Miguel Passarge holt Top-Bands ins Zakk
Der Organisator und künstlerische Leiter des Festivals :Lieblingsplatte im Zakk, Miguel Passarge, ist in dieser Woche ein schwer beschäftigter Mann. Gerade kommt die Hamburger Band „Die Sterne“an, obwohl ihr Auftritt erst in zwei Tagen ist. Wegen der Proben sind sie schon früher angereist und wollen erstmal in ihr Hotel einchecken. Im kleinen Club des Zakk machen derweil die Düsseldorfer Lokalmatadoren „Kreidler“den Soundcheck. Und zwischendurch muss Passarge noch schnell für den Gitarristen einer anderen Band ein Doppelzimmer buchen, weil der nun doch mit seiner Freundin für das in Deutschland wirklich einmalige Festival anreist.
Bereits zum dritten Mal findet das Musikfestival Lieblingsplatte im Zakk statt. Die Idee dahinter: Deutsche Bands spielen ein Album live und exklusiv auf dem Festival. Ein Schwerpunkt liegt auf Düsseldorfer Musik. So spielten bereits Family 5, Male, Kreidler, Fehlfarben und Michael Rother im Zakk. Um das Konzept und die Organisation kümmert sich Miguel Passarge mit viel Hingabe. Die Idee zum Festival hatte er vor der ersten Ausgabe 2016 schon einige Zeit mit sich herum getragen. „Sie schwebte schon lange im Raum, allerdings ist so ein Festival nicht einfach nebenbei zu machen. Denn mit dem Konzept der Lieblingsplatte bieten wir etwas, das nicht von der Stange ist“, erklärt Passarge in einer ruhigen Minute. Bei den Bands muss er viel Überzeugungsarbeit leisten, denn einige haben jahrelang nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden. Und bei manchen kann es während der Proben auch durchaus mal krachen. „Bei einigen Bands stoßen dann die alten Egos aufeinander oder es gibt Streit darüber, wer der offizielle Nachlassverwalter des Banderbes ist“, erklärt der 48-Jährige im sanften Singsang seiner schwäbischen Heimat. Doch zum Glück habe bis jetzt jedes Konzert stattgefunden. Bei erfolgreichen Zusammenkünften alter Bandkollegen ist Passarge dann sogar der Initiator für eine neue Tour geworden, wie im Fall der legendären Hamburger Band „Blumfeld“. Im Zuge der Tournee wurde der Bandleader Jochen Distelmeyer dann auch nicht müde, zu erwähnen, dass der fantastische Abend im Düsseldorfer Zakk ausschlaggebend für die Wiedervereinigung der Band war. „Das war natürlich ein persönliches Highlight“, sagt der 48-Jährige stolz. Denn er habe an der Band schon länger „gebaggert“, bis sie zusagte. Bei vielen Bands muss aber auch weniger Überzeugungsarbeit geleistet werden, denn die Bands hätten auch oft Lust, in ihrer eigenen musikalischen Vergangenheit zu stöbern.
Daneben kann Passarge aber auch auf alte Bekannte aus den 90er Jahren zählen. Wie die Heidelberger Hip-Hop-Legenden Torch und „Stieber Twins“. Für die beiden Stieber-Zwillinge hatte der junge Booker 1996 in einem Heidelberger Kulturzentrum bereits die Release-Party für das Album „Fenster zum Hof“organisiert. 21 Jahre später traten sie 2017 mit demselben Album dann nochmal bei seinem Lieblingsplatte-Festival in Düsseldorf auf. Nach den Lehrund Studienjahren in Heidelberg, damals ein Hotspot für deutschen Hip-Hop, kam Passarge 2001 nach Düsseldorf als Booker ins Zakk. „Damals wie heute hat die Stadt eine lebendige Musikszene.“Sehr interessant sei zum Beispiel die sehr aktive Neo-Psychrock-Szene. Neben positiven Entwicklungen bei Festivals sieht Passarge aber auch einigen Stillstand in der Stadt. Vor allem im Clubbereich habe sich sehr wenig getan, moniert er. Dann klingelt auch schon wieder das Handy beim Festivalleiter. Technikfragen müssen geklärt werden. „Bei diesem Festival gibt es einfach viel zu besprechen, denn die Auftritte sind exklusiv und nur für diesen einen Abend“, sagt Passarge entschuldigend.
Clemens Henle