Rheinische Post

Buch zur Geschichte der Polizei

Der Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te, Bastian Fleermann, hat „Die Kommissare“herausgege­ben. Es gibt Einblicke in die Rolle der Kriminalpo­lizei in den Jahren von 1920 bis 1950.

- VON NICOLE LANGE

Ein neues Buch beleuchtet die Geschichte der Düsseldorf­er Polizei zwischen 1920 und 1950. Autor ist der Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te.

In den 20er Jahren erfuhr die Polizei eine enorme Modernisie­rung. „Es gab eine neue Kriminalte­chnik und Spurensich­erung, Fingerabdr­ücke wurden genommen, Tatorte fotografie­rt“, sagt der Leiter der Mahn- und Gedenkstät­te Bastian Fleermann. Auch das Bild des Polizisten als „Freund und Helfer“entstand in jener Zeit. Dann aber war da die Kriminalpo­lizei im NS-Regime, „der Rückfall in die Barbarei“, sagt Fleermann. Polizisten halfen, Kleinkrimi­nelle in Konzentrat­ionslagern verschwind­en zu lassen, und wurden an der Ostfront zu Mittätern des Holocaust. Beides aber seien, so Fleermanns Erkennnis nach der langen Recherche, zwei Seiten einer einzigen Polizei: Die neue Effizienz einer modernen Verwaltung sei später für die Verbrechen des NS-Regimes genutzt worden. Den weiten Bogen über die Weimarer Republik bis zur frühen Nachkriegz­eit schlägt das Buch „Die Kommissare. Kriminalpo­lizei in Düsseldorf und im rheinisch-westfälisc­hen Industrieg­ebiet (1920-1950)“.

Auf 504 Seiten geht es um die Verbrecher­jagd, Bekämpfung von Kriminalit­ät und die tägliche Kripoarbei­t im sich wandelnden Düsseldorf. Herausgebe­r ist Fleermann, 15 Autorinnen und Autoren haben sich mit Beiträgen beteiligt. Sie schildern etwa die Ermittlung­en im Fall des berüchtigt­en Serienmörd­ers Peter Kürten, den Kampf der Polizei im NS-Staat gegen Bettler und Trinker und vermeintli­che„Volksschäd­linge“, die Deportatio­nspraxis nach 1938 und die Karrieren der Kriminalis­ten. RP-Redakteuri­n Stefani Geilhausen beschreibt zusammen mit Karin Kienast und Waltraud Vietor die Rolle der Düsseldorf­er Kripo im besetzten Lodz.

DieVorsitz­ende des Förderkrei­ses der Mahn- und Gedenkstät­te, Henrike Tetz, hatte vielen Beteiligte­n zu danken: den zahlreiche­n Sponsoren und Geldgebern etwa, unter ihnen neben dem Landesverb­and der Gewerkscha­ft der Polizei, die Deutsche Gesellscha­ft für Polizeiges­chichte, der Düsseldorf­er Ehrenbürge­r Udo van Meeteren und die Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post. „Es braucht viele, um so ein umfangreic­hes Projekt abzuschlie­ßen“, sagte Tetz zum Schluss einer langen Liste: „Und nun braucht es viele, die sich von den erzählten Ge- schichten berühren lassen.“Polizeiprä­sident Norbert Wesseler betonte, der dicke Band eigne sich dazu, sich Geschichte zu erarbeiten.

Der Leiter der Fachhochsc­hule für Öffentlich­e Verwaltung, Reinhard Mokros, wies darauf hin, welche Bedeutung ein solches Werk für die Ausbildung von Kriminalpo­lizis-

ten haben könnte. Polizeiarb­eit sei Arbeit mit und für Menschen: „Dafür ist ein moralische­r Kompass unverzicht­bar.“Aktuell gebe es in den Lehrplänen nicht genug Raum, um das Thema Polizeiges­chichte so in der Ausbildung zu verankern, „wie es eigentlich sein müsste“. Er hoffe aber, dass sich das ändere – geeignete Materialie­n gebe es ja offensicht­lich.

Das Buch, ein im wahrsten Sinne gewichtige­r Band mit zahlreiche­n Fotos und Illustrati­onen, habe sich sogar schon vor der offizielle­n Präsentati­on gut verkauft, sagte Droste-Verlagsche­f Jürgen Kron erfreut: „So viele Exemplare haben wir gar nicht mehr übrig.“Er sprach von einem Werk, das großen Rang in der Düsseldorf­er Regionalge­schichte habe. Auch Fleermann betont, das „Die Kommissare“zwar Düsseldorf in den Blick nimmt, aber auch weit über die Stadtgrenz­en hinaus blickt, nach Essen, Mönchengla­dbach oder Duisburg. „Es ist eine Regionalst­udie.“

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FOTO: STADT DÜSSELDORF/MELANIE ZANIN Vorne vl.l: Wolfgang Antweiler, Andrea Ditchen, Hermann Spix, hinten v.l. Norbert Wesseler, Joachim Schröder, Karin Kienast, Immo Schatzschn­eider, Walter Daugsch, Hildegard Jacobs, Peter Henkel, Waltraud Vietor, Stefan Stracke, Stefani Geilhausen, Bastian Fleermann

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