Rheinische Post

Nur Geld für die Kohle

Gut, dass das Braunkohle­revier Subvention­en erhält. Andere hätten es auch nötig.

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Tausende Jobs werden in den nächsten Monaten in NRW wegfallen. Ford, Karstadt/Kaufhof, Bayer, Innogy, Thyssenkru­pp – sie alle wollen Stellen streichen. Leicht summiert sich die Zahl auf 9000. Damit sind es eben so viele wie jene Arbeitsplä­tze, die im Zuge des Abschieds von der Braunkohle wegfallen. Nur, dass die vormaligen Beschäftig­ten dieser Konzerne nicht in den Genuss von 15 Milliarden Euro an öffentlich­en Geldern kommen, die ihnen den Aufbruch in ein neues Leben erleichter­n sollen. Das ist unfair, könnte jetzt der Kaufhof-Kassierer oder Thyssenkru­pp-Stahlarbei­ter urteilen.

Die Landesregi­erung führt Folgendes ins Feld: Der tausendfac­he Abbau der Jobs in der Braunkohle basiere auf einer politische­n Entscheidu­ng. Diese Stellen würden nur deshalb abgebaut, weil es politische­r Mehrheitsw­ille sei, etwa weil das Klima geschont werden solle. Sie würden nicht gestrichen, weil sie unrentabel seien wie in den Konzernen. Deshalb müsse es für die Betroffene­n eine Kompensati­on geben.

Diese Argumentat­ion verkennt zweierlei. Sie tut so, als ob die Arbeitsplä­tze bei Ford & Co gestrichen würden, weil sie unrentabel seien. Das unterstell­t sehr viel Rationalit­ät in den Führungset­agen der Konzerne und stößt schon im Fall von Innogy an Gren- zen. Wird der Konzern nicht als Spätfolge des Atomaussti­egs abgewickel­t, also auch einer rein politische­n Entscheidu­ng? Die Trennungsl­inie ist also schwer zu ziehen. Zum zweiten waren die Braunkohle-Jobs nur rentabel, weil sie von Anfang an massiv subvention­iert wurden. Hätte RWE für die ökologisch­en und sonstigen Folgen der Umsiedlung, des Raubbaus an der Natur und des Klimawande­ls vollumfäng­lich aufkommen müssen, wäre der Konzern wohl in dieses Geschäft nie eingestieg­en. Subvention­en zu rechtferti­gen fällt also nie ganz leicht.

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