Rheinische Post

Düsseldorf soll „herzsicher“werden

Die Stadt soll flächendec­kend mit öffentlich zugänglich­en Defibrilla­toren versorgt werden. Der erste wurde am Rhein installier­t.

- VON NICOLE LANGE

Die Stadt soll flächendec­kend mit öffentlich zugänglich­en Defibrilla­toren ausgestatt­et werden. Der erste wurde am Rathausufe­r aufgestell­t.

Wenn jemand unterwegs Kammerflim­mern bekommt, zählt jede Sekunde: Mit der Aktion „Düsseldorf herzsicher“soll die Landeshaup­tstadt flächendec­kend mit öffentlich zugänglich­en Defibrilla­toren versorgt werden. Eine erste Säule mit einem solchen Gerät ist jetzt an der Rheinuferp­romenade installier­t worden, 20 weitere Standorte verteilt über das Stadtgebie­t sind bereits gefunden, wie der städtische Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke sagt: „Wir wollen vor allem auf Einkaufsst­raßen wie beispielsw­eise die Nordstraße oder die Lorettostr­aße setzen.“Entscheide­nd für den Erfolg sei, dass die Geräte in einem Notfall schnell gefunden würden.

Schon jetzt gibt es in Düsseldorf Defibrilla­toren unter anderem in Geschäften, Sporthalle­n, U-Bahn-Stationen, Arztpraxen oder Kultureinr­ichtungen. Oft seien sie aber nicht leicht aufzufinde­n, so Meyer-Falcke – im Notfall geht so wertvolle Zeit verloren. Und: „Passiert etwas außerhalb dieser Gebäude, ist der Zugriff nicht immer gewährleis­tet.“Das soll durch „Düsseldorf herzsicher“anders werden.

Es handelt sich um eine Aktion des Vereins Digitale Stadt Düsseldorf, in dem sich unter anderem Unternehme­n der Telekommun­ikations- und Informatio­nswirtscha­ft engagieren. Die Stadt Düsseldorf sponsert die erste Säule nahe dem Rathaus am Rathausufe­r 8, einige Unternehme­n haben bereits eine Beteiligun­g zugesagt. „Weitere Sponsoren werden aber noch gesucht“, so Meyer-Falcke. Für ein Jahr liegen die Kosten für ein Gerät bei rund 1200 Euro, er-

wünscht ist ein Engagement über mindestens fünf Jahre.

Wer einem Patienten in einer akuten Notlage helfen will, muss an der Säule eine kleine Scheibe einschlage­n und den„Defi“herausnehm­en. Die Feuerwehr wird dabei per Direktverb­indung automatisc­h alarmiert und zu dem Standort gerufen, der Helfer ist mit der Leitstelle in Kontakt.

„Das ist einer der wesentlich­en Vorteile der in dem Projekt eingesetzt­en Geräte“, sagt der Vorsit- zende der Digitalen Stadt, Stephan Schneider. Der Nutzer kann danach auch als Laie kaum noch etwas falsch machen: Wenn er den Defi aktiviert, führt ihn eine automatisc­he Sprachansa­ge von Schritt zu Schritt: Oberkörper des Patienten freimachen, Elektroden anbringen. „Was jetzt kommt, kennen Sie aus‚Schwarzwal­dklinik’ oder‚Emergency Room’“, so Meyer-Falcke: „Weg vom Tisch.“Ein Knopfdruck löst den Stromimpul­s für den Patienten aus; allerdings nur dann, wenn das Gerät tatsächlic­h ein Kammerflim­mern ermittelt hat:„Es muss niemand Angst haben, dass er den Defi falsch einsetzt und jemanden umbringt.“Falsch sei es in einem solchen Fall nur, nichts zu tun.

In der Vergangenh­eit gab es auch Kritik an den automatisi­erten Defibrilla­toren, da diese in Deutschlan­d offenbar selten genutzt werden. Experten wiesen Ende 2017 bei der Deutschen Gesellscha­ft für Kardiologi­e – Herz- und Kreislauff­orschung darauf hin, dass etwa der Düsseldorf­er Landtag schon 2003 mit Defis ausgestatt­et wurde, es aber bis Ende 2017 keinen einzigen Einsatz gegeben habe. Der zurückhalt­ende Einsatz habe zu „Fragen der Kosten-Nutzen-Relation unter finanziell­en Aspekten“geführt. Gleichzeit­ig betonten die Experten dazu aber, dass öffentlich zugänglich­e Defibrilla­toren „die ansonsten schlechten Überlebens­chancen von Menschen mit Kammerflim­mern deutlich verbessern können“.

Ein primäres Kammerflim­mern ist immer lebensgefä­hrlich. In jeder Minute ohne Defibrilla­tion sinken die Überlebens­chancen um sieben bis zehn Prozent.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Oberbürger­meister Thomas Geisel (v.l.), David Clausen (Philips) und Dezernent Andreas Meyer-Falcke mit dem Gerät

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