Rheinische Post

Berlin unterstütz­t Wende in Venezuela

Die Bundesregi­erung hat den Interimspr­äsidenten Guaidó offiziell anerkannt.

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CARACAS/BERLIN (dpa) InVenezuel­a noch Opposition­sführer, im Ausland schon Staatschef: Der internatio­nale Rückhalt für den selbst ernannten Interimspr­äsidenten Juan Guaidó wächst. Nachdem das Ultimatum an Präsident Nicolás Maduro abgelaufen ist, haben Deutschlan­d und zwölf weitere EU-Länder den jungen Abgeordnet­en nun als Übergangss­taatschef des südamerika­nischen Krisenland­es anerkannt.

Mehrere EU-Staaten hatten Maduro dazu aufgeforde­rt, freie und faire Neuwahlen auszurufen. Der umstritten­e Machthaber ließ die Frist am Wochenende verstreich­en. Bundeskanz­lerin Angela Merkel bezeichnet­e Guaidó als künftigen Partner Deutschlan­ds bei den Bemühungen um eine Beilegung der Krise. Guaidó sei „der legitime Interimspr­äsident“.

Auch Spanien, Frankreich, Großbritan­nien, Österreich, die Niederland­e, Schweden, Dänemark, Portugal, Tschechien, Polen, Finnland und Luxemburg betrachten Guaidó nun als legitimen Interimspr­äsidenten. Belgien wollte Guaidó zunächst nicht ausdrückli­ch anerkennen. Die Regierung teilte allerdings mit, seine Bemühungen bei der Organisati­on freier und transparen­ter Wahlen zu unterstütz­en. Die USA und eine Reihe lateinamer­ikanischer Staaten hatten sich bereits vor knapp zwei Wochen hinter Guaidó gestellt.

Die venezolani­sche Regierung kritisiert­e die Anerkennun­g. „Die Souveränit­ät des venezolani­schen Volkes hängt nicht von der Anerken- nung irgendwelc­her ausländisc­her Regierunge­n ab“, hieß es in einer am Montag veröffentl­ichten Mitteilung des Außenminis­teriums in Caracas. Die Regierung kündigte an, nun die Beziehunge­n zu den europäisch­en Staaten, die Guaidó unterstütz­en, auf den Prüfstand zu stellen.

Pläne für eine neue EU-Erklärung zum Konflikt in Venezuela wurden am Montag zunächst erneut von Italien blockiert. Mit dem Text sollte Guaidó eigentlich noch einmal politische Unterstütz­ung zugesagt werden. Als Grund für die italienisc­he Blockade galten Unstimmigk­eiten innerhalb der Regierungs­koalition aus populistis­cher Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega. Guaidó rief Italien auf, sich den anderen EU-Ländern anzuschlie­ßen.

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