Rheinische Post

Ryanair schreibt Verluste wegen Preiskampf

Pro Ticket nimmt das Unternehme­n nur noch 30 Euro ein. Der Vorstand erwartet einen weiteren Preisverfa­ll.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DUBLIN Europas größter Billigflie­ger, Ryanair, hat im abgelaufen­en Quartal erstmals seit Jahren Verlust gemacht. Das Defizit lag zwischen Oktober und Dezember bei 20 Millionen Euro. Dies gab das irische Unternehme­n am Montag bekannt. Grund für die roten Zahlen ist derVerfall der Ticketprei­se um weitere sechs Prozent: Für einen Flug kassiert Ryanair im Schnitt nur noch 30 Euro pro Person inklusive Handgepäck. „Sie haben sich stärker als jederWettb­ewerber mit Discountpr­eisen profiliert“, sagt der Unternehme­nsberater Gerald Wissel: „Jetzt holt sie die Entwicklun­g ein.“

Auch als Reaktion auf die schwachen Zahlen wird Ryanair umstruktur­iert. Unterhalb der Holding sollen Laudamotio­n aus Wien, Ryanair aus Dublin, die polnische Ryanair Sun sowie Ryanair Großbritan­nien jeweils relativ eigenständ­ig agieren. Das hat erstens den Vorteil, dass die Marktsegme­nte gezielter angesproch­en werden können – so soll die in Düsseldorf sehr aktive Laudamotio­n sich beim Image etwas oberhalb des Konzerns bewegen. Zweitens wä- ren Übernahmen leichter zu steuern, insbesonde­re falls Großbritan­nien die EU verlässt. Drittens könnte der Konzern bei Streiks Jets aus einem Konzerntei­l einsetzen, der nicht vom Arbeitskam­pf betroffen ist.

DerVertrag vonVorstan­dschef Michael O’Leary wurde um fünf Jahre verlängert, obwohl die Aktie 2018 rund ein Drittel anWert verloren hatte. Er will sich jedoch aus dem Tagesgesch­äft zurückzieh­en und die Leitung der künftigen Ryanair-Gruppe übernehmen. Der 57-Jährige prognostiz­ierte für dieses Jahr eine Verschärfu­ng des Konkurrenz­kampfes: Er rechnet mit sieben Prozent niedrigere­n Ticketprei­sen, während die Passagierz­ahl um neun Prozent auf dann 142 Millionen zulegen soll. Wenig hält er von der Hoffnung, beispielsw­eise bei Eurowings, dass sich die Flugpreise erhöhen werden:„Wir teilen diesen Optimismus, und in manchen Fällen irrational­en Optimismus, nicht“, sagte O‘Leary. Denn der sinkende Ölpreis erlaube auch schwächere­n Wettbewerb­ern noch einige Zeit durchzuhal­ten und Ryanair sei sowieso gut gerüstet.

Dies bestätigen die Zahlen: Die durchschni­ttlichen operativen Kos- ten von Ryanair liegen nach Firmenanga­ben ohne Sprit bei 27 Euro pro Ticket. Dagegen glauben die Iren, dass Eurowings pro Ticket Kosten von 111 Euro hat, Easyet kommt auf 51 Euro, Wizz auf 40 Euro.

Interessan­t ist, wie viel Geld Ryanair mit Zusatzeinn­ahmen verdient: Während das eigentlich­e Ticket nur noch 30 Euro kostet, nimmt die Airline mit Servicegeb­ühren für die Reservieru­ng eines Sitzplatze­s, mit dem Verkauf von Essen und Getränken sowie mit Gepäckaufs­chlägen pro Kopf und Flug im Schnitt 17 Euro ein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany