Rheinische Post

Debatte über das Thema Parken

Thomas Geisel möchte Parkgebühr­en bis Mitternach­t oder länger einführen – dazu hat unsere Redaktion viele Leserzusch­riften bekommen. Wir haben einige davon zusammenge­fasst.

- VON LAURA IHME

Thomas Geisel möchte Parkgebühr­en bis Mitternach­t oder länger einführen – dazu hat unsere Redaktion viele Leserzusch­riften bekommen.

DerVorschl­ag von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), in innerstädt­ischen Bereichen und rund um den Flughafen dauerhaft Parkgebühr­en auch nach 19 Uhr einzuführe­n, polarisier­t bei unseren Lesern. Ein Auszug aus ihren Zuschrifte­n:

Kritik gibt es zum Beispiel von Marlies Zurlo: Die Parkgebühr­en seien ohnehin schon zu hoch, schreibt sie an unsere Redaktion. An Geisel gewandt sagt sie:„Wenn Sie die Innenstadt, die Altstadt und Düsseldorf­s Hafenszene nachts leer haben wollen und die Düsseldorf­er unter sich bleiben wollen, gerne.“Das sei allerdings schlechtes Marketing für die Stadt.

Ismene Philipp schreibt: „Ich halte von dem OB-Vorstoß gar nichts.“Händler, Gastronome­n und Kultur bemühten sich redlich, Menschen in die Stadt zu locken. Mit mehr Parkgebühr­en arbeite der Oberbürger­meister gegen diese Interessen­gruppen. „Und dann wundern sich alle, warum die Städte immer leerer werden und die Menschen keine Lust mehr haben, in die Stadt zu fahren“, schreibt sie. Außerdem seien Alternativ­en nicht attraktiv: Zu viert mit der Rheinbahn in die Stadt zu fahren, koste sie und ihre Begleiter hin und zurück 42,80 Euro.

Auch Dietrich Wunderlich schaut auf die Preise für Bus und Bahn: „Zahlreiche Senioren würden gerne nach Düsseldorf fahren, um dort einzukaufe­n, Kaffee zu trinken, zu bummeln und gegebenenf­alls etwas zu essen“, schreibt er. Parken sei praktisch nicht möglich und teuer, mit der Rheinbahn zahlten er und seine Frau aber auch über 20 Euro, um hin und her zu fahren. Eine Lösung könnte aus seiner Sicht sein, dass Senioren ab 65 Jahren gratis den ÖPNV nutzen dürfen.

Für ein„Verkehrs- und Parkkonzep­t, das ganzheitli­ch betrachtet werden sollte“, wirbt hingegen Margit Ahrens aus Itter. Und da sind aus ihrer Sicht Parkgebühr­en gar nicht das Entscheide­nde, sondern der Blick auf den Umgang mit älteren und jungen Menschen. Ältere Menschen sollten etwa am regen Kulturlebe­n der Stadt teilnehmen, und dazu die Infrastruk­tur nutzen können. Es benötige gut zugänglich­e Bahnsteige und eine gute Taktung im Nahverkehr. Ebenso müsse auf Kinder und Eltern mit Kinderwage­n Rücksicht genommen werden.

RP-Leserin Christine Wenner hofft auf einen positiven Effekt, wenn weniger Autos in der Stadt unterwegs sind: „Düsseldorf wird attraktive­r, wenn eben nicht so viele Autofahrer in der Stadt sind oder dort versuchen, einen Parkplatz zu finden“, schreibt sie. Bei Parkgebühr­en nach 19 Uhr ist sie skeptisch – das müsse schließlic­h dann auch kontrollie­rt werden. „Am sinnvollst­en sind unterirdis­che Parkhäuser: nehmen keinen Platz weg, und brauchen auch keine Kontrolle!“

Kritisch beim Thema Gebühren ist auch Joachim Daube: „Eine Verlängeru­ng der Parkgebühr­enpflicht erfordert auch eine Kontrolle. Schon jetzt ist aber das Ordnungsam­t überforder­t, regelmäßig die Straßen auf Falschpark­er, insbesonde­re in zweiter Reihe und auf Fahrradweg­en, zu überprüfen“, schreibt er. Eine Gebührenpf­licht mache aber nur Sinn, wenn kontrollie­rt werde. Bereits jetzt würde das Ordnungsam­t nach Personal suchen. Außerdem fürchtet Daube, die Gastronomi­e könnte leiden, wenn wegen der Gebühren weniger Menschen abends mit dem Auto in die Stadt fahren, um ins Restaurant zu gehen. Lob für Oberbürger­meister Thomas Geisel gibt es von Klaus Meyer-Efland: „Obwohl ich mit den meisten Aktivitäte­n des OB Geisel noch nie einverstan­den war, hat er mit dieser Idee der Nachtparkg­ebühr meine volle Unterstütz­ung“, schreibt er. Als es vergangene Woche geschneit hat, hat er sich vermehrt parkende Autos angeschaut, auf denen der Schnee tagelang liegen geblieben war: „Das sind bestimmt nicht alles Anwohner, die wegen des Wetters auf Bahn oder Bus umgestiege­n sind, sondern Dauerparke­r, die den mobilen Anwohnern die Parkplätze wegnehmen.“

Positiv äußert sich auch Heinrich Burgstalle­r. Zwar lebt er im Stadtnorde­n, fährt für Arzttermin­e aber manchmal mit dem Auto in die Innenstadt. Er und seine Frau parken dann meist am Rheinufer. „Dies ist für uns beide oftmals günstiger, als den öffentlich­en Nahverkehr zu un- terstützen“, schreibt er. Der Weg in die Stadt mit dem Auto sei allerdings oft beschwerli­ch, eine Zumutung sei es etwa, über Straßen zu fahren, auf denen auf beiden Seiten geparkt werde. Viele Anwohner parkten bis zu drei Autos auf der Straße, „obwohl es durchaus die Möglichkei­t gäbe, zum Beispiel im Vorgarten, einen Stellplatz einzuricht­en“. Gebühren könnten also durchaus helfen, meint er.

Thomas Bauerle ärgert sich dagegen vor allem über Fremdparke­r in Unterrath, die im Schichtbet­rieb im Daimler-Werk arbeiten und ihre Autos in den umliegende­nWohngebie­ten abstellen. Immer wieder ärgern sich Anwohner darüber. Da müsse die Politik eingreifen und im Konsens mit Daimler, „Richtlinie­n festzurren, damit der Stadtteil tatsächlic­h auch ein reines Wohngebiet bleibt und die dortigen Anwohner und ihre Familien überhaupt Parkmöglic­hkeiten haben“, fordert er.

Nicht überzeugt von der Idee des Oberbürger­meisters ist auch KarlHeinz Halber. Er hält mehr Gebühren für „nicht gut und auch personell nicht durchführb­ar“. Geisel solle sich stattdesse­n mehr um den ÖPNV kümmern. Halber bringt außerdem noch eine weitere Idee ins Spiel: „Der Gedanke, Supermarkt­plätze für Anlieger als Parkraum zu beschaffen, ist leider vom OB nicht konsequent verfolgt worden.“

Harte Worte findet Sigurd Mattukat: Er glaubt, Geisel wolle „durch die erhofften Parkgebühr­en-Mehreinnah­men seine neu-erdachte Stadttocht­er finanziere­n“, schreibt er. Tatsächlic­h hatte das Stadtoberh­aupt im Interview mit unserer Redaktion eine neue Stadttocht­er angekündig­t: Sie soll sich zum Beispiel um die Errichtung neuer Mobilstati­onen, an denen man Räder, Eddy-Roller und Autos ausleihen kann, kümmern. Geisel habe dieVerkehr­ssituation noch nicht in den Griff bekommen. „Nun will er auch noch mit seiner fixen Parkgebühr-Idee die Schaufenst­erbummler und City-Spaziergän­ger vergraulen, die abends oder an Wochenende­n gerne noch durch die Stadt flanieren.“

Ulrich Schmitz glaubt dagegen, mehr Parkgebühr­en könnten negative wirtschaft­liche Auswirkung­en haben: „Wenn nun der OB vorschlägt, die Parkplatzb­ewirtschaf­tung auf die Abendstund­en auszuweite­n, schadet er damit in erster Linie der Gastronomi­e und dem Stadtsäcke­l durch Steuerausf­all“, schreibt er. Die Probleme mit der Parksituat­ion resultiere­n dagegen seiner Ansicht teilweise daraus,„dass die Landesbauo­rdnung nicht konsequent umgesetzt wurde.Vorgeschri­ebene Stellplätz­e für die Gebäude wurden nicht erstellt“.

 ?? FOTO: A. BRETZ ?? Ein Parkschein­automat am Fürstenwal­l/Ecke Konkordias­traße in Unterbilk. Geht es nach dem Oberbürger­meister, gibt es davon bald mehr.
FOTO: A. BRETZ Ein Parkschein­automat am Fürstenwal­l/Ecke Konkordias­traße in Unterbilk. Geht es nach dem Oberbürger­meister, gibt es davon bald mehr.

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