Bühne frei für den Darts-Wahnsinn
Am Donnerstag beginnt die WM 2019. Darts-Ikone Gordon Shumway kommentiert erstmals im TV und hat einen Favoriten.
DÜSSELDORF/LONDON Zum Jahresende, wenn die Tage immer kürzer werden, bricht für viele die besinnliche Zeit an. Doch für immer mehr Menschen gehört auch eine Party mit bunt-kostümiertem Publikum zur Weihnachtszeit: die Darts-Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). Am Donnerstag startet die WM 2019 der PDC im berühmten Alexandra Palace in London, von Fans liebevoll „Ally Pally“genannt. Und wie schon in den Jahren zuvor, werden wohl neue Rekorde aufgestellt.
Seit 15 Jahren überträgt der Fernsehsender Sport1, ehemals DSF, die Weltmeisterschaft. Erstmals ist Gordon Shumway als Experte dabei. Seit 42 Jahren ist der gebürtige Darmstädter mit den Pfeilen verbunden, als Spieler, Caller (Schiedsrichter) oder Buchautor. „Darts ist mein Leben. Ich habe so viele Leute über den Sport kennengelernt, das ist wie eine riesige Familie“, sagt Shumway, der eigentlich anders heißt, dessen Künstlername aber an seinen Kindheitshelden „Alf“angelehnt ist. Er erwartet in den kommenden zweieinhalb Wochen vor allem eines: „Spektakel! Das wird Party in Dauerschleife. Für das Fernsehen ist Darts die geilste Sportart. Jede Minute ist Action geboten, es kommt nie Langeweile auf“, schwärmt der 50-Jährige. Und die Fans bestätigen das durch ihr Interesse: Innerhalb einer Stunde war die Weltmeisterschaft ausverkauft.
Auch bei diesem Turnier werden wieder viele Deutsche im Publikum sein, die extra für dieWM nach London fliegen. Bei den Fans gehört Deutschland längst zur Weltspitze. Doch auf der Bühne sieht das anders aus. Da dominieren seit jeher die Briten und die Niederländer. Noch nie hat es ein deutscher Starter in die dritte Runde geschafft. Vier Spieler aus Deutschland wollen in diesem Jahr die Bilanz aufbessern – so viele wie nie zuvor. Max Hopp ist als Nummer 32 der Welt sogar in Run- de zwei gesetzt, Martin Schindler, Gabriel Clemens und Robert Marijanovic starten in der ersten Runde. Der Sieger erhält ein Preisgeld von 500.000 Britische Pfund (582.607 Euro). Mehr als 110 Stunden derWM wird Sport 1 übertragen.
„Die Jungs können alle Darts spielen, das ist keine Frage. Das Problem für die Deutschen ist es, dass sie nicht das ganze Jahr über die Möglichkeit haben, gegen stärkere zu spielen“, sagt Shumway. Doch genau das ist für den Experten das Wichtigste, wenn man sich verbessern will. Hopp und Schindler seien auf einem guten Weg, weil sie sich seit einiger Zeit regelmäßig auf der internationalen Tour beweisen können, erklärt er. In seinen Augen könnte Gabriel Clemens für eine Überraschung sorgen: „Ich kenne Gabriel schon über 15 Jahre, ein Monster-Typ. Er strahlt eine große Ruhe aus.“Für den Saarländer Clemens, der bei diesem Turnier sein Debüt auf der WM-Bühne feiern wird, gilt aber wie für die ande- ren deutschen Teilnehmer: „Wenn die Jungs ihre Nerven im Griff haben, ist bei der WM viel möglich.“
Es wird in vielerlei Hinsicht eine besondere Weltmeisterschaft. Zum ersten Mal in der Geschichte der PDC wird Rekordsieger Phil „The Power“Taylor nicht mehr mit dabei sein. Favorit ist für viele Kenner der Niederländer Michael van Gerwen, der die Konkurrenz in den vergangenen Jahren teilweise nach Belieben dominiert hat. Shumway sieht allerdings jemand anderen vorne:„Mein persönlicher Favorit ist der Schotte Gary Anderson. Er ist etwas cooler als van Gerwen und sagt, er spiele nur noch zum Spaß und verspüre deswegen keinen großen Druck.“
Bei aller Freude über den Erfolg der Sportart und die vielen Zuschauer (das Finale 2017 verfolgten rund 1,48 Millionen Fans auf Sport1), einen Wunsch hat Shumway dann doch noch:„Ich würde mich freuen, wenn die Leute auch mal die Pfeile in die Hand nehmen und selbst spielen.“