Fahrzeugbegleiter: Schüler engagieren sich für Sicherheit
Kinder und Jugendliche sind offenbar auch auf dem Schulweg gewaltbereit. Durch das Projekt soll der Schulweg sicherer werden, Gewalt und Unfälle werden verhütet.
Für gewöhnlich bietet sich den Pendlern auf dem Weg zur Universität an den Haltestellen Kaiserslauterner Straße und Provinzialplatz ein ähnliches Bild. Dutzende Schüler der Joseph-Beuys-Gesamtschule und Benzenberg-Realschule drängen sich nach Schulschluss auf den Bahnsteig und warten auf die Bahnen der Linien U74, U77 oder U79, um nach Hause fahren zu können.
Dementsprechend aufgeregt und energiegeladen nach dem vielen Sitzen ist zumeist auch die Stimmung unter den Heranwachsenden. Raymond und Bessma erlebten schon, wie diese Stimmung mal kippen kann. „Ich habe beobachtet, wie jemand die Digitalanzeige an der Haltestelle zerstört hat“, sagt Bessma. Doch Mitschüler konnten den Täter aufhalten und die Polizei rufen. „Dass sich da jemand getraut hat, einzugreifen, fand ich toll.“
Auch Streitereien, Drängeln oder Schubsen kommen vor, wie Raymond berichtet. Gerade letzteres ist durch die Nähe zu den Gleisen besonders prekär. Doch sollten die beiden 13-Jährigen in den nächsten Wochen so eine Situation miterleben, wissen sie jetzt, was sie tun können. Zusammen mit 32 weiteren Mitschüler bekamen sie im Jan-Wellem-Saal des Rathauses ihre Urkunden zum Start in ihr neues Ehrenamt überreicht. Als Fahrzeugbegleiter sind sie ausgebildet, gefährliche Situationen zu erkennen und Konflikte zu lösen oder zu ihrerVermeidung beizutragen.„Wir bleiben ganz normale Fahrgäste – wir halten nur die Augen dabei offen“, sagt Raymond.
Das Projekt Fahrzeugbegleiter existiert seit 13 Jahren. Seitdem hat sich das soziale Klima in Bussen, Bahnen und an Haltestellen merklich verbessert, wie Vorstand und Arbeitsdirektor Klaus Klar erklärt. Seitdem hätten Feldstudien zeigen können, dass die Konfliktsituationen im Alltag um bis zu 75 Prozent gesunken seien. Zurückzuführen sei das lautVerkehrspädagogin Ina Baumann auf die veränderte Gesprächssituation, die durch die Kommunikation zweier Gleichaltriger entsteht. „Wenn die Schüler sich etwas sagen, wird das in der Regel aufmerksamer aufgenommen.“Der Einfluss der Fahrzeugbegleiter sei auch an materiellen Dingen messbar.„Früher wurden uns sehr oft die Nothämmer in den Bahnen gestohlen. Seitdem die Jugendlichen wissen, wie wichtig diese Hämmer im Notfall sein können, geschieht das wesentlich weniger.“Auch Bahnen, die teils wöchentlich beschädigt worden waren, müssen nun seltener in die Werkstatt.
Doch die Aufgabe der Fahrzeugbegleiter ist es nicht, vorrangig die Gefährte der Rheinbahn zu schützen. Vor dem Hintergrund steigender Gewaltbereitschaft unter Kindern könne das Projekt zu einem sicheren Schulweg beitragen. Denn das Gewaltpräventionstraining ist eines der drei Bausteine, welches die Kinder auf dem Weg zum Fahrzeugbegleiter vermittelt bekommen. Neben der Busschule, die ab der 5. Klasse zur Unfallvorbeugung in den Lehrplan integriert wird, tragen auch Workshops der Rheinbahn-Verkehrspädagogen und der Polizei zur Sensibilisierung der Schüler bei. Mit Rollenspielen werden Konfliktsituationen nachgestellt. Für den Kriminaloberrat Rüdiger Korp ist auch die Vermittlung von Zivilcourage durch das Projekt äußerst bedeutend. „Das ist ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft. Damit jeder Einzelne auch in der Lage ist, bei Straftaten handeln zu können.“