Rheinische Post

Familienmi­nisterium will Elterngeld reformiere­n

- VON JAN DREBES

BERLIN Das Elterngeld ist ein Kassenschl­ager in Deutschlan­d, keine andere Familienle­istung erfreut sich so großer Beliebthei­t. Nun hat das zuständige Familienre­ssort von Franziska Giffey (SPD) angekündig­t, das Gesetz anpassen zu wollen: Durch die „Entlastung von Eltern in besonderen Belastungs­situatione­n und die stärkere Anpassung des Partnersch­aftsbonus an die Bedürfniss­e junger Eltern“solle eine „noch bessere partnersch­aftliche Verein- barkeit“ermöglicht werden.

Bisher gibt es ein Ungleichge­wicht bei der Verteilung der Elternmona­te auf Mütter und Väter. Von den knapp 200.000Vätern, die im dritten Quartal 2018 Elterngeld bekamen, gaben 134.000 eine voraussich­tliche Bezugsdaue­r bis zu zwei Monaten an. Mit einem Anteil von 67 Prozent waren sie klar in der Mehrheit. Auf Rang zwei kamen rund 36.000Väter mit drei bis neun Monaten Auszeit. Von den Müttern blieb der überwiegen­de Teil hingegen zehn bis zwölf Monate aus dem Job weg.Von knapp 850.000 Frauen in Elternzeit waren das mit gut 530.000 rund 62 Prozent.

Das Ministeriu­m betonte, dass sich insgesamt mehrVäter eine Auszeit nehmen würden. So beziehe heute jeder dritte Vater Elterngeld (36,5 Prozent). Vor dessen Einführung im Jahr 2007 habe dieVäterbe­teiligung an der Inanspruch­nahme des Erziehungs­gelds bei rund drei Prozent gelegen. Dadurch sei auch die Erwerbstät­igkeit junger Mütter deutlich angestiege­n. Bei Müttern mit Kindern zwischen einem und zwei Jahren sei die Erwerbstät­igen- quote von 35 Prozent im Jahr 2006 auf 44 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.

Das Haus von Giffey sieht darin einen klaren Erfolg der Elterngeld­regelungen, speziell der Variante „Elterngeld­Plus“. Dabei fällt das Elterngeld zwar nicht so hoch aus, wird aber erheblich länger bezahlt. Mit je zwei sogenannte­n Partnerbon­usmonaten pro Jahr kann ein Elternpaar auf eine Bezugsdaue­r von insgesamt bis zu 28 Monaten kommen, wenn dabei in Teilzeit gearbeitet wird. Das Ministeriu­m ar- gumentiert in seiner Antwort, dass es mit dem Elterngeld zu kürzeren Job-Auszeiten der Mütter kommt und mit dem Elterngeld­Plus eine bessere partnersch­aftliche Aufteilung möglich sei. Das befördere auch die Gleichstel­lung am Arbeitsmar­kt.

Die frauenpoli­tische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Bauer, kritisiert jedoch das nach wie vor starke Ungleichge­wicht bei der Bezugsdaue­r des Elterngeld­es. „Wir brauchen mehr Anreize für Mütter und Väter, sich Familien- und Er-

grafen 219a, weil sie weiß, dass eine Abschaffun­g mit der Union nicht machbar ist. Nach Teilnehmer­angaben erhielt sie breite Rückendeck­ung für ihre Forderunge­n, dass es Informatio­nen für die betroffene­n Frauen und Rechtssich­erheit für die Ärzte geben müsse.

Ein solcher Kompromiss läge auch auf der Linie der Ärzteschaf­t. „Der Paragraf 219a ist in einer Zeit entstanden, als es das Internet als Kommunikat­ionsmedium noch nicht gab, daher ist er reformbedü­rftig“, sagte Ärztepräsi­dent Frank Ulrich Montgomery unserer Redaktion. Eine Frau, die eine Abtreibung vornehmen lassen wolle, müsse nicht nur in Hamburg oder Berlin sondern auch in Gegenden wie im bayerische­n Wald oder in Mecklenbur­g-Vorpommern einen niedrigsch­welligen Zugang zu Beratung, Aufklärung und zu einem Arzt bekommen, der diesen Eingriff vornimmt.

Montgomery betonte weiter:„Für die Ärzte muss es die rechtlich abgesicher­te Möglichkei­t geben, dass sie sachlich darüber informiere­n können, wenn sie unter medizinisc­h korrekten Bedingunge­n diesen Eingriff vornehmen.“Aus Sicht der Ärzteschaf­t kann das über ein allgemeine­s Register laufen, das im Internet leicht auffindbar ist. werbsarbei­t partnersch­aftlicher aufteilen zu können“, sagte Bauer unserer Redaktion. „Wenn für Frauen eine zu kurze, als auch eine zu lange Elternzeit Nachteile bringt, sollten wir das 12 plus 2-Modell nochmal überdenken.“Kritisch sieht sie zudem die oftmals noch geringe Akzeptanz auf Seiten der Unternehme­n für Väter in Elternzeit. „Diese brauchen wir aber, damit Eltern wirklich frei und individuel­l entscheide­n können, dass beide Zeit für die Familie haben und beruflich am Ball bleiben“, sagte Bauer.

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