Rheinische Post

Heil plant 447 Euro Rentenzusc­huss

Der Bundesarbe­itsministe­r will Milliarden für eine neue Grundrente ausgeben.

-

BERLIN (may-) Millionen Geringverd­iener sollen im Alter mehr Rente bekommen. Für das von der Koalition verabredet­e Grundrente­nmodell hat Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) jetzt ein Milliarden Euro kostendes Konzept vorgelegt, das Zuschläge von bis zu 447 Euro vorsieht. Die Union will das nicht mitmachen. „Die Vorschläge von Minister Heil gehen weit über den Koalitions­vertrag hinaus“, sagte Vizefrakti­onschef Hermann Gröhe (CDU). Die Vereinbaru­ng habe zur Vermeidung von Bedürftigk­eit ein Alterseink­ommen von zehn Prozent oberhalb der Grundsiche­rung enthalten. Dazu stehe die Union.

Nach denVorstel­lungen Heils sollen alle Rentner den steuerfina­nzierten Zuschlag erhalten, wenn sie mindestens 35 Jahre Pflichtbei­träge vor allem aus Beschäftig­ung, Kindererzi­ehung und Pflegetäti­gkeit entrichtet haben. Heil will bei der Grundrente auf die Bedürftigk­eitsprüfun­g verzichten.„Davon werden drei bis vier Millionen Menschen profitiere­n können, ein großer Anteil davon sind Frauen“, heißt es in dem Positionsp­apier von Heil. In der „Bild am Sonntag“sprach er von einem „mittleren einstellig­en Milliarden­betrag“, die seine Reform den Steuerzahl­er kosten werde.

SPD-Politiker und Gewerkscha­fter lobten Heils Vorstoß. Die Linke kritisiert­e, Heil sei auf dem halben Weg zur Mindestren­te von 1050 Euro stehengebl­ieben. Die Arbeitgebe­r bezeichnet­en das Konzept als „rentenpoli­tischen Betriebsun­fall“.

Der FDP-Rentenexpe­rte Johannes Vogel verwies darauf, dass nach Heils Konzept ein Arbeitnehm­er, der 34 Jahre Rentenbeit­räge bezahlt habe, künftig erheblich weniger Rente bekomme als jemand, der geringfügi­g länger, aber in Summe weniger eingezahlt habe. „Das ist respektlos gegenüber der Lebensleis­tung dieser Menschen“, sagteVogel. Zudem werde gar nicht mehr überprüft, ob angesichts von Vorsorge, Erbschafte­n und Vermögen überhaupt Altersarmu­t drohe. Heil wolle Geld mit der Gießkanne ausgeben, sein Konzept erinnere an das Modell„Rente nach Mindestent­geltpunkte­n“, das in den 90er Jahren aus guten Gründen im überpartei­lichen Konsens beendet worden sei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany