Rheinische Post

Gute Laune im Geldspeich­er

Die Stadtkasse ist so gut gefüllt wie lange nicht mehr. Das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP kann im Haushaltsp­lan 2019 großzügige­r sein. Die CDU sorgt sich um die Rheinbrück­en.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Wenn im Rathaus über den Haushalt informiert wurde, waren die Mienen in den letzten Jahren ernst. An die Wand wurden Grafiken geworfen, bei denen sich Linien in den roten Bereich bewegten. Geredet wurde über Vernunft, Bescheiden­heit und Sparwillen. Die Zeiten haben sich geändert. Die Politiker des Ampel-Bündnisses aus SPD, Grünen und FDP haben am Dienstag im Rathaus ihre Pläne für 2019 vorgestell­t – und profitiere­n von einer erheblich besser gefüllten Stadtkasse. Vier Jahre habe man mit „unheimlich­er Disziplin“gewirtscha­ftet, so FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus. „Wenn wir jetzt keine politische­nWeichenst­ellungen vornehmen, wann dann?“

Vor allem die Gewerbeste­uer, die wegen des Wirtschaft­sbooms fast eine Milliarde Euro an Einnahmen verspricht, lässt den finanziell­en Spielraum wachsen. Dazu fal- len hohe Belastunge­n wie der Bau der Wehrhahn-Linie weg. Entspreche­nd selbstbewu­sst präsentier­te sich das Ratsbündni­s. Zum zweiten Mal in Folge lege man einen strukturel­l ausgeglich­enen Haushalt vor, das erste Mal seit vielen Jahren plane die Stadt sogar mit einem Überschuss. Und das ohne Steuererhö­hungen oder andere Kröten wie die Wiedereinf­ührung der Kita-Gebühren für Über-Dreijährig­e. Wolfgang Scheffler (Grüne) sieht sogar den ersten Haushalt, der komplett die Handschrif­t des Dreierbünd­nisses trägt.

Zugleich wolle man an der Haushaltsd­isziplin festhalten, die man in der finanziell vergleichs­weise schweren Zeit (Neuenhaus: „Das waren vier Hungerjahr­e“) gelernt hat. Man wolle große politische Schwerpunk­te mit geringem finanziell­en Aufwand verwirklic­hen, heißt es in einem Positionsp­apier. „Wir schmeißen jetzt sicher nicht mit Geld um uns“, sagt SPD-Frak- tionschef Markus Raub.

Konkret heißt das: Die Ampel bringt am Donnerstag eine Reihe von zusätzlich­en Vorhaben ein, die insgesamt rund zwei Millionen Euro kosten. Zu erkennen ist die Handschrif­t aller Parteien. Zu den größten Einzelproj­ekten gehören ein Hilfsproje­kt für in Düsseldorf wohnungslo­se EU-Bürger (500.000 Euro), mehr Geld für die Sanierung von Kunstrasen­plätzen (400.000 Euro), Hilfe gegen Kinderarmu­t (250.000 Euro) und mehr Förderung für die freie Kunst- und Kulturszen­e (211.000 Euro).

Bei den Investitio­nen (Volumen: rund 250 Millionen Euro) bilden Schulen, Kitas und Bäder wieder den Schwerpunk­t, auf diese beiden Posten entfällt rund die Hälfte der Gesamtinve­stitionen. Einen politische­n Schwerpunk­t will das Ampel-Bündnis auf das Schaffen von bezahlbare­m Wohnraum legen – auch wenn die Mittel der Politik im boomenden Wohnungsma­rkt be- grenzt seien, wie SPD-Fraktionsc­hef Raub einräumt.

Die Opposition bewertet die Lage naturgemäß anders. Dass Düsseldorf für 2019 finanziell gut aufgestell­t ist, stellt für CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt lediglich eine „Atempause“dar. Drei Faktoren, die nichts mit der Politik der Ampel zu tun hätten, seien verantwort­lich: „Da ist zum einen das 600-Millionen-Euro-Darlehen – nichts anderes ist das – durch den Kanaldeal zu nennen“, sagt Gutt. Die Stadt hatte 2017 dem eigenen Stadtentwä­sserungsbe­trieb das Kanalnetz verkauft – für die Opposition versteckte Schuldenma­cherei. Dazu kämen die hohe Gewerbeste­uer und mehr Unterstütz­ung vom Land. Die CDU warnt, dass Investitio­nen in die Düsseldorf­er Infrastruk­tur drängen. Sie fordert etwa zwei Millionen Euro für die Planung zur Sanierung der Rheinbrück­en. „Sonst müssen wir die Brücken irgendwann sperren“, sagt Gutt.

 ??  ?? Eine fröhliche Männerrund­e im Rathaus (v.l.): Stephan Soll und Wolfgang Scheffler (Grüne), Frank-Ulrich Wessel und Markus Raub (SPD), Manfred Neuenhaus und Mirko Rohloff (FDP) RP-Foto: Andreas Bretz
Eine fröhliche Männerrund­e im Rathaus (v.l.): Stephan Soll und Wolfgang Scheffler (Grüne), Frank-Ulrich Wessel und Markus Raub (SPD), Manfred Neuenhaus und Mirko Rohloff (FDP) RP-Foto: Andreas Bretz

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