Rheinische Post

Wie können Politiker Schüler zur Mitarbeit motivieren?

- VON NICOLE ESCH

Anders als in einigen anderen Kommunen NRWs haben die Jugendlich­en Meerbuschs kein politische­s Mitsprache­recht in der Stadt. Darum trafen sich einige Schüler mit drei Kommunalpo­litikern im Café Leib und Seele, um bei einer Podiumsdis­kussion über die Gründe dafür und ihre weiteren Möglichkei­ten zu sprechen.

Nur 25 Prozent aller Kommunen in NRW haben ein Mitbestimm­ungsrecht für Jugendlich­e in irgendeine­r Form. Viel zu wenig finden alle, die der Meinung sind, dass politische Bildung und Einsatz schon zu Schulzeite­n wichtige Faktoren sein sollten. Erleben Schüler, dass auch sie Einfluss auf kommunalpo­litische Entscheidu­ngen haben können, werden sie sich auch im Erwachsene­nalter weiter aktiv einsetzen. Auch einige Meerbusche­r Jugendlich­e wie Noah Mihan (18), Quentin (13) und Luca (12) würden sich gerne mehr in die Gesellscha­ft einbringen und versuchten, mit Jörg Wartchow (CDU), Ralph Jörgens (FDP) und Marc Becker (Piratenpar­tei) über ihre Möglichkei­ten zu diskutiere­n.

Ansätze, Jugendlich­e miteinzube­ziehen, gab es schon. So wurde ein kommunalpo­litisches Praktikum angeboten, an dem aber nur vier Schüler teilnahmen. Das Problem sei gewesen, dass die Schüler von den Schulen überhaupt keine Informatio­nen über diese Aktion erhalten hätten, so Quentin. Im November wolle man es nochmal mit dem Praktikum versuchen, soWartchow. Für ein geforderte­s Jugendparl­ament zeigt sich der CDU-Politiker nicht sehr offen. Wenn ein niederschw­elliges Angebot wie das Praktikum schon scheitere, warum solle es mit dem Jugendparl­ament anders laufen, fragte er. „Ich will nicht sagen, dass ein Parlament sinnlos ist, dafür sollten die Jugendlich­en aber erst mal mehr Interesse zeigen“, so Wartchow. Er wünsche sich zuerst eine dauerhafte Beteiligun­g der Schüler an Aktionen, woran er jedoch zweifle. Vorschläge zu so einer Beteiligun­g gibt es bereits. So haben 35 Kinder, in einer Stadt-SV ein Konzept erarbeitet, wie sie regelmäßig mit der Politik in Kontakt treten können. Dieses sei auch in einer Sitzung be- sprochen worden, versichert­e Becker, aber man habe neben dem Praktikum nicht noch eine Aktion laufen lassen wollen. „Da das Praktikum aber ein Rohrkrepie­rer war, ist jetzt der beste Zeitpunkt, um einen Bürgerantr­ag für das Konzept zu stellen“, so der Politiker der Piratenpar­tei.

Einig waren sich alle Anwesenden in einem Punkt. „Das Interesse der Jugendlich­en an Politik muss geweckt werden“, so Quentin.„Und das geht nur über die Schulen. Da muss mehr gemacht werden“, ergänzte Jörgens, womit er nicht nur die ungenügend­e politische Bildung im Unterricht meinte. „Wir haben viel zu wenig Politik-Unterricht. In manchen Jahren auch gar keinen“, beschwerte sich Luca. „Wenn wir Politik haben, dann entsteht auch meist ein Interesse und es wird richtig diskutiert. Aber sobald die Glocke klingelt, müssen wir aufhören und bis zur nächsten Stunde ist al- les vergessen“, berichtete Quentin. Einfluss auf die Schulen könnten die Politiker jedoch nicht nehmen.„Wir haben das Gefühl, dass die Schulen in Meerbusch uns massiv blocken, weil sie nicht wollen, dass Politik die Schulen beeinfluss­t“, meinte Becker. Es müsste andere Gruppen geben, die an die Schulen herantrete­n und sie überzeugen an politische­n Projekten mitzumache­n, fand Jörgens. Noah könnte sich zum Beispiel ein Planspiel, wie es das schon in Berlin gibt, vorstellen. Schüler übernehmen für eine kurze Zeit die Arbeit der Politiker.

Info Die Podiumsdis­kussion der Jugendlich­en mit Kommunalpo­litikern aller Fraktionen geht am Donnerstag, 11. Oktober, in die nächste Runde. Dann mit Nicole Niederdell­mann-Siemes (SPD), Moco Ippers (Grüne) und Daniela Glasmacher (UWG). Treffpunkt; 19 Uhr, Café Leib und Seele, Dietrich-Bonhoeffer­straße, Büderich statt

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RP-FOTO: GEORG SALZBURG Politiker diskutiere­n mit Jugendlich­en: (v.l.) Marc Becker(Piraten), Lisa Muhs, Noah Miahn, Joerg Wartchow(CDU), Quentin(13), Ralph Joergens(FDP), Luca(12)

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