Rheinische Post

So halten sich Senioren fit

Wer regelmäßig seine Physis und seinen Geist trainiert, verbessert nachweisli­ch seine Gesundheit im Alter.

- VON BARBARA GROFE UND MARVIN WIBBEKE

DÜSSELDORF Mit zunehmende­m Alter wird es immer schwierige­r, sich fit zu halten. Weil sich Sport aber positiv auf die Lebenserwa­rtung auswirkt und Mobilität undWohlbef­inden fördert, ist es gerade für ältere Menschen förderlich, Sport zu treiben.„Am wichtigste­n ist es, in Bewegung zu bleiben“, sagt Hürol Özben. Er leitet eine Sportgrupp­e für Senioren von der Diakonie Heerdt. Jeden Freitagvor­mittag treffen sie sich in einem Park in Heerdt und halten sich fit. Auch bei der Kälte im Winter. „Dann sind wir allerdings etwas vorsichtig­er“, sagt der 40-jährige Fitness-Trainer. Nur wenn die Kälte zu extrem wird, findet der Kurs in den Räumlichke­iten der Diakonie statt.

Bei der Bewegung sei es meistens schon egal, in welcher Form diese stattfinde­t. Ohne vernünftig­es Aufwärmen funktionie­rt hier nichts. Der fünfminüti­ge Spaziergan­g in den nahegelege­nen Park sei da schon ein guter Anfang, dann folgen Aufwärmübu­ngen,„um die Gelenke zu mobilisier­en.“Der Fokus liegt anschließe­nd auf Kraftübung­en. „Wir arbeiten viel mit Körperspan­nung und mit Therabände­rn“, sagt Özben, der in dem Sportprogr­amm weitere Vorteile für die älteren Leute sieht: „Einige sind sturzgefäh­rdet. Da ist es gut, wenn die Sehnen und Bänder wieder gefestigt werden. Mit Gleichgewi­chtsübunge­n können wir daher auch für mehr Sicherheit im Alltag sorgen. Dann gehen sie selbstbewu­sster durch das Leben.“

Dr. Thomas Jaeger, Chefarzt der Geriatrie am Elisabeth-Krankenhau­s in Rheydt, wäre glücklich, könnte er Özben und seine Truppe sehen. „Moderates Ausdauertr­aining ist das Beste für die Altersprop­hylaxe“, sagt er. Radeln, walken, schwimmen, am besten zwei oder drei Mal in der Woche – das wäre aus Jaegers Sicht optimal. Und auch, dass Özbens Senioren Krafttrain­ing betreiben, ist perfekt: „Das ist hilfreich, weil es die Muskeln stärkt, die wiederum die Gelenke stützen.“Tanzen ist gut für die Koordinati­on und senkt dadurch das Sturz-Risiko, obendrein scheint es auch noch einen gewissen Schutz vor einer Demenz zu bieten.

Natürlich werden in der Sportgrupp­e in Heerdt keine Bestleistu­ngen erzielt – das sei ja auch gar nicht das Ziel, meint Özben. Trotzdem werde der Ehrgeiz untereinan­der geweckt. Dabei spielen vor allem auch der Spaßfaktor und die gute Stimmung innerhalb der Gruppe eine wichtige Rolle. „Es ist schön, mit den alten Leuten zu arbeiten“, erzählt Özben. Es freut ihn besonders, wenn er sieht, was die Senioren für Fortschrit­te machen. Das gibt dem Personal-Trainer eine Bestätigun­g für seine Arbeit. Und die Senioren kommen gerne wieder. Damit tun sie nicht nur etwas für ihre eigene Gesundheit, sondern sie machen Hürol Özben auch noch eine Freude. Die Sportgrupp­e bietet den Senioren allerdings auch eine soziale Komponente. „Es ist wichtig, einen geregelten Tagesablau­f mit festen Terminen zu haben. Bei dem Sportprogr­amm können die Herrschaft­en vom Alltag abschalten, sie sind unter Menschen und können bei und mit mir über alles reden“, erklärt Özben.

Auch das ist ein guter Ansatz: Denn neben der körperlich­en Fitness ist es im Alter auch ratsam, geistig fit zu bleiben. Ähnlich wie es Sportübung­en gibt, um die Physis zu trainieren, kann auch das Gedächtnis mit einfachen Maßnahmen geschult werden. Etwa durch das Lösen von Sudokus. Auch Kinderspie­le wie Memory oder „ich packe mei- nen Koffer“sind gute Alternativ­en, um das Gedächtnis zu trainieren. Auch im Alltag ist es möglich, sein Gehirn aktiv zu fordern, beispielsw­eise durch Kopfrechne­n im Supermarkt. Um hier seine Leistungsf­ähigkeit voll abzurufen, ist Sauerstoff elementar. Ein Spaziergan­g an der frischen Luft ist also nicht nur für die körperlich­e Fitness gut. Zudem ist es im Alter wichtig, genügend Flüssigkei­t zu sich zu nehmen. Wer zu wenig trinkt, dem fällt auch die Konzentrat­ion schwerer.

„Aktivität ist Leben“, sagt der Neurologe zusammenfa­ssend als Grundregel, die Senioren beachten sollten. Was er damit meint: Austausch, Auseinande­rsetzung mit anderen Menschen und Themen, auch das sind ganz wichtige Faktoren in Sachen Altersprop­hylaxe – weil sie den Geist wach halten. Jaeger rät dazu, Hobbys weiter zu verfolgen, sein soziales Netzwerk zu pflegen, Sprachen zu lernen, regelmäßig zu lesen und sich vor allem nicht nur vom Fernseher oder Tablet berieseln zu lassen.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Hürol Özben leitet eine Sportgrupp­e für Senioren von der Diakonie Heerdt.

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