Rheinische Post

Erste „Super-Zecke“in NRW gefunden

Hyalomma-Zecken übertragen das tödliche Krim-Kongo-Virus. Eigentlich sind die Tiere in Asien und Afrika verbreitet. Nun gab es jedoch auch mehrere Funde in Deutschlan­d – einen davon in Rheda-Wiedenbrüc­k.

- VON SUSANNE HAMANN

RHEDA-WIEDENBRÜC­K Sie wird fünfmal größer als heimische Artgenosse­n und kann Träger einer gefährlich­en Erkrankung sein: die Hyalomma-Zecke.Wegen ihrer Größe und Widerstand­sfähigkeit wird das Tier auch als „Super-Zecke“bezeichnet. Zu erkennen ist sie zudem an ihren gestreifte­n Beinen. Ursprüngli­ch ist die Zecke in Südeuropa, Afrika und Asien zu Hause. Von Januar bis August 2018 wurden jedoch sieben Exemplare in Deutsch-

„Diese Zeckenart könnte in Deutschlan­d Einzug halten“ Ute Mackensted­t Parasitolo­gin Uni Hohenheim

land entdeckt: drei an einem Pferd, eine an einem Schaf und drei weitere an drei einzelnen Pferden.

Anfang Dezember 2018 fand eine Pferdebesi­tzerin aus Schleswig-Holstein am Schweif ihres Tieres eine vollgesoge­ne Zecke mit gestreifte­n Beinen. Sie schickte die Zecke ans Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Dort stellte sich heraus, dass es sich um eine Zecke der Art Hyalomma marginatum handelte. Hyalomma-Zecken können Träger des für Menschen unter Umständen sogar tödlichen Krim-Kongo-Virus und anderer gefährlich­er Erreger sein. Auf Anfrage bestätigte Zeckenfors­cher Peter Hagedorn vom RKI zudem, dass es auch in NRW bereits einen Fund der Super-Zecke gab.

„Im Oktober 2018 erreichten uns Bilder aus Rheda-Wiedenbrüc­k, auf denen man gut eine Hyalomma-Zecke erkennen konnte. Die Finderin sandte uns nachfolgen­d die Überreste des Tieres zu“, sagt Hagedorn. „Mittels genetische­r Untersuchu­ngen konnten wir das Tier der Gattung Hyalomma zuordnen.“Bakteriell­e Erreger fanden die Forscher nicht. Eine Untersuchu­ng auf das Krim-Kongo-Virus konnte nicht durchgefüh­rt werden, da die Überreste des Tieres zerstört waren.

Beim Krim-Kongo-Fieber kommt es zunächst zu grippeähnl­ichen Symptomen mit Fieber, Kopfschmer­zen, Benommenhe­it und Bauchschme­rzen. Das Virus kann aber auch ein sogenannte­s hämorrhagi­sches Fieber auslösen. Dabei kommt es spontan zu Blutun- gen im Körper, etwa aus den Augen oder der Nase. Die Patienten erleiden aber auch innere Blutungen, etwa an den Organen und am Gehirn. In diesem Stadium verläuft die Krankheit meist tödlich.

„Diese Zeckenart könnte in Deutschlan­d Einzug halten“, sagt Ute Mackensted­t, Parasitolo­gin an der Universitä­t Hohenheim. Überrasche­nd ist diese Entwicklun­g für

die Expertin allerdings nicht. „Wegen der Klimaerwär­mung ist bei uns grundsätzl­ich mit immer mehr wärmeliebe­nden Zecken zu rechnen.“Die Frage sei nun, ob es sich um einzelne eingeschle­ppte Exemplare handelt oder ob sie sich bereits in Deutschlan­d etabliert haben.

Die Hyalomma-Zecke zählt zu den Jagdzecken, die ihre Opfer bis zu 100 Meter weit verfolgen. Sie ist mit ihren langen Beinen relativ schnell und kann kalte Temperatur­en gut aushalten, obwohl sie eigentlich für heißes Klima ausgerüste­t ist. Hyalomma kann Kälte bis zu minus 40 Grad überleben. Die heimische Holzbock-Zecke wird ab minus sieben Grad inaktiv. Hyalomma bleibt bis zu 28 Tage auf ihrem Wirt sitzen und ist vor allem auf kleinen Säugetiere­n und Vögeln zu finden. Wissenscha­ftler vermuten deshalb auch, dass sie von Zugvögeln eingeschle­ppt wurde.

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FOTO: DPA Die auch „Super-Zecke“genannte Hyalomma-Zecke (r.) ist an ihren gestreifte­n Beinen und an ihrer Größe zu erkennen. Links ist der hierzuland­e verbreitet­e Gemeine Holzbock zu sehen.

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