher
Viele Mitglieder der CDU möchten möglichst bald wissen, wer 2020 gegen Oberbürgermeister Thomas Geisel antritt. Dies wird aber erst in einem Jahr entschieden, sonst wird der Wahlkampf zu lang.
Viele Mitglieder wollen wissen, wer 2020 gegen OB Geisel antritt. Das will die CDU aber erst in einem Jahr entscheiden.
Opposition ist Mist, hat der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering mal gesagt. Den Satz verwenden auch Christdemokraten in der Landeshauptstadt mittlerweile gerne, denn sie haben über Monate zwar bei vielen Themen mit Elan Front gegen die Ampel-Kooperation und vor allem gegen Oberbürgermeister Thomas Geisel gemacht (Tour de France, Stadtsparkasse, EdSheeran-Konzert), aber mit einer Anti-Haltung wirbt man auf Dauer auch nicht für sich und vor allem: Man setzt keine Themen, gestaltet nicht. Eine etwas andere Haltung ist beim Thema Opern-Neubau zu beobachten: Hier möchte die CDU eine Experten-Konferenz und sendet damit das Signal aus, bei einem großen Kulturthema kompetenter Treiber sein zu wollen.
Wer aber soll die CDU, im Stadtrat größte Fraktion, als Spitzenkandidat in den Wahlkampf 2020 führen? Das Thema treibt die Partei aktuell um, bei zwei Stadtbezirkskonferenzen wurde es diskutiert – in den Bezirken 1 (u.a. Derendorf, Golzheim, Pempelfort, Stadtmitte) und 3 (u.a. Friedrichstadt, Unterbilk, Bilk, Flehe), der nächste Termin findet im Bezirk 6 (u.a. Unterrath, Rath, Mörsenbroich) statt. Klare Botschaft: Die Mitglieder wollen, dass die Partei wieder die Position zurückerobert, die sie von 1999 bis 2014 innehatte – da stellte sie den Oberbürgermeister und regierte die Stadt, die FDP an ihrer Seite. Jetzt fragen die Parteimitglieder, wer der beste Geisel-Gegenspieler sein kann. Eines ist dabei klar: Wer antritt, sollte Politiker sein, denn gerade der ehemalige Manager Geisel zeigt der CDU, wie man mögliche Erfolge immer wieder durch mangelnde Beteiligung gefährdet oder verhindert. Es wer- den auf den Konferenzen auch Vorschläge gemacht, die von den ins Auge Gefassten aber unkommentiert bleiben:
Hildegard Müller Sie war Staatsministerin im Kanzleramt bei Angela Merkel und vertrat bis 2008 den Düsseldorfer Nord-Wahlkreis im Bundestag. Sie ist heute Innogy-Vorstand und gehört zu den wenigen Frauen im Vorstand eines großen deutschen Konzerns. Beobachter halten es eher für wahrscheinlich, dass sie einmal Vorstandsvorsitzende wird, als dass sie den Chefsessel im Düsseldorfer Rathaus erobern möchte. Sie schweigt zum Thema einer möglichen OB-Kandidatur jedoch beharrlich. Klaus-Heiner Lehne Der ehemalige Düsseldorfer CDU-Chef wird vermutlich im kommenden Jahr als Präsident des Europäischen Rechnungshofs für weitere drei Jahre bestätigt. Bei ihm ist es wie bei Müller, einWechsel in die Kommunalpolitik ist eher unwahrscheinlich.
Stephan Keller Sowohl in Köln, wo er Stadtdirektor ist, als auch in Düsseldorf, wo er Verkehrsdezernent war, wird er als OB-Kandidat gehandelt. Es ist unklar, ob der ausgewiesene Verwaltungsexperte überhaupt Lust auf die politische Arena hat – und wenn dies der Fall sein sollte, wo diese Arena steht. Keller wohnt mit seiner Familie in Düsseldorf. Sollte er antreten müsste dies möglichst spät geschehen,Wahlkampf und nebenbei ein bisschen Stadtdirektor ist schwierig.
Tatsächlich sieht Düsseldorfs CDU-Parteichef Thomas Jarzombek die Kürung des Kandidaten erst in einem Jahr vor, denn die Kommunalwahl wird im September oder Oktober 2020 stattfinden. Jarzombek geht auf Nummer sicher, wichtig ist ihm die Beteiligung der ganzen Partei, ihrer Gliederungen und Vereinigungen, die sich geschlossen hinter die Kandidatin oder den Kandidaten stellen müssen, wenn es zum Sieg reichen soll. Fraktionsvize Andreas Hartnigk, der bereits zurückgezogen hat, etwa hätte zu stark polarisiert. Auch Angela Erwin, die Tochter des verstorbenen OB Joa- chim Erwin, die immer wieder genannt wird, müsste mit Gegenwind rechnen, in der Frauen Union hat sie nicht nur Freundinnen.
Keinerlei Akzeptanzprobleme hätte Andreas Ehlert, der redegewandte und sympathische Präsident der Handwerkskammer. Der aber hat mehrfach erklärt, nicht zur Verfügung zu stehen. Jarzombek hat also noch viel zu tun, aber er und die Findungs- und Strategiekommission der Partei haben ja auch noch Zeit. Ein zu langer Wahlkampf führt schließlich nur zum Verschleiß des Kandidaten, vor allem, wenn er politisch keine Macht hat dort, wo er später regieren will. Auch da hat die SPD etwas zu erzählen, man erinnere sich nur an Martin Schulz.