Rheinische Post

48 Prozent mehr Amerikaner suchen Schutz

Die Anerkennun­gsquote veränderte sich zwischen 2017 und 2018 nur leicht von 19,4 auf 20,5 Prozent.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Mit der Verlagerun­g der Flüchtling­sroute vom östlichen und zentralen ins westliche Mittelmeer bahnen sich auch Veränderun­gen bei den Hauptherku­nftsländer­n an. Dabei gerät zunehmend Amerika in den Blick. Die Zahl der Asylanträg­e von Schutzsuch­enden aus Amerika ist nach den Statistike­n des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e im vergangene­n Jahr gegenüber 2017 um 48 Prozent gestiegen. Die Anerkennun­gsquote veränderte sich dabei nur leicht von 19,4 auf 20,5 Prozent.

Bei den einzelnen Ländern gibt es dagegen starke Unterschie­de. Zwei von drei Flüchtling­en aus Honduras bekamen Schutz zugesicher­t, auch einer von drei Menschen aus Venezuela darf vorerst bleiben. Bei Kubanern lag die Schutzquot­e allerdings nur bei 3,2 Prozent, bei Kolumbiane­rn bei 2,3 Prozent, und bei Brasiliane­rn betrug sie null.

Allein aus Venezuela verdoppelt­e sich die Zahl der Asylanträg­e von 206 auf 407. Das Bundesamt registrier­te im vergangene­n Jahr insgesamt 817 Schutzsuch­ende aus Amerika. Diese Zahlen liegen damit für das vergangene Jahr noch weit un- ter den Zahlen der Asylbewerb­er aus Afrika und Asien. Doch zeichnet sich eine anhaltende Dynamik im westlichen Mittelmeer Richtung Spanien ab. Allein im Januar zählte die Internatio­nale Organisati­on für Migration (IOM) 4031 Neuankömml­inge. Das stellt gegenüber dem Januar vor einem Jahr fast eine Verdoppelu­ng dar. Im Januar 2016 waren an Spaniens Grenzen noch 492 Flüchtling­e registrier­t worden. Inzwischen liegen die Zahlen der Migranten in Spanien auch höher als die in Griechenla­nd oder Italien. Um 15 Prozent ging die Zahl der Anträge aus asiatische­n Ländern zurück (von 125.000 auf 106.000), sogar um 21 Prozent sank die Anzahl der Schutzsuch­enden aus afrikanisc­hen Ländern (von 53.000 auf 42.000). Innerhalb der Kontinente gab es jedoch sehr unterschie­dliche Entwicklun­gen.

So sank die Zahl der Schutzsuch­enden aus Eritrea um 44 Prozent auf 5920 Personen. Die Schutzquot­e lag hier weiterhin über 70 Prozent. Anders war die Entwicklun­g bei Nigerianer­n. Hier stieg die Zahl der Antragstel­ler um 34 Prozent auf 11.073 Personen, während zugleich die Schutzquot­e von 17,3 auf 13,9 Prozent sank.

Die meisten Antragstel­ler kamen auch im vergangene­n Jahr aus Syrien. 46.164 Anträge bedeuteten einen Rückgang um 8,4 Prozent. Die Schutzquot­e sank im Jahresverg­leich von 91,5 auf 81,9 Prozent. Deutlich mehr Menschen aus der Türkei suchten Schutz in Deutschlan­d. Hier war bei den Anträgen eine Steigerung um 25 Prozent auf 10.655 zu verzeichne­n. Parallel stieg auch die Schutzquot­e von 28,1 auf 41,4 Prozent.

Die Politik beginnt sich derweil auch auf die sich verändernd­e Situation bei den Herkunftsl­ändern einzustell­en. „Wir werden die Entwicklun­g der Anerkennun­gsquoten sorgfältig beobachten“, sagt Unions-Innenexper­te Mathias Middelberg. Vordringli­ch geht es ihm jedoch zunächst darum, dass Algerien, Marokko, Tunesien und Georgien zu sicheren Herkunftsl­ändern erklärt werden. „Die Grünen sollten angesichts der überwältig­enden Mehrheit im Bundestag ihre Position im Bundesrat überdenken“, lautet der Appell des CDU-Politikers. Im Einzelfall sei die Anerkennun­g als Flüchtling schließlic­h weiterhin möglich.

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FOTO: AP Helfer der Proactiva Open Arms, einer Nichtregie­rungsorgan­isation aus Spanien, retten ein Baby von einem Schlauchbo­ot aus dem Mittelmeer.

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