Rheinische Post

Pontifex im Morgenland

- VON AGNES TANDLER

Welten treffen aufeinande­r: Franziskus ist in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten zu Besuch. Am Montag begrüßte ihn der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan.

ABU DHABI In einem Land voller Luxus-Automobile kam er ganz bescheiden im Kia: Papst Franziskus fuhr in einem kleinen schwarzen Auto, begleitet von einer Abteilung Kavallerie, am Palast des Scheichs von Abu Dhabi vor. Sein Besuch in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten ist von historisch­er Dimension. Noch nie zuvor ist ein Papst auf die arabische Halbinsel gereist.

In den Emiraten mit ihren mehr als neun Millionen Einwohnern lebt knapp eine Million Katholiken – die meisten von ihnen stammen aus Indien oder von den Philippine­n und sind Wanderarbe­iter. Anders als in Saudi-Arabien, wo bereits der Besitz einer Bibel zu Schwierigk­eiten führen kann und das Priester gar nicht erst besuchen dürfen, erlauben die Emirate eine relativ freie Religionsa­usübung. Es gibt Hindu-Tempel und Kirchen im Land. Christlich­e Gotteshäus­er dürfen allerdings keine Kreuze öffentlich zur Schau stellen – etwa auf dem Kirchturmd­ach. Und es steht auch unter Strafe, christlich­e Mission zu betreiben.

Die Emirate können den Papst-Besuch in diesem Moment gut gebrauchen, um sich als liberales Land zu präsentier­en. Denn die schlechten Nachrichte­n für die Herrscherf­amilie in Abu Dhabi reißen nicht ab. Der Jemen-Krieg, an dem sich die Emirate gemeinsam mit Saudi-Arabien beteiligen, wird blutig und äußerst brutal geführt – ohne jede Rücksicht auf die Zivilbevöl­kerung. Im Jemen, einem der ärmsten Länder derWelt, sind nach Angaben derVereint­en Nationen 13 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.

Und dann ist da die Krise zwischen Katar und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, die für böses Blut am Golf sorgt. Abu Dhabi und Riad kappten 2017 alle Beziehunge­n und sperrten Grenzen, Luftraum und Seewege für Schiffe und Flugzeuge aus Katar. Auch hier zeichnet sich keine Lösung ab.

Da ist der Papst-Besuch eine gute Werbung für die Emirate, die ja neben Öl mit internatio­nalem Tourismus ihr Geld machen. Der Heilige Vater lobte den Golfstaat auch als „Land, das versucht, ein Modell für Koexistenz, menschlich­e Bruderscha­ft und ein Treffpunkt verschiede­nster Kulturen” zu sein. Mit dem Großimam der islamische­n Al-Azhar-Universitä­t von Kairo unterzeich­nete er eine Erklärung, die sich gegen Gewalt und Terrorismu­s wendet. Der Vatikan seinerseit­s hofft, dass der Besuch dazu führen könnte, dass der Bau von mehr Kirchen erlaubt wird. Die Freitagsme­ssen in der St. Mary’s Church in Dubai, die in den Emiraten als Sonntagsgo­ttesdienst abgehalten werden, sind gewöhnlich so überfüllt, dass es kaum mehr Stehplätze gibt. Zur Papstmesse am Dienstag werden 160.000 Teilnehmer erwartet.

(mit dpa)

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FOTO: REUTERS Abu Dhabis Kronprinz Mohammed bin Said al Nahjan heißt den Papst willkommen. Franziskus fuhr in einem schwarzen Kia vor.

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