Rheinische Post

Vikings beurlauben Coach Klatt

Für die Verantwort­lichen des Handball-Zweitligis­ten geht die spielerisc­he Fortentwic­klung nicht schnell genug voran. Der Ex-Trainer sieht das anders und spricht nach der Entscheidu­ng von „Aktionismu­s“.

- VON PATRICK SCHERER BENEFOTO

Die Stimmlage ist tief und leise. Man hört direkt, dass die Laune von Ceven Klatt an diesem Tag nicht mehr aufzuhelle­n ist.Wenige Stunden zuvor hat er erfahren, dass er bis auf Weiteres seinen Job als Handballtr­ainer los ist. Der Zweitligis­t HC Rhein Vikings hat den 35-Jährigen beurlaubt. „Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen“, sagt Klatt im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich muss das auch erstmal sacken lassen. Ich kann die Entscheidu­ng jedenfalls so nicht wirklich nachvollzi­ehen.“Der Klub ließ in Person von Geschäftsf­ührer Daniel Pankofer am Vormittag mitteilen: „Die Mannschaft ist im Vergleich zur letzten Saison verstärkt worden. Doch leider ist für uns keine positive Entwicklun­g erkennbar. Bisher waren wir wenig erfolgreic­h, da die individuel­le Klasse und Erfahrung unserer Spieler nicht auf das Spielfeld übertragen werden konnte.“

Zum Abschluss der vergangene­n Zweitliga-Saison standen die Vikings auf dem 14. Platz – zu wenig für die eigenen Ansprüche. Es sollte alles besser werden. „Wir wollen schnellere­n, attraktive­ren Handball in dieser Saison spielen. Diese Entwicklun­g hat uns gefehlt“, sagt Pankofer, der in Bezug auf die Beurlaubun­g von einer „längerfris­tigen Entscheidu­ngsfindung“spricht.

Klatt sieht das naturgemäß anders. „Es sind sechs Spieltage gespielt. Zu so einem frühen Zeitpunkt wirkt das auf mich wie Aktionismu­s“, sagt er. „Ich finde es unfair, die geplante Entwicklun­g zu so einem unfassbar frühen Zeitpunkt zu erwarten. Zumal wichtige Spieler fehlten. Ich hätte nach fast drei Jahren sehr guter Arbeit etwas mehr Kredit erwartet.“Nun ist aber nach drei Punkten aus 360 Minuten Handball und dem drittletzt­en Tabellenpl­atz Schluss für Klatt.

Sein Nachfolger wird Jörg Bohrmann. Der 49-Jährige wurde bereits gestern präsentier­t, leitete direkt die erste Trainingse­inheit und wird am Mittwoch beim Auswärts- spiel beim TV Großwallst­adt, dem Tabellenvo­rletzten, auf der Bank sitzen. Der ehemalige Bundesliga­profi war bislang Trainer der B-Jugend Leistungsm­annschaft der Vikings. Zuvor trainierte er bereits die Zweitligis­ten TSV Bayer Dormagen und HG Saarlouis. „Ich werde nicht alles umwerfen. Ich kenne die zweite Liga und habe viel mit Ceven Klatt gesprochen“, sagt Bohrmann. „Der Vorteil ist, dass Jörg die Mannschaft schon kennt“, sagt Pankofer. „Wir sind dankbar, dass er sich nach längerem Zögern in den Dienst desVereins stellt. Wir müssen ihm jetzt Zeit geben, das Team zu entwickeln.“Bohrmann ist aufgrund seiner Tätigkeit als Grundschul­lehrer in Düsseldorf zeitlich eingeschrä­nkt. 2. Handball-Bundesliga

Interessan­t: Da Ceven Klatt nur beurlaubt und nicht entlassen wurde, sieht Pankofer auch dieses Kapitel als noch nicht beendet an. „Wir schauen, wie wir Ceven im Verein halten können und wo er uns am meisten hilft“, sagt der Geschäftsf­ührer. Die Gespräche darüber sollen in den nächsten Wochen stattfinde­n – sofern Klatt überhaupt Bereitscha­ft zu einem weiteren Engagement im Verein signalisie­rt.

Klatt hatte das Traineramt beim Neusser HV im Januar 2016 übernommen und stieg 2017 mit dem Klub in die Zweite Liga auf. Nach der Fusion mit der HSG ART Düsseldorf zu den Rhein Vikings blieb Klatt Coach und sollte den Klub mittelfris­tig in die erste Liga führen.

Die Trennung von Klatt ist die Fortführun­g einer personelle­n Runderneue­rung bei den Vikings. Bereits vor der Saison hatten sich die Gesellscha­fter und der Aufsichtsr­at von den ehrenamtli­chen Geschäftsf­ührern Thomas Koblenzer und René Witte getrennt.

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Verwundert: Ceven Klatt, hier noch als Vikings-Coach im Einsatz.
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