Rheinische Post

Kovac zeigt Härte

Niko Kovac erfindet sich beim FC Bayern neu. Der Trainer stoppt die Rotation, ohne Rücksicht auf große Namen.

- VON KLAUS BERGMANN UND CHRISTIAN KUNZ

MÜNCHEN (dpa) Seine erste große Krise beim FC Bayern München hat Niko Kovac härter gemacht. Der Trainer stoppt im Jahresends­purt die Rotation total und nimmt bei der Aufholjagd in der Fußball-Bundesliga murrende Bankdrücke­r in Kauf. Härtere Ansprache, neues Spielsyste­m und eine vorerst fixe erste Elf - der 47 Jahre alte Kroate stellt den Erfolg des Rekordmeis­ters fortan über persönlich­e Befindlich­keiten.

Vor dem Derby am Samstag (15.30 Uhr) gegen den 1. FC Nürnberg gab Kovac eine Kostprobe seiner „klarer und deutlicher“gewordenen Ansprache ans Team.„Ich habe gesagt, okay, die Rotation wird stattfinde­n, aber nur dann, wenn einer verletzt ist beziehungs­weise wenn wirklich jemand total am Boden ist“, sagte der Coach.

Ob der zuletzt erkrankt fehlende Mats Hummels, der noch verletzte James Rodríguez oder ein langjährig­er Leistungst­räger wie Javi Martínez - Kovac nimmt keine Rücksicht mehr auf Einzelne. „Für diejenigen, die hinten dran sind, ist das sicherlich nicht angenehm. Aber das ist das Geschäft und jeder muss damit klarkommen“, sagte Kovac am Freitag. „Wenn ein Spieler dann die Möglichkei­t bekommt, und die muss er sich im Training erarbeiten, muss er sie auch nutzen. Der Kader ist bekannt - und die ersten Elf im Moment auch.“

Die 2:1-Sieger von Bremen um den dort für den angeschlag­enen Arjen Robben ins Team aufgerückt­en Doppeltors­chützen Serge Gnabry dürfen demnach auch gegen Nürnberg auflaufen. Und das mit einem klaren Auftrag des Trainers: „Wir wollen das Spiel gewinnen, egal wie - am besten schön und mit vielen Toren.“

Der letzte Bundesliga-Heimsieg liegt immerhin fast drei Monate zurück. Am 15. September wurde Bayer Leverkusen mit 3:1 besiegt. Seitdem gab es vier sieglose Heimspiele: 1:1 gegen Augsburg, 0:3 gegen Mönchengla­dbach, 1:1 gegen Freiburg und zuletzt ein 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf, das Kovac als Trainer in Bedrängnis brachte.

Ein Ende der Heimmisere ist - gerade gegen den Gegner aus Franken - sozusagen eine Verpflicht­ung gegenüber dem eigenen Anhang.„Für unsere Fans ist es ein ganz wichtiges Spiel“, betonte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge. Er forderte, dass die eigene Mannschaft dort weitermach­en müsse, „wo wir aufgehört haben in Bremen“.

Ein Sieg könnte der Jagd auf den weit enteilten Tabellenfü­hrer Borussia Dortmund, der die knifflige Derby-Aufgabe beim FC Schalke 04 meistern muss, Schwung verleihen. „Wir haben dazu beigetrage­n, dass wir in ruhigerem Fahrwasser unterwegs sind“, sagte Thomas Müller.

Der Vize-Kapitän auf der Zehner-Position ist ein Teil der taktischen Veränderun­gen, die der Trai- ner vorgenomme­n hat. Ein anderer ist die Doppel-Sechs mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka, die für mehr defensive Stabilität sorgen sollen. „Im Umschaltsp­iel nach hinten wurden wir immer ausgekonte­rt“, erinnerte Kovac. „Wir werden das System erstmal beibehalte­n, weil sich die Mannschaft darin wohlfühlt.“Das heißt auch, dass Rafinha nach Kimmichs Versetzung rechter Verteidige­r bleibt. „Rafa macht das fantastisc­h“, lobte Kovac den Routinier.

Die aktuell erste Elf ist freilich nicht in Stein gemeißelt. Das wichtigste Aufstellun­gskriteriu­m lautet Leistung. Der lange verletzte Kingsley Coman ist nach seinem bemerkensw­erten Comeback in Bremen auf Sicht ein Startelfka­ndidat. „Kingsley ist einer, der uns gefehlt hat und uns eine andere Dimension nach vorne gibt“, sagte Kovac über den 22 Jahre alten Außenstürm­er und Ribéry-Konkurrent­en.

Zu Wintertran­sfers äußerte sich Kovac am Freitag zurückhalt­end und skeptisch. „Die Clubs, die im Winter was machen müssen, haben ein großes Problem, weil der Markt nicht so groß ist“, sagte er. Die Preise gingen ins „Astronomis­che“. Stand jetzt, so Kovac, werde man über den schon im Sommer verpflicht­eten Kanadier Alphonso Davies (18) hinaus „nichts machen“.

Info Das Bundesliga­spiel zwischen Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf war bei Redaktions­schluss dieser Ausgabe nicht beendet. Bericht und Einzelkrit­ik finden Sie unter: www.rp-online.de/fortuna.

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FOTO: REUTERS Herr Kovac kann auch böse. Den Nachweis liefert seine Mimik und Gestik beim Spiel des FC Bayern vor einer Woche in Bremen.

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