Kitakinder stürmen die Fußballvereine
Viele Vereine leiden unter Nachwuchssorgen. In den Fußballvereinen wie Sparta Bilk dagegen boomen Trainingsangebote für die Drei- bis Vierjährigen. Es gibt sogar Wartelisten.
Die Tore sind kleiner, das Spielfeld ebenso, nur der Ball, der hat den gleichen Umfang wie bei den Großen. Die Großen sind in diesem Fall die Bambinis, die Fünf- und Sechsjährigen. Die haben an diesem Samstagmorgen ein richtiges Spiel mit Trikots, Schiedsrichter und Toren. Just fällt eines für Sparta Bilk. Jubel brandet auf. Die Minikicker, die Drei- und Vierjährigen, die sich zu dieser recht frühen Stunde um 10 Uhr auf einem weiteren Teil des flammneuen Kunstrasenplatzes des Traditionsvereins austoben, interessiert das Spielgeschehen nicht. Zumindest noch nicht. Sie jagen eifrig den Bällen hinterher, die manchen der Kleinen noch fast bis zu den Knien reichen.
Seit Anfang 2017 gibt es die Truppe. Matthias Goergens hat sie damals initiiert. Sein Sohn wollte unbedingt spielen, war aber mit knapp vier Jahren noch viel zu klein, um irgendwo mitzumachen. Goergens, der als Kind selbst bei Sparta eine Zeit lang gekickt hatte, sah Handlungsbedarf. Er rief die Minikicker ins Leben und traf sofort auf Eltern, die unbedingt dabei sein wollten. DenVerein, dessen erste Mannschaft in der Bezirksliga spielt, konnten sie so weit über- zeugen, dass dieser nun Bälle und Material stellt. Anfangs traf man sich noch Montagsnachmittags spät um 17.30 Uhr, wegen der berufstätigen Eltern. Doch am Samstagmorgen, wenn Spielbetrieb ist, sähen auch die Minikicker, wo es mal hingehen kann, sagt Goergens. Zu den großen Bambinis, zum richtigen Fußball eben.
Conny Kamke hat die Hände in den Taschen ihrer Jacke vergraben. Sie beobachtet das Geschehen auf dem Rasen entspannt. Ihr Sohn Julius (3) bugsiert gerade den Ball ins Tor. Mama holt die Hände wieder hervor und klatscht und lacht. „Eigentlich“, sagt sie, „ist das hier ein Termin für den Papa.“Grundsätzlich sei das jedenfalls so gedacht. Jenny Kloß hingegen richtet sich schon mal darauf ein, regelmäßig samstagsmorgens in die Fährstraße zu fahren. Der Papa des vierjährigen Noel sei beruflich verhindert. „Aber da Noel so viel Spaß hat, will ich das gerne weitermachen.“
Überhaupt stehen an diesem Tag mehr Mütter als Väter am Spielfeldrand. Unter ihnen ist auch Svenja Lucas, die Mutter des dreieinhalb Jahre alten Lio. Die Familie ist auch beruflich mit dem Verein verbandelt. Vater Marcel betreibt das vereinseigene Clubheim und hat auch bei Sparta gekickt. „Fußball spielen will er und Tore schießen“, sagt die Mutter über ihren Filius. Dabei gehe es zunächst gar nicht ums Tore schießen, findet Matthias Goergens, sondern erst einmal um Bewegung, um Hüpfen, Springen, Rennen. „Krabbelgruppe mit Ball“, nennt Goergens das Team auch gerne. So verlässt manchen der Minikicker schon mal spontan die Lust am Fußball, findet dann die Körnchen im Kunstrasen interessanter oder das mitgebrachte Spielzeugauto. Das soll, das darf so sein.
Fußball boomt offenbar. Jedenfalls haben einige Düsseldorfer Vereine mehr Anfragen als sie bewältigen können. So ist es auch bei Wersten 04. Der Verein bietet, wie immer mehr Clubs, ebenfalls ein Minikicker-Team an. Und hat auch eine Bambini-Truppe. Für die anlaufende Saison wollten da fast 40 Kinder mitmachen. Und zunächst sah es danach aus, dass man einigen Spielwilligen absagen musste. Dann fanden sich doch noch Freiwillige, die das Team um Trainer StephanWockenfuß unterstützen. Und Spieler aus der C-Jugend erklärten sich bereit, als eine Art Co-Trainer zu fungieren.
Sparta Bilk bietet auch andere Sportarten an, Tischtennis, Faust- ball. Aber nachgefragt werde eigentlich nur Fußball, sagt Jugendwartin Saskia Puhr. Regelmäßig geht bei ihr das Telefon, Eltern wollten wissen, ob es noch einen Platz gibt. Oft muss Saskia Puhr absagen. Leider. Es gebe bereits Wartelisten. Auf jeden Fall setze man bei Sparta auf die Jugend, sagt Saskia Puhr, man plane gar einen eigenen Rasenplatz für die Bambinis. In den höheren Jugendmannschaften hat der Verein derzeit Lücken. Aber da wächst ja nun was nach.