Historische Papst-Reise nach Abu Dhabi
ABU DHABI Als Oase der Toleranz in einer unruhigen Weltgegend – so verstehen sich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Dass der erste Besuch eines Papstes auf der arabischen Halbinsel amWochenende in die VAE führte, ist nach Ansicht der Regierung des Golfstaates kein Zufall. Schon vor Beginn des Besuchs streicht das muslimische Land heraus, wie ungestört fast eine Million Katholiken dort leben können.
Für Franziskus ist der Dialog mit der islamischen Welt ein Hauptthema seines Pontifikats. Der Glaube an Gott könne die Menschen zusammenführen, sagte er vor seinem dreitägigen Besuch in einer Videobotschaft. Er wolle in den Beziehun- gen zwischen den Religionen eine neue Seite aufschlagen. Er prangerte die humanitäre Krise im Jemen an. Die Bevölkerung sei erschöpft von dem langen Konflikt, und viele Kinder hungerten. DieVAE sind Teil des von Saudi-Arabien angeführten Militäreinsatzes in dem verheerenden Bürgerkrieg im Jemen.
In denVAE will der Papst unter anderem mit Mohammed bin Zayed, dem Kronprinzen von Abu Dhabi und De-facto-Herrscher der Emirate, sprechen und in der Großen Moschee mit islamischen Gelehrten zusammentreffen. Für den letzten Besuchstag am Dienstag ist eine Freiluft-Messe in einem Stadion in Abu Dhabi vorgesehen, zu der mehr als 100.000 Christen aus dem ganzen Land erwartet werden.
Dabei hatten die Emirate bis zur Mitte der sechziger Jahre keine einzige Kirche. Erst mit dem Aufstieg des Landes durch die reichen Ölvorkommen, der viele Ausländer anlockte, änderte sich das.
Nach wie vor ist die heimische Bevölkerung der VAE muslimisch, doch machen Ausländer heute rund 80 Prozent der etwa neun Millionen Bewohner des Landes aus. Unter ihnen sind viele Menschen aus Südasien, für die die Kirche der spirituelle und soziale Mittelpunkt in der Fremde ist. Die VAE-Regierung hat den 5. Februar zum Feiertag im Privatsektor erklärt, um Katholiken mit einer Eintrittskarte für die Papst-Messe die Möglichkeit zu geben, den Pontifex zu sehen.
Seit 2016 gibt es ein „Ministerium für Toleranz“, das laufende Jahr wurde zum „Jahr der Toleranz“erklärt. In seiner Videobotschaft würdigte Franziskus die VAE als Land, das ein „Modell des Miteinanders“und der „Bruderschaft der Menschheit“sein wolle und in dem viele Menschen frei leben könnten.
Menschenrechtsorganisationen verweisen dagegen auf die Inhaftierung des Regierungskritikers Ahmed Mansour, dessen zehnjährige Haftstrafe wegen unbotmäßiger Äußerungen erst vor wenigen Wochen bestätigt wurde. Die Tochter des Ministerpräsidenten soll nach einem Fluchtversuch gegen ihren Willen im Land festgehalten werden. Die Ausbeutung von ausländischen Arbeitern – viele davon sind Christen – ist ein weiteres Problem.