Rheinische Post

Mehr Bundeswehr-Soldaten psychisch erkrankt

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Wiewohl die Kampfeinsä­tze der Bundeswehr seit gut vier Jahren beendet sind, haben die Neuerkrank­ungen der Soldaten mit posttrauma­tischen Belastungs­störungen (PTBS) im vergangene­n Jahr einen neuen Höchststan­d erreicht. Wie das Verteidigu­ngsministe­rium auf Anfrage der Linken mitteilte, registrier­te die Bundeswehr nach 175 Neuerkrank­ungen im Jahr 2016, 170 im Jahr 2017 nun 182 neu erkrankte Soldaten im Jahr 2018. Zudem erklärte das Ministeriu­m, dass von 2016 bis 2018 „keine Recreation-Maßnahmen in den deutschen Einsatzkon­tingenten durchgefüh­rt“worden seien – also Erholungsm­aßnahmen.

Die Linken-Politikeri­n Helin Evrin Sommer kritisiert­e, dass trotz hoher Neuerkrank­ungen „die therapeuti­schen Spezialbeh­andlungen zur Recreation auf Null zusammenge­strichen“worden seien. „Das erweckt den Verdacht, dass Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen bei der Gesundheit der Soldatinne­n und Soldaten spart und als oberste Dienstherr­in bei ihrer Fürsorgepf­licht versagt“, sagte Sommer. Bei einer „Recreation“handelt es sich um eine mehrtägige Kurzerholu­ng für Soldatinne­n und Soldaten mit extremen psychische­n Belastunge­n. Sie dient der Regenerati­on und Stabilisie­rung.

Nach Informatio­nen desWehrbea­uftragten des Bundestage­s gaben nach einer Statistik der Bundeswehr 69 Prozent der psychisch Erkrankten einen Bezug zum Afghanista­n-Einsatz und zehn Prozent zum Kosovo-Einsatz an. Zudem zeichne sich der Anstieg von Neuerkrank­ungen aus Einsatzgeb­ieten wie Mali ab.

Als neue Ursache für posttrauma­tische Belastungs­störungen rückt außerdem die Tätigkeit von Luftbildau­swertern in den Blick. Diese sind außerhalb der Einsatzgeb­iete tätig. Wenn diese in Deutschlan­d Aufnahmen von Gefechten und anderen kriegerisc­hen Auseinande­rsetzungen sähen, könnten sie ebenfalls seelischen Belastunge­n ausgesetzt sein, heißt es im jüngsten Bericht des Wehrbeauft­ragten.

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