Rheinische Post

Der Notar – geschützt und gut bezahlt

Aus sozialen Gründen gibt es für Notare in Deutschlan­d feste Bezirke ohne Konkurrenz. Das benachteil­igt die Kunden der Notare, die hohe Gebühren zahlen müssen.

- Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de MARTIN KESSLER

Die Einschaltu­ng eines Notars, so wirbt die Rheinische Notarkamme­r, sei gar nicht „so teuer, wie Sie vielleicht denken“. Doch wer sich darauf verlässt, kann schon mal sein blaues Wunder erleben. Denn die Gebühren für eine Beurkundun­g durch einen Notar hängt nicht von der Komplexitä­t des Falles, sondern vom Wert der Transaktio­n ab. Der Notar verdient etwa am Standardve­rkauf eines teuren Hauses manchmal das Mehrfache dessen, was er für einen komplizier­teren Vertrag einer deutlich billigeren Wohnung erhält.

Das ist möglich, weil der Bund über das Gerichts- und Notarkoste­ngesetz die Gebühren aller 7000 in Deutschlan­d tätigen Notare festlegt und zugleich Amtsbereic­he eingericht­et hat, in denen jeweils nur ein Notar residieren darf. Ökonomen nennen so etwas Gebietssch­utz. Höhere Gebühren sind danach Folgen einer fehlenden Konkurrenz.

Notarasses­sor Dominik Hüren von der Bundesnota­rkammer verteidigt das Modell der festen Amtsbereic­he. Der Staat verlange in bestimmten Fällen wie dem Immobilien­kauf die notarielle Beurkundun­g, deshalb müsse er auch dafür sorgen dass diese flächendec­kend verfügbar sind. „Damit sich auch Bürger, die nicht so viel Geld haben, die notarielle Tätigkeit leisten können, sieht das notarielle Gebührensy­stem eine Quersubven­tionierung zwischen höheren Gebühren bei hohem Wert und niedrigen Gebühren bei niedrigem Wert vor.“

Allerdings sind die Gebühren infolge der gestiegene­n Grundstück­s- und Immobilien­preise inzwischen so hoch, dass der Notarberuf in Teilen hoch lukrativ ist. Der Kunde hat keine Alternativ­e, da jeder Notar die gleichen Gebühren verlangt. Man muss nicht gleich die Notarpflic­ht abschaffen. Denn gerade bei komplizier­ten Geschäften kann ein Fehler für den Laien den Ruin bedeuten. Gebietssch­utz und Gebührenor­dnung könnte man lockern. Die Konkurrenz würde allen helfen.

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