Ein schlagkräftiger Haufen
Antoine Fuquas Western-Remake verpasst einem Genre-Meilenstein ein modernes Gewand.
(ry) Die Blütezeit des Western ist eigentlich schon lange vorbei, denn ein echter Besuchermagnet war das Genre vor allem bis zu den 60er-Jahren. Unter den heute erfolgreichen Beiträgen dieser Filmgattung finden sich vor allem auch Neuverfilmungen wie „True Grit“der Coen-Brüder oder Quentin Tarantinos freie Adaption „Django Unchained“. 2016 nahm sich Antoine Fuqua („Training Day“) mit„Die glorreichen Sieben“(1960) von John Sturges den vielleicht besten Western aller Zeiten vor. Kurioserweise ist dieser auch eines der besten Beispiele dafür, dass dieses ur-amerikanische Genre seine Wurzeln im Fernen Osten, im japanischen Kino, hat. „Die glorreichen Sieben“ist sogar ein direktes Remake von Akira Kurosawas „Die sieben Samurai“(1954). Fuqua ist sich dieser Historie bewusst. Er sagt: „Kurosawa hatte mehr Einfluss auf das amerikanische Kino, als viele Leute wissen, und ‚Die sieben Samurai‘ beeinflusste unseren Film vielfach. Es ist die DNA, die Mutter vieler Filme. Ich sah den Film und wollte deshalb Regisseur werden.“
Die Handlung seinerVersion hält sich eng an die Vorlage von Sturges.1879 in den noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika: Der kleine Ort Rose Creek ist eine Gründung von Siedlern im Grenzland. Von weit her sind sie unter zahlreichen Entbehrungen gekommen, um ihr Glück in der Neuen Welt zu suchen. Doch eines Tages taucht der Schurke Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) mit seinem Gesindel in Rose Creek auf. Er ist gekommen, um die Bewohner de facto zu enteignen. 20 Dollar bietet er für jedes Grundstück, und wer sich ihm in den Weg stellt, wird getötet. Denn Bogue will auf dem Land des Städtchens Rose Creek nach Gold schürfen. Emma Cullens (Haley Bennett) Ehemann wird ermordet, als er sich gegen Bogue und seine Vasallen wendet. Die Kirche, Mittelpunkt von Rose Creek, wird von Bogues Leuten abgefackelt. Beim lokalen Gesetzesvertreter finden die schockierten Bewohner keine Hilfe: Der Sheriff und seine vier Deputies wurden von Bogue gekauft. Die meisten Einwohner von Rose Creek sind eingeschüchtert, wollen kampflos aufgeben. Nicht so Emma Cullen. Sie will ihren Mann rächen und ihr Land behalten. Als sie die Bekanntschaft des USLieutenants Chisolm (Denzel Washington) und seiner sechs Männer macht, schöpft Emma Hoffnung. Chisolms Truppe ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen: Josh Faraday (Chris Pratt) ist ein Spie- ler und Zauberer mit der Pistole, Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke) ein eher nachdenklicher Typ, Billy Rocks (Lee Byung-hun) ein Asiate, Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) ein Mexikaner und Red Harvest (Martin Sensmeier) ein Indianer, der von seinem Stamm getrennt wurde. Sie alle stehen für Amerika und haben sich aus unterschiedlichen Gründen Chisolm angeschlossen. Diese„glorreichen Sieben“sind bereit, Emma nach Rose Creek zu begleiten und sich Bogue in den Weg zu stellen. Ihnen bleibt nur wenig Zeit, die verbliebenen Einwohner und den Ort auf Bogue und seine Männer vorzubereiten.
Für den Regisseur hat die klassische Geschichte nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Er erklärt: „Als MGM mich fragte, ob ich einen Western machen will, war ich total begeistert, weil ich mit Western aufgewachsen bin. Ich fragte mich: ‚Warum jetzt einen Western drehen? Warum wäre es wichtig?‘ Die Antwort darauf ist die Existenz von Tyrannei in der modernen Welt – das macht es zeitgemäß. Man braucht eine bestimmte Gruppe von Menschen, die zusammenkommt, um sich der Tyrannei in denWeg zu stellen.“Seine Inszenierung orientierte sich nicht ausschließlich am Klassiker von John Sturges. Er reichert die Geschichte mit Actionelementen des Italowesterns und des modernen Kinos an. Dass unter seinen Revolverhelden mehr Ethnien als im Original vertreten sind, ist für Fuqua keine Anlehnung an den Zeitgeist. Er sieht darin die Realität des Wilden Westens besser gespiegelt. Die glorreichen Sieben, 22.15 Uhr, ZDF