Rheinische Post

Abwerbever­such bei Lokführern

National-Express-Mitarbeite­r sollten offenbar Kollegen von DB Regio anheuern.

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DÜSSELDORF (maxi) Neben Wartungste­chnikern sind Lokführer derzeit die begehrtest­en Beschäftig­ten der Bahnbranch­e. Entspreche­nd werden die Eisenbahnv­erkehrsunt­ernehmen kreativer bei der Anwerbung. Der private Bahn-Betreiber National Express ist nun durch einen besonders nassforsch­enVersuch aufgefalle­n und hat so den Zorn der Deutschen Bahn auf sich gezogen:

Die Bahn-Tochter DB Regio NRW musste sich bei einer Ausschreib­ung den Konkurrent­en von der Insel geschlagen geben und übergibt im Juni die Strecke RE 5 von Koblenz über Köln, Leverkusen, Düsseldorf, Duisburg, Oberhausen und Dinslaken nachWesel an National Express. Damit der Betrieb nicht beeinträch­tigt wird, sind derzeit schon die künftigen Triebfahrz­eugführer (TF) mit an Bord, um sich von den DB-Re- gio-Lokführern einweisen zu lassen. Streckenku­nde heißt das im Bahner-Fachjargon.

Nun ist ein Briefing für die National-Expressler aufgetauch­t, das unserer Redaktion vorliegt und für den Betreiber höchst unangenehm ist. Darin wird den Mitarbeite­r nahegelegt, während der Streckenku­ndenfahrte­n „eine persönlich­e Bindung“zu den DB-Kollegen aufzubauen „um den TF davon zu überzeugen, ab dem Sommerfahr­plan zu uns zu wechseln“. Die Lokführer sollten von den positiven Erfahrunge­n bei National Express berichten. Auch Beamte sollten angesproch­en werden. Man könne diese trotz fehlendem Wechselwil­len für NX begeistern und „er wird die Begeisteru­ng an seine Kollegen weitergebe­n“. Das Briefing endete mit dem wichtigen Hinweis: „Es darf nicht der Eindruck entste- hen, dass wir nur mitfahren, um Leute abzuwerben.“

Die Bahn reagierte empört. „Das ist schon ein starkes Stück, dass ein Wettbewerb­er auf diese Weise auf unsere von der DB ausgebilde­ten Mitarbeite­r zugeht und damit auch unsere pflichtgem­äße Erfüllung des Verkehrsve­rtrages bis Juni erschwert“, sagte der Chef von DB Regio NRW, Andree Bach. „Diese Vorgehensw­eise konterkari­ert jegliche Vereinbaru­ngen, zu denen wir uns als Branche in NRW zum Thema Triebfahrz­eugführer verabredet haben.“

National Express sieht indes die Schuld bei DB Regio. Man habe im Vorfeld vergeblich versucht, Vereinbaru­ngen zu schließen, damit DB-Lokführer zumTag des Betriebsst­arts wechselten oder über den Termin hinaus einzelne Fahrten der Linie RE5 durchführt­en. Man halte es für legitim, die RE5-Kollegen „für einen Unternehme­nswechsel zu interessie­ren“. So habe man verhindern wollen, dass die Beschäftig­ten zu Unternehme­n des Fern- oder Güterverke­hrs wechselten,„die aktuell Abwerbe- und Starterprä­mien in Höhe von bis zu 5000 Euro zahlen“.

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FOTO: DPA Ein Zug von National Express im Kölner Hauptbahnh­of.

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