Ein Leben für die Musik und die Familie
Enge Absprachen prägen den Alltag von Dorothee Wohlgemuth und Thomas Blomenkamp. Gesang, Komponieren und die Kinder gehören zu ihrem Alltag dazu.
Es war nicht immer einfach, Familie und Musiker-Leben im Osterather Heim unter einen Hut zu bekommen. „Aber mir war von Anfang an klar, das müssen wir gemeinsam hinbekommen“, erklärt Dorothee Wohlgemuth. Die Konzertsängerin und Dozentin ist mit dem Komponisten und Pianisten Thomas Blomenkamp verheiratet, und die Musik war es auch, die sie zusammenbrachte.
„Das war 1988 bei einer deutschen Erstaufführung in der Tonhalle, als ich kurzfristig einsprang.“Aus der Begegnung ist Liebe geworden. DorotheeWohlgemuth studierte in Düsseldorf und stand vor einem Austauschjahr in London. „In der Zeit konnten wir das üben, was uns Jahrzehnte begleitet hat – die Absprache von Terminen“, sagt Thomas Blomenkamp.
Denn noch heute ist seine Frau jährlich drei bis vier Monate unterwegs:„Und ich verbringe viel Zeit im Studio, um meine Werke zu schreiben.“Als Babys waren die Kinder Leah und Aaron oft hinter der Bühne dabei.„Es war uns immer ein Anliegen, sie in der Nähe zu haben. So fühlten sie sich geborgen“, erklärt das Musikerehepaar.
Heute sind die Kinder erwachsen, die Terminabsprachen sind geblieben, „aber alles ist entspannter“. Thomas Blomenkamp erinnert sich: „Als Aaron gerade geboren war, kam der Auftrag für ein zweieinhalbstündiges Werk. Dazu müssen zwölf bis 18 Monate eingeplant werden. Und das habe ich geschafft.“
Im Osterather Zuhause haben die Sängerin und der Komponist je ein eigenes Arbeitszimmer. „Das sind auch unsere Wohnzimmer“, erzählen sie lachend. Dorothee Wohlgemuth muss häufig schnell reagieren und ihren Koffer packen:„Dann steigt der Adrenalinspiegel. Das ist unheimlich spannend. Ich bin oft unterwegs, in diesem Jahr waren es vier Wochen Paris, im Dezember folgt Tokio.“
Wichtiger Bestandteil ihres Berufslebens ist der Balthasar-Neumann-Chor, ein Verbund aus Solisten. Ebenfalls wichtig ist ihr die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Bach-Spezialisten Ton Coopman und dem Amsterdam Baroque Choir-Ensemble. Aber DorotheeWohlgemuth ist auch Dozentin, unterrichtet zu Hause Jugendliche, die sie zum Teil auf das Studium vorbereitet: „Aber ich coache auch Menschen, die einfach nur im Chor singen wollen. Viele kommen wieder.“
Genauso richtet sich das gemeinsam mit Musikpädagogin Andrea Charpey initiierte Projekt „GutGestimmt“– erster Meerbusch-Termin in Kooperation mit dem MKK ist am 19. Januar 2019 - an Gesangsfreudi- ge: „Singen hebt die Stimmung.“
Neben der Musik gibt es für das Ehepaar viel Miteinander: „Wir führen ein sehr erfülltes Leben. Obwohl wir uns gegenseitig alle Freiheiten lassen, jeder die Sachen macht, die ihm am Herzen liegen, gibt es viele gemeinsame Freunde. Außerdem sind wir in einem Literaturkreis aktiv, haben ein Schauspiel-Abo und reisen sehr gern – in Kulturlandschaften wie Burgund, ins Elsass oder nach Thüringen.“Das Ehepaar ist sich einig: „Unser Tag dauert von 7 bis 23 Uhr, das bringt viel Inspiration.“Und die ist nötig.
Schließlich hat Thomas Blomenkamp in diesem Jahr bisher vier Uraufführungen in Konzerthäuser und -säle gebracht, zwei stehen noch aus – am 11. November in der Mönchengladbacher Sankt Helena-Kirche mit „Aeolus“und am 30. November in Kempen, Kulturforum Franziska- nerkloster, mit „Flash für sechs Fagotte“. Dort tritt auch Tochter Leah mit auf. Sie hat neben ihrem Studium als Fagottistin eine Akademistenstelle bei den Düsseldorfer Symphonikern: „Das ist ein beachtlicher Erfolg.“
DorotheeWohlgemuth möchte so lange unterrichten und singen,„wie es gut geht“. Ihr Mann ist der „Chefkritiker“, „auf ihn verlasse ich mich“. Bei Thomas Blomenkamp sieht das anders aus: „Ich werde nicht mit 65 den Griffel aus der Hand legen. So lange mein Kopf mitspielt und die Leute es wollen, werde ich komponieren“. Die Vielseitigkeit seiner Werke – 85 Prozent sind Aufträge – wird hoch geschätzt. Inzwischen ist er bei Opus 90 angekommen: „Das sind nur die, die im Werksverzeichnis stehen. Ich würde gern noch bis 120 kommen – so wie Brahms es geschafft hat.“