Ein Stadtteil der kurzen Wege
Ob alteingesessen oder neu zugezogen: Viele Unterbilker besitzen kein Auto, weil Geschäfte, Bars und Restaurants fußläufig zu erreichen sind. Vor allem die Infrastruktur wissen Sebastian Hirsch und Elmar Weber zu schätzen.
Sebastian Hirsch als alteingesessenen Unterbilker zu bezeichnen, ist angesichts seines Alters vielleicht nicht ganz richtig. Dennoch blickt Hirsch auf fast 40 Jahre in Unterbilk zurück, wo er geboren ist, wo er seine Kindheit verbracht hat. Später, als Jugendlicher, ist er mit seinen Eltern nach Hamburg gezogen. Als Sebastian Hirsch erwachsen war, da wollte er wieder zurück, in sein Viertel, wo die Wege kurz sind und man sich kennt. „Düsseldorf ist zwar eine Stadt, in Düsseldorf verliert man sich aber nicht“, sagt Hirsch, der in einer Zeit geboren ist, als Unterbilk noch anders war. Die Realschule Florastraße hat Hirsch damals besucht, es sei einfacher gewesen im Stadtteil, „es war günstiger und der Migrationsanteil höher, was die Mischung total interessant gemacht hat“, sagt Hirsch. Durch den Rheinturm und den Landtag sei Unterbilk elitärer geworden, „wenn ich meine Tochter zur Schule bringe, sehe ich nur noch SUV“. Viele Alteingesessene hätten Unterbilk schon verlassen, die es sich einfach nicht mehr leisten können. Ein bisschen vermisst Sebastian Hirsch das alte Unterbilk, das rauer war, geprägt von Kleinindustrie und Arbeitern.
Schlecht sind die Veränderungen aber nicht alle – „wir haben heute interessante Geschäfte hier, gute Gastronomie, spannende Künstler“. Unterbilk sei der Stadtteil mit der besten Infrastruktur, ein Auto besitzt Sebastian Hirsch nicht, „ich mache alles mit der Straßenbahn“, sagt er. Supermarkt, Drogerie, Gemüsehändler, Wochenmarkt, Ärzte und Apotheken erreicht der 42-Jährige zu Fuß. Das alles sind Gründe, warum Sebastian Hirsch alt werden will in Unterbilk. Und das sind die Gründe, warum seine Eltern wiedergekommen sind, nachdem sie in Mönchengladbach und im Zooviertel gelebt haben. Nicole Kampe
Elmar Webers Umzug vor eineinhalb Jahren nach Unterbilk hatte zunächst hauptsächlich praktische Gründe. Gelegen in der Mitte zwischen seinem Arbeitsplatz im Medienhafen und der Düsseldorfer Innenstadt, war die Bilker Allee für ihn der ideale Wohnort.
Mittlerweile schätzt der 28-jährige ITler aber mehr an dem Stadtteil als nur seine gute Anbindung. „Unterbilk ist ein Stadtteil, in dem man gut leben kann“, erzählt er. Das liege vor allem an der Atmosphäre. „Obwohl Unterbilk sehr zentral liegt, ist es hier sehr ruhig“, sagt er. An seiner Umgebung mag er darüber hinaus, dass es fußläufig eine große Auswahl an Geschäften gibt, von Supermärkten bis hin zu kleinen inhabergeführten Läden. Auch wenn er Letztere wegen seiner Arbeitszeiten nur selten aufsuchen kann. Mehr Zeit hat er da- gegen für die Restaurants und Bars in seiner Umgebung. Denn solange man nicht ausgelassen feiern wolle, habe man eine große Auswahl in Unterbilk. Besonders angetan hat es ihm die Cocktailbar„Bar Alexander“. „Dort kann man immer etwas Neues ausprobieren“, erzählt er. So kreiere der Barkeeper aufWunsch für jeden Gast einen individuellen Drink. Außerdem mag Weber, dass es dank des Floragartens auch einen „Klecks Natur“in seiner Nähe gibt. Eine Sache stört ihn aber an seiner Nachbarschaft: „Die Parkplatzsituation ist eine Katastrophe.“Zwar habe er selbst kein Auto, aber jedes Mal, wenn er Besuch bekommt, beginnt die große Stellplatzsuche. Davon abgesehen kann er sich aber gut vorstellen, in Zukunft selbst zum alteingesessenen Anwohner zu werden.„Ich fühle mich pudelwohl.“
Daniel Schrader