Endspiel für Bayer-Trainer Herrlich in Freiburg
LEVERKUSEN (dora/sb) Vier Siege aus den letzten fünf Pflichtspielen – unter normalen Umständen gäbe es bei Bayer Leverkusen keinen Grund für schlechte Stimmung. Doch die Umstände sind nicht normal. Die Werkself ist trotz der zuletzt guten Ergebnisse dank des Fehlstarts in der Liga nur Tabellenvierzehnter – und reist am Sonntag zum SC Freiburg (13.30 Uhr). Die Partie im Breisgau könnte ein Endspiel für Trainer Heiko Herrlich sein. Alles andere als ein Sieg wird ihn wohl den Job kosten. Der Druck ist enorm.
Der 46-Jährige trat unter der Woche sowohl vor als auch nach dem 4:2-Sieg gegen AEK Larnaka in der Europa League ungewohnt dünnhäutig auf. Er reagierte auf kritische Fragen abweisend, flüchtete sich in Erklärungsversuche, die überall die Ursachen für die schlechte Bilanz in der Liga verorten – außer bei sich selbst: zu wenig Möglichkeiten zur Rotation, die Klasse der Gegner, individuelle Fehler seiner Spieler, Verletzungspech. Dabei ist es offensichtlich, dass die Werkself nicht nur in der Liga (7:13 Tore) ein taktisches Problem hat. Die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt nicht, viele Leistungsträger stecken in einem Formtief. Eine spielerische Entwicklung ist nicht erkennbar.
Hinzu kommen teils verblüffende Einschätzungen der Mannschaftsleistung. So beschrieb Herrlich die schwache erste Halbzeit gegen den Pokalsieger Zyperns, in der es nach 25 Minuten 0:1 stand, mit den Worten: „Wir sind ganz gut ins Spiel gekommen.“Auch imVorfeld des Freiburgspiels blieb Herrlich wortkarg. Er wirkte entkräftet. Die Spekulationen um Ralph Hasenhüttl als seinen möglichen Nachfolger scheinen ihm zuzusetzen – auch wenn Sportgeschäftsführer Rudi Völler die Trainerdiskussion seit Wochen vergeblich unterbinden will.
„Ich werde Lösungen finden“, kündigte Herrlich nach Larnaka beinahe trotzig an. In Freiburg erwartet er „Stressfußball“und würdigte sein Pendant Christian Streich als „Psycho-Trainer“. Das sei aber positiv zu verstehen, betonte der gebürtige Mannheimer.