Rheinische Post

Mit Herzblut und Engagement für Garath 2.0

Der Oberbürger­meister lobt den besonderen Bürgersinn der Garather Jonges von 1969.

- VON BEATE GOSTINCAR-WALTHER

GARATH Die Pflege von Brauchtum und Dialekt sowie das Erforschen und Veröffentl­ichen der lokalen Geschichte steht meist im Mittelpunk­t traditione­ller Heimatvere­ine. Doch diese Schubladen sind nicht passgenau für den Heimatvere­in Garather Jonges. Hier wird zwar auch Kultur und Brauchtum gepflegt, ein Schwerpunk­t sind jedoch die Menschen, die gegenwärti­g im Stadtteil leben. „Bürgersinn“lautet das Stichwort, das auch Thomas Geisel beim Neujahrsem­pfang gerne aufgreift, denn für Garath gilt es in besonderem Maße.„Das macht diesen Stadtteil aus. Die Menschen hier machen Garath 2.0 zu ihrer Sache. Ich habe selten so viel Engagement und Herzblut erlebt“, sagt der Oberbürger­meister. Hocherfreu­t nimmt er Ehrennadel und Urkunde von Baas Peter Heinen in Empfang.

Viel Beifall kommt am Sonntagmor­gen von den zahlreiche­n Gästen: Mitglieder, Nachbarn, Freunde und Politpromi­nenz. Sie alle feiern in der Gaststätte Heimspiel an der Koblenzer Straße den Start in das Jubiläumsj­ahr. „Garather Jonges“ist übrigens nicht mehr so ganz zutreffend, denn – so Baas Heinen – etwa 30 Prozent „Mädels“sind inzwischen auch dabei. Zum Beispiel Renate Swierczyns­ki – und das seit 14 Jahren. „Wir kümmern uns immer um die Bänke auf demWaldweg Richtung Hilden“, sagt ihr Mann Horst. Uwe Schürgers gehört noch fast zu den „Neuen“, seit fünf Jahren ist er bei den Jonges. Seine bessere Hälfte habe ihn dazu bewegt. „Es war beimWaldkö­nigschieße­n“, erinnert er sich. „Wir sollten den Finger in die Wunden legen“, erklärt er sein Verständni­s vom Engagement eines Heimatvere­ins. Die Nöte und Sorgen der Menschen kennen lernen: das sei ganz wichtig. Zum Beispiel bei dem drängenden Problem der überteuert­en Mieten oder dem Ausgrenzen bestimmter gesellscha­ftlicher Gruppen, so etwas gebe es auch in Garath. Und da reiche gemeinsame­s Feiern nicht aus. Die Devise „näher zu den Menschen“wol- len die Jonges in diesem Jahr noch weiter verstärken. Für seine Treffen will der Verein künftig die Lokalitäte­n wechseln, um mehr Garather zu erreichen. Nachwuchss­orgen sieht der Baas nicht, der Verein wachse. „Heute haben wir den OB gewonnen“, meint er schmunzeln­d, außerdem weitere drei Mitglieder. „Ganz junge Leute kommen nicht zu uns, das ist eher die mittlere Altersklas- se“, meint Heinen. Bei öffentlich­en Aktionen spiele das Alter sowieso keine Rolle. „Als wir vor sechs Jahren den Weihnachts­baum zum ersten Mal vor dem Sonnenrad aufstellte­n, kamen circa 40 Leute, im vorigen Jahren waren es mehr als 300“, erzählt Peter Heinen. Auch die Aktion der Weihnachts­tüten für Kinder sei ein Erfolg. Und die jährlichen Spendensam­mlungen ge- hören dazu: In diesem Jahr sind sie dem Caritas Hospiz und der Offenen Tür amWittenbe­rgerWeg gewidmet. Maren Siegel sieht den Heimatvere­in als wichtigen Partner für die Vernetzung im Stadtteil. „Die Tannenbaum­aktion ist toll“, begeistert sich die Leiterin der Freizeitst­ätte. Isabell Maniora vom Büro des Quartiersm­anagement kann sich durchaus auch jüngere Heimatvere­in-Begeis- terte vorstellen. „Allerdings müssen wir jungen Leute heute immer flexibel sein und leben nicht mehr vierzig Jahre an einem Ort. Man muss sich eben auch verwurzeln können“, gibt sie zu bedenken.

Auf jeden Fall wird der 50ste Jahrestag mit einem würdigen Festakt begangen.Wo anders als in der Freizeitst­ätte Garath und natürlich am 4. August, dem offizielle­n Gründungst­ag im Jahr 1969.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Thomas Geisel (am Mikrofon) wird von Baas Peter Heinen (r.) als Ehrenmitgl­ied der Garather Jonges ausgezeich­net.

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