„Mehr Kredite für unsere Region“
Der Sparkassenvorstand für Firmenkunden über das Plus bei der Kreditvergabe und das Auslandsgeschäft.
Der Sparkassenvorstand für Firmenkunden, Uwe Baust, über das Plus bei der Kreditvergabe und das Auslandsgeschäft.
Uwe Baust ist seit gut einem Jahr Vorstand für das Firmengeschäft bei der Stadtsparkasse. Der frühere Geschäftsbanker hat die Aufgabe, verloren gegangene Kunden zurück und neue Kunden zu gewinnen. Im Gespräch mit unserer Redaktion zieht er Zwischenbilanz.
Herr Baust, Sie waren früher bei der Commerzbank. Wie unterschiedlich sind diese Welten?
Baust Sie sind kulturell sehr verschieden. Die Großbanken sind zentral gesteuert und rollen eine standardisierte Vorgehensweise über ihr gesamtes Netz aus. Am Kunden wird nur umgesetzt, nichts entschieden. Eine Sparkasse hat 100 Prozent ihrer Mitarbeiter vor Ort. Stäbe und Vertrieb agieren im gleichen Raum. Das ist natürlich ein Vorteil.
Sie sitzen also im Schnellboot und umkurven die großen Schiffe? Baust Wir verarbeiten Impulse vom Markt in Echtzeit und gestalten daraus passgenaue Vertriebskonzepte. Wenn die Stadtwerke ihren E-Roller auf den Markt bringen oder es neue Förderinstrumente gibt, dann sitzen wir am nächsten Tag bei der Handwerkskammer und fragen, wie der Bedarf bei den Betrieben aussieht.
Ist das so passiert?
Baust Ja. Das geht so schnell, weil Kompetenz und Verantwortung in einer Sparkasse gebündelt sind. So haben wir dieses Jahr bereits über 1200 Firmenkunden mit bedarfsgerechten Informationen und Angeboten, zum Teil mehrfach, ganz gezielt versorgt.
Die Stadtsparkasse Düsseldorf hat sich jedoch über einige Jahre den Ruf erworben, Teil einer Kreditklemme zu sein. Wie haben Sie das nach Ihrem Wechsel wahrgenommen?
Baust Wir haben im Dezember 2017 die neue Risikostrategie verabschiedet und sind seitdem viel aktiver. Es war in den ersten Monaten dieses Jahres in der Unternehmerschaft, der Stadtgesellschaft und bei wichtigen Multiplikatoren in Düsseldorf umgehend eine klare Bereitschaft erkennbar, die Tür für die Stadtsparkasse wieder aufzumachen. Es hieß ,Schön, dass ihr wieder da seid’ und nicht ‚Erst mal abwarten’.
Wie hat sich das ausgewirkt? Baust Die Trendwende ist geschafft. Im Kreditbestand sind wir in allen Bereichen des Firmengeschäfts über elf Prozent gewachsen. Im breiten Mittelstand mit Firmen ab einer halben Million Jahresumsatz, also den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), haben wir im ersten Halbjahr dieses Jahres um rund 30 Prozent bei den Kreditzusagen zugelegt. Im gewerblichen Immobiliengeschäft sind es 57 Prozent. Das Zusagewachstum für das gesamte Segment Firmen- und gewerbliche Immobilienkunden liegt bei 358 Millionen Euro. Das war ein sehr dynamisches Geschehen und wir sind damit deutlich über dem Marktdurchschnitt gewachsen.
Geht das 2019 so weiter? Baust Der Kreditbestand wird weiter wachsen. Das Volumen bei den Zusagen wird vermutlich etwas abnehmen, weil die Nachfrage nach neuen Krediten etwas verhaltener sein dürfte. Die Unternehmen haben einige Jahre in Folge investiert, es gibt viele Problemherde in der Welt. Wir bleiben aber beim zweistelligen Wachstum.
Die Stadtsparkasse hat große Investitionen städtischer Töchter zuletzt nicht mehr finanziert. Die neue Flughafen-Zentrale etwa nicht, weil Luftverkehr ein Geschäft mit Risiko ist. Die Verstimmung war groß. Hat sich da die Haltung ebenfalls verändert?
Baust Sie ist signifikant anders. Zu einzelnen Kreditnehmern darf ich mich nicht äußern. In der neuen Risikostrategie haben wir uns klar zu unserer Heimatregion bekannt und entsprechend hohe Mittel reserviert. Dies ist natürlich der Landeshauptstadt und ihren Beteiligungen bekannt. Es gibt auch bereits einige neue Abschlüsse, wir können uns aber noch mehr vorstellen.
Die Stadt will bis 2025 rund eine Milliarde Euro in die Schullandschaft investieren. Mithilfe der Stadtsparkasse?
Baust Derzeit werden viele Maßnahmen aus dem Erlös desVerkaufs des Kanalnetzes finanziert. Sollte mittelund langfristig Fremdkapital nötig sein, stehen wir selbstredend gerne zu Gesprächen bereit und stellen uns mit höchstem Engagement dem Wettbewerb.
Bei der Arena wurde gerade umgeschuldet. Wie zu hören ist, war die Stadtsparkasse zu teuer.
Baust Wie gesagt, darf ich mich nicht zu konkreten Kundenthemen äußern. Die vorgenannte Aussage kann ich allerdings klar dementieren. Die Stadt verfügt derzeit über hohe Mittel. Warum soll sie damit nicht Kredite ablösen, statt Verwahrentgelte zu bezahlen?
Düsseldorf ist international ausgerichtet. Welche Rolle spielt das Auslandsgeschäft für die Düsseldorfer Wirtschaft und die Stadtsparkasse? Baust Die Region ist viel stärker international ausgeprägt als die meisten anderen Regionen in Deutschland. Nach Paris hat der Standort europaweit die meisten Auslandsinvestitionen, umgekehrt ist das Auslandsgeschäft für die heimische Wirtschaft immer wichtiger geworden. Wir haben eine starke Auslandsabteilung, unsere Möglichkeiten aber noch nicht voll ausgeschöpft. Das ändern wir jetzt und wollen auch viel mehr Exportfinanzierungsangebote im kleinvolumigen Bereich machen. Bei uns gibt es eine qualifizierte Beratung auch für Transaktionen von 100.000 Euro, das ist in der Bankenlandschaft nicht die Regel und wird auch zu recht beklagt.
Wie hat sich dieses Segment für die Stadtsparkasse entwickelt?
Baust Das Spannende ist, dass auch viele KMU erstaunlich international agieren.Wir betreuen rund 1200 Kunden im Auslandsgeschäft, Tendenz steigend, und begleiten unsere Kunden über unser Netzwerk in 170 Länder. Insgesamt haben wir im ersten Halbjahr einVolumen von mehr als 1,1 Milliarde Euro für die Im- und Exporteure im Großraum Düsseldorf abgewickelt, was einer Steigerung von rund 25 Prozent entspricht.
Gibt es Trends?
Baust Die Firmen werden immer kleiner, die auch internationales Geschäft machen. DerWeg ins Ausland lohnt sich auch für die kleinen Unternehmen. Das erkennt man auch daran, dass selbst bei sehr kleinen Betriebsgrößen durchschnittlich mehr als 20 Prozent des Umsatzes aus dem Auslandsgeschäft generiert werden.
Sie betonen die Kultur, Kunden persönliche Berater zuzuordnen, quasi als Alleinstellungsmerkmal. Seit Monaten ist in der Diskussion, dass die Stadtsparkasse Personal abbaut. Wie viele Mitarbeiter verlieren Sie denn im Vertrieb?
Baust In diesem Bereich wird, auch imVergleich zuWettbewerbern, unterproportional Personal abgebaut, vor allem im direkten Kontakt mit dem Kunden. Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, die Verhandlungen laufen. Wir digitalisieren jedenfalls nicht unsere Beratung als Selbstzweck namens Kostenoptimierung und lassen die Kunden sich selbst beraten oder richten für das Firmenkundengeschäft anonyme Beraterpools ein. Der Mensch bleibt bei uns der entscheidende Faktor.