Hambach: Ermittlungen nach Brand
In Düsseldorf wurde ein Autokran in Brand gesetzt. NRW-Innenminister Reul sieht einen Zusammenhang mit den Radikalen im Hambacher Forst. Für die geplante Großdemo gibt es bisher keine Erlaubnis.
DÜSSELDORF Die Hambach-Krawalle könnten die Landeshauptstadt erfasst haben: Auf dem Gelände der Kranfirma Wasel im Stadtteil Holthausen entdeckte ein Mitarbeiter am Donnerstag um 4.30 Uhr ein Feuer an einem Autokran. Die Feuerwehr konnte eine Ausbreitung in letzter Sekunde verhindern. Personenschäden wurden nicht bekannt.
Das NRW-Innenministerium hat den Staatsschutz eingeschaltet. Die Sicherheitsbehörden gehen von einem gezielten Anschlag im Zusammenhang mit den umstrittenen Rodungsarbeiten im Hambacher Forst aus. Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte unserer Redaktion: „Solche Anschläge haben für mich nichts mehr mit friedlichen Protest zu tun. Das sind Kriminelle, und sie werden auch so behandelt.“
Um den Braunkohletagebau voranzutreiben, will der Energiekonzern RWE den Wald bei Aachen roden. Die Proteste halten seit Wochen an. Vor wenigen Tagen wurde in Willich die Lagerhalle eines Betriebs für Leihmaschinen angezün- det. Auch bei diesem Vorfall stehen radikale Braunkohle-Gegner imVerdacht, den Brand gelegt zu haben. Beide Firmen sollen an der Vorbereitung der Rodungsarbeiten beteiligt sein. Reul: „Dass Unternehmen, die für RWE arbeiten, bedroht und Opfer von Angriffen werden, widerspricht jeglicher Deeskalation. Hier werden Menschen und Firmen in Mithaftung genommen, die nur ihren Job machen.“
Die Firma Wasel hat bundesweit elf Niederlassungen und 400 Mitarbeiter. Sie zählt nach eigenen Angaben zu den 30 weltweit führenden Unternehmen im Geschäft mit Schwerlast-Logistik und -Kränen. In Holthausen, wo 26 Fahrzeuge stationiert sind, arbeiten rund 30 Personen. Das Familienunternehmen appellierte an alle Beteiligten, auf Gewalt zu verzichten. Ein Mitarbeiter des Düsseldorfer Standortes sagte unserer Redaktion: „Hier herrscht jetzt eine Stimmung zwischen Wut und Angst.“Dem Mitarbeiter zufolge war es auch dem beherzten Eingreifen eines Kollegen der Frühschicht zu verdanken, dass nicht mehr passiert ist: Er habe das Feuer sofort mithilfe eines Feuerlöschers bekämpft. Die Polizei teilte mit: „Am Tatort konnten mehrere selbstgebaute Brandvorrichtungen aufgefunden werden.“
Im Internet tauchte ein mutmaßliches Bekennerschreiben auf. Darin heißt es: „Die Firma Wasel wurde gestern Nacht angegriffen mit sechs Brandsätzen auf sechs Fahr- zeuge, weil sie RWE ihre Maschinen zur Verfügung stellen, weil sie es möglich machen, dass die Bullen den Wald räumen, weil sie ein Teil des Systems sind, das wir so hassen.“Auf der Internetseite „indymedia.org“wird zu „dezentralen Aktionen“gegen Behörden und Firmen aufgerufen, die mit der Räumung des Hambacher Forsts zu tun haben. Die Seite veröffentlicht „Informationen über mögliche Angriffsziele“.
Zwei Tage vor der für Samstag geplanten Großveranstaltung gegen die Rodungen, zu der 20.000 Demonstranten am Hambacher Forst erwartet werden, zeichnet sich ein Scheitern der Organisation ab. Weder der Energiekonzern RWE, der Eigentümer derWaldflächen ist, noch lokale Landwirte wollen dafür Flächen zur Verfügung stellen. Die Polizei in Aachen bemängelte am Donnerstag Abend, das erforderliche Sicherheitskonzept liege bislang nicht vor. Daher müsse die Veranstaltung verboten werden. Die Organisatoren könnten gegen die Entscheidung beimVerwaltungsgericht vorgehen.