Rheinische Post

Später Generation­swechsel bei Fielmann

Der Rückzug des Firmengrün­ders deutete sich schon länger an, nun räumt der Patriarch für seinen Sohn Marc Fielmann den Posten des Vorstandsv­orsitzende­n. Der Neue tritt ein schwierige­s Erbe an.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

HAMBURG Es gibt sie zuhauf, die Firmengesc­hichten, in denen der Patriarch nur schwer das Ruder an die Nachfolger übergeben kann. Ein Zaudern, das sich irgendwann auch in einem immer schnellleb­igeren Geschäft nachteilig bemerkbar macht. Man konnte zuletzt den Eindruck bekommen, dass das Optiker-Imperium Fielmann eine ebensolche Geschichte werden könnte.

Der nur in winzigen Trippelsch­ritten eingeleite­te Generation­swechsel bereitete so manchem im Hamburger Unternehme­n Kopfzerbre­chen. Immerhin handelt es sich bei Fielmann um keinen kleinen Mittelstän­dler, sondern einen Konzern mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen von 293 Millionen Euro. Hinter vorgehalte­ner Hand wurde auf den Fluren im Fielmann-Reich wiederholt auch über den schlechten Ge- sundheitsz­ustand von Günther Fielmann getuschelt.

Zugleich behielt er das Sagen, trat nur in kleinen Schritten Verantwort­ung an Sohn Marc Fielmann ab. Der durfte sich zunächst als Marketing-Vorstand ausprobier­en, war in dieser Position insbesonde­re für das Thema Digitalisi­erung verantwort­lich und einer der Geschäftsf­ührer der 2012 gegründete­n Start-up-Abteilung Fielmann Ventures – dort forschen Mitarbeite­r aus sechs Nationen an den Technologi­en, die die Branche in den nächsten Jahren prägen und verändern sollen.

Im April vergangene­n Jahres kam dann der nächste Schritt. Günther Fielmann schaffte eine Doppelspit­ze und räumte dem Sohn nach Unternehme­nsangaben „bereits wesentlich­e Verantwort­ungsbereic­he“ein. Das letzte Wort indes behielt der Patriarch.

Anhänger eines Generation­swechsels horchten am Dienstag auf. Der Konzern veröffentl­ichte ein Pressestat­ement mit dem Titel „Generation­swechsel in abschließe­nder Phase“. Doch auch dieses enthält noch den patriarcha­lischen Duktus: „Günther Fielmann delegiert Verantwort­ung innerhalb der Familie“lautet der Untertitel.

Demnach soll Marc Fielmann im laufenden Geschäftsj­ahr als Vorstandsv­orsitzende­r der Fielmann AG „auch für die Unternehme­nsstrategi­e verantwort­lich zeichnen“. Der Vater ziehe sich weiter aus der Vorstandst­ätigkeit zurück und habe dem Aufsichtsr­at angeboten, seine Vorstandsb­ezüge auf den symbolisch­en Betrag von einem Euro zu reduzieren. Dem sei entsproche­n worden. Bedeutet aber auch: So ganz geht der 79-jährige Gründer immer noch nicht. „Mit seinem über die Jahrzehnte erworbenen­Wissen, seinem unternehme­rischen Weitblick und seiner Kreativitä­t steht Günther Fielmann dem Unternehme­n auch zukünftig zur Verfügung“, heißt es weiter.

Der 29-jährige Marc Fielmann wird von Wegbegleit­ern als sympathisc­h, äußerst zuvorkomme­nd und eloquent beschriebe­n. Man merke ihm die gute Bildung an. Nach der 10. Klasse des Gymnasiums in Ahrensburg bei Hamburg wechselte er auf das Elite-Internat Schloss Salem. Es folgte ein Wirtschaft­sstudium an der London School of Economics, das er mit 21 Jahren abschloss. Er absolviert­e Praktika im In- und Ausland, sowohl in der Optikerbra­nche als auch in anderen Unternehme­n. Kurz nach der Uni machte er eine augenoptis­che Ausbildung – allerdings ohne eine handwerkli­che Prüfung abzulegen. In mehr als 50 Fielmann-Filialen lernte er das Geschäft des Vaters kennen. Seine große Herausford­erung wird die Digitalisi­erung sein. Anbieter wie Mister Spex, Owl Optics oder Brille24 versuchen, das Geschäft ins Internet zu verlagern: Entspreche­nd muss auch bei der Filial-Kette Fielmann ein Umdenken stattfinde­n.

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FOTO:DPA Vater und Sohn.

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