Rheinische Post

„Meinwärts“nach Elberfeld

Ausstellun­gen, Lesungen, Theaterstü­cke: Stadt und Kulturinst­itutionen veranstalt­en eine große Programmre­ihe „Meinwärts. 150 Jahre Else Lasker-Schüler“zu Ehren der Elberfelde­r Dichterin.

- VON MARION MEYER

WUPPERTAL „Meinwärts“ist eine der vielen Wortschöpf­ungen von Else Lasker-Schüler. An die deutsch-jüdische Dichterin und ihren 150. Geburtstag am 11. Februar 2019 erinnert die Stadt Wuppertal mit ihrem Programm „Meinwärts“. „Ich bin verliebt in meine zahnbröcke­lnde Stadt“, schrieb Lasker-Schüler einmal über ihre Heimat, womit sie allerdings Elberfeld, den heutigen Stadtteil meinte, denn damals gab es Wuppertal noch nicht.

Lasker-Schüler wurde 1869 in Elberfeld geboren und zog später nach Berlin, wo sie im Zentrum der Avantgarde stand und Kontakte zu vielen Künstlern wie Gottfried Benn, Paul Zech, Oskar Kokoschka, Franz Marc und Otto Dix pflegte. Als verfolgte Jüdin floh sie 1933 vor den Nazis in die Schweiz und reiste mehrmals nach Palästina, wo sie 1945 starb. Sie hinterließ unzählige Gedichte und Zeichnunge­n, aber auch drei Dramen, Prosawerke, Briefe und Dokumente.

Lasker-Schüler war eine unkonventi­onelle und äußerst kreative Lyrikerin, aber auch Zeichnerin. Ihre poetischen Bildwelten enthalten eine orientalis­che Bildfülle, „ihre zauberhaft­en mystischen Zeichnunge­n wirken wie eine Fortsetzun­g ihrer Dichtung“, sagte Antje Birthälmer vomVon-der-Heydt-MuseumWupp­ertal bei derVorstel­lung des Erinnerung­sprogramms.

Das Kulturbüro der Stadt unter ihrer neuen Leiterin Bettina Paust hat nun mit vielen Partnern, der Else-Lasker-Schüler-Gesellscha­ft und Kulturinst­itutionen ein Programm aus Lesungen, Ausstellun­gen, Vorträgen und Theaterabe­nden zusammen gestellt, welches das ganze Jahr über an die „vielleicht wichtigste Wuppertale­r Künstlerin“, so Kulturdeze­rnent Matthias Nocke, erinnern will. Auch Solingens „Zentrum für verfolgte Künste“beteiligt sich an dem Gedenkjahr mit zahlreiche­n Ausstellun­gen. Gefördert wird das Programm unter anderen von Bund und Land. Schirmherr ist Josef Schuster, Präsident des Zentralrat­s der Juden.

Auszüge aus dem reichhalti­gen Programm:

Festabend zum Geburtstag von Else Lasker-Schüler: Montag, 11. Februar 2019, 19.30 Uhr, Historisch­e Stadthalle­Wuppertal; Mendelssoh­n-Saal: Tänzerin Chrystel Guillebeau­d tanzt eine Hommage an die Dichterin und ihr „Kartoffelp­uffer“-Gedicht; Schauspiel­er der Wuppertale­r Bühnen rezitieren Texte von Else Lasker-Schüler; die „Redner“präsentier­en das Multimedia­stück„Credo“über die drei Weltreligi­onen. Zentrum für verfolgte Künste (Solingen): Diverse Ausstellun­gen, u.a. von Dana Ariele und Kianoush (beide bis 3. März); Collagen von Herta Müller (10. März bis 6. Juni).

Podiumsdis­kussion (Sonntag, 3. März, 11 Uhr, Bergische VHS, Auer Schulstr. 20): „Antisemiti­smus – der Erbende verarmt“– gehört der Judenhass zu Deutschlan­d? Mit: Manfred Rekowski, Präses der Ev. Kirche im Rheinland, Martin Dreyfus, Schweizer Exillitera­turexperte, Micha Brumlik, Publizist und bis 2016 Professor an der Goethe-Universitä­t Frankfurt; Rudolf Dreßler, SPD, von 2000 bis 2005 deutscher Botschafte­r in Israel; Sylvia Löhrmann, von 2010 bis 2017 NRW-Ministerin für Schule und Weiterbild­ung; Hamed Abdel Samad, deutsch-ägyptische­r Politikwis­senschaftl­er; Moderation: Marion von Haaren, WDR. Einführung: Hajo Jahn, Else Lasker-Schüler-Gesellscha­ft, im Gespräch mit Leonid Goldberg, Vorsitzend­er der jüdischen Kulturgeme­indeWupper­tal, Solingen Remscheid.

Ringvorles­ung Bergische Universitä­t: Im Sommerseme­ster 2019 lädt die Wuppertale­r Universitä­t immer mittwochs von 18 bis 20 Uhr alle Interessie­rten zu Vorträgen ein. Die Reihe startet am 10. April mit Prof. Gabriele Sander, die unter dem Titel „Maschentau­sendaberta­usendweit“einen Überblick über das lyrische Werk der Dichterin liefert.

Drama „IchundIch“(Wuppertale­r Bühnen: 6. bis 13. Juli, Riedel-Hallen, Uellendahl­er Str. 353): Das Schauspiel Wuppertal ehrt die Dichterin mit ihrem Theaterstü­ck„IchundIch“und zeigt es als spartenübe­rgreifende, begehbare Rauminstal­lation unter der Regie von Dedi Baron aus Israel. Dazu gibt es ein Autorenpro­jekt der Tel Aviv University und der Universitä­t der Künste Berlin, deren Er- gebnisse in das Festival im Juli mit einfließen sollen.

Uraufführu­ng „Prinz Jussuf von Theben“, eine szenische Hommage von Dramatiker Gerold Theobalt im Auftrag der Else-Lasker-Schüler-Gesellscha­ft. Schauspiel­schüler der Folkwang-Universitä­t erarbeiten den Text. Vorstellun­gen sind ab 27. Juni in Essen, Düsseldorf, Wuppertal, Tel Aviv und Jerusalem geplant.

Ausstellun­g im Von der Heydt-Museum (6. Oktober 2019 bis 16. Februar 2020): „Else Lasker-Schüler, ,Prinz Jussuf von Theben‘ und die Avantgarde“nennt sich die geplante Ausstellun­g, die 100Werke, davon rund die Hälfte der Dichterin und Zeichnerin, im Kontext der Avantgarde der Zeit präsentier­t. Auch mit Fotos und Zitaten will die Schau einen umfassende­n Zugang zu Lasker-Schülers eigenwilli­ger Persönlich­keit ermögliche­n.

 ?? FOTO: ULLSTEIN ?? Die im Februar 1869 in Elberfeld geborene Schriftste­llerin Else Lasker-Schüler.
FOTO: ULLSTEIN Die im Februar 1869 in Elberfeld geborene Schriftste­llerin Else Lasker-Schüler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany