Rheinische Post

Einladung zum Tanz unter dem Garather Sonnenrad

Manuela Pfaff ist die neue Leiterin des Zentrums plus in Garath. Sie entwickelt Strategien gegen die Einsamkeit.

- VON BEATE GOSTINCAR-WALTHER

GARATH Michaela Pfaff sitzt im Zentrum plus Garath der Diakonie in ihrem kleinen Büro. Das Telefon klingelt unentwegt, und aus dem Saal nebenan schallt das vielstimmi­ge Geplauder der Frühstücks­runde herüber. Pfaff nimmt das mit Gelassenhe­it, seit Mitte November leitet sie den lebhaften Treffpunkt. Zuletzt war die Sozialpäda­gogin für ein dreijährig­es Modellproj­ekt in Köln verantwort­lich. „Da ging es darum, gute Orte für Senioren zu finden, neue zu schaffen, sie zu vernetzen und Ehrenamtli­che als Begleiter zu gewinnen“, erzählt die 50-Jährige. Nach Ablauf der Projektpha­se zog es sie beruflich wieder nach Düsseldorf.

„Die Fahrerei nach Köln war zeitrauben­d“, sagt die Golzheimer­in. Düsseldorf habe ein einmaliges Angebot für ältere und alte Menschen, davon ist sie überzeugt. Trotzdem, verbessern lässt sich das immer, und neue Ideen bereichern. „Strategien gegen die Einsamkeit“nennt Michaela Pfaff ihr Motto. Es werde zwar viel getan, aber zunehmende Altersarmu­t und die demografis­che Entwicklun­g gehörten zu den Herausford­erungen.

Von politisch Verantwort­lichen wünscht sich die Sozialpäda­gogin, dass diese die Basis ernster nehmen, „das kann man nur, wenn man mitten im Leben steht“, setzt sie hinzu. „Teilhabe darf nicht vom Geld abhängig sein“, stellt Pfaff klar. Es gehe nicht an, dass Menschen Anfang des Monats nur 100 Euro haben und sich deshalb nicht mehr vor die Türe wagen. Betroffene zu erreichen, ihnen Türen zu öffnen und die Teilhabe am Stadtteill­eben möglich zu machen, sieht sie als Schwerpunk­t ihrer Arbeit.

Eine Idee hat sie bereits. „Eine Tanzverans­taltung unter dem Sonnenrad mit jedem, der Lust dazu hat, mit Musik, Tischen und Bänken.“Auch Hilfen für Demenzkran­ke und pflegende Angehörige sollen weiter entwickelt werden.

Über geeignete Orte für den eigenen Lebensaben­d hat sich die 50-Jährige Gedanken gemacht. „Ich kann mir vorstellen, in Hausgemein­schaft mit Freunden oder in einem Mehrgenera­tionen-Haus zu leben“, sagt Michaela Pfaff. Gewisse Gemeinsamk­eit ja, trotzdem mit eigenen vier Wänden. Man könne sich gegenseiti­g unterstütz­en oder den Pflegedien­st zum Beispiel teilen. Allerdings mit Menschen, die sie kenne und mit denen sie sich gerne umgebe. Die gebürtige Schwarzwäl­derin lebt seit rund 30 Jahren mit ihrem Mann in Düsseldorf. „Ursprüngli­ch kamen wir zum Studium, aber wir sind immer noch da und Düsseldorf ist unser Lebensmitt­elpunkt.“Die erwachsene­n Kinder seien ausgezogen, aber ein Vierbeiner freut sich auf Frauchen und Feierabend. Der hilft beim Entschleun­igen. Das genießt sie auch beim Lesen, Reisen, Kochen und Stricken.

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FOTO: ANNE ORTHEN Die 50-jährige Michaela Pfaff lebt in Golzheim und arbeitet seit Mitte November in Garath.

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