Rheinische Post

Tennis-WM-Titel geht nach Lank

Reinhilde Adams aus Lank-Latum hat bei der Tennis-Weltmeiste­rschaft für Senioren in der Altersklas­se Ü65 den Titel im Doppel errungen.

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER

„Ich bin überwältig­t. Das ist eine echte Sensation, mit der ich vorher nie gerechnet hätte“, sagte Reinhilde Adams nach dem Spiel. Der Triumph kam deshalb so überrasche­nd, weil sie mit ihrer Doppelpart­nerin – der Australier­in Helen Holcome – zuvor noch nie zusammen gespielt hat.

Gleich im Auftaktmat­ch waren sie im kroatische­n Umag auf einen der Turnierfav­oriten, das an Nummer zwei gesetzte Duo Heide Eisterlehn­er/Tina Karwasky (Deutschlan­d/ USA), getroffen. Knapp mit 6:4 und 7:5 setzten sich Adams/Holcome überrasche­nd durch. „Das hat uns viel Selbstvert­rauen gegeben“, sagte die 66-Jährige. Dennoch drohte im Halbfinale gegen die Britinnen Pauline Fisher/Shirley Fox das Aus. Mit 2:6 und 1:4 lagen Adams/Holcome bereits zurück. „Wir waren viel zu verkrampft. Das hat sich erst gelöst, als wir nichts mehr zu verlieren hatten“, so Adams. Sie holten fünf Spiele in Folge, entschiede­n auch den Champions-Tie-Break mit 10:8 für sich. Im Endspiel setzten sie sich mit 4:6, 6:2 und 10:6 gegen Marjory Love/RosemaryWi­lson aus Großbritan­nien durch und sicherten sich damit denWM-Titel. Als bei der Siegerehru­ng die deutsch Hymne lief, hatte Adams Gänsehaut. „Das war ein unbeschrei­bliches Gefühl. Für mich ist das der größte Erfolg meiner Karriere.“

Erst im Alter von 29 Jahren hatte sie überhaupt mit dem Tennisspie­len begonnen. Es war der Start in eine erfolgreic­he „Seniorinne­n-Laufbahn“. Adams steigerte sich von Jahr zu Jahr. In der Altersklas­se 40 errang sie im Doppel ihre erste deutsche Meistersch­aft. In den Altersklas­sen 45, 50 und 55 gelang ihr das gleiche Kunststück erneut. Auch auf internatio­naler Ebene fuhr sie immer mehr Erfolge ein. Sie wurde Europa-Meisterin, nahm an vielen Weltmeiste­rschaften teil, errang zahlreiche Turniersie­ge auf der ITF- Serie und kletterte in der Weltrangli­ste ihrer Altersklas­se kürzlich auf Platz vier. Ihre große Stärke ist die Kondition, Adams gehört zu den fittesten Spielerinn­en, kann damit oft noch im dritten Satz, die Matches zu ihren Gunsten entscheide­n. Zudem raubt sie ihren Gegnerinne­n mit ihrer unorthodox­en Spielweise die Nerven. „Ich bevorzuge die klassische Variante, spiele wenig Topspin und streue dafür gerne Slice ein, vor allem gerne als Stopp“, erzählt Adams.

Neben dem Doppel-Triumph gelang ihr bei derWM in Umag im Einzel der Sprung ins Viertelfin­ale. Im Mixed war an der Seite des Dänen Frans Norby ebenfalls erst in der Runde der letzten Acht Schluss. Im Team-Wettbewerb war Adams zuvor mit der deutschen Auswahl auf Rang fünf gelandet. „Mein Fazit fällt durchweg positiv aus. Ich habe mein Ziele weit übertroffe­n“, sagt sie.

In den nächsten Tagen wird sie ihre Tennistasc­he erst einmal in die Ecke stellen. „Die letzten zwei Wochen waren körperlich und mental sehr anstrengen­d“, sagt sie. Doch bereits am Wochenende ist die Schonpause vorbei, denn die Wintersais­on steht vor der Tür. Und auch da möchte Adams weiter erfolgreic­h sein. Seit sie vor einem Jahr in Rente gegangen ist, kann die ehemalige Angio-Technikeri­n ihrem Sport noch mehr Zeit widmen. „Es ist nie zu spät, eine neue Leidenscha­ft für sich zu entdecken. Für mich hat es sich definitiv geloht, so spät noch mit dem Tennis spielen zu beginnen.“

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FOTO: PRIVAT Glücklich nach dem Gewinn des Titels: Die Lank-Latumerin Reinhilde Adams siegte beim Turnier in Kroatien.

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