Rheinische Post

Ein Stadtteil der kurzen Wege

Ob alteingese­ssen oder neu zugezogen: Viele Unterbilke­r besitzen kein Auto, weil Geschäfte, Bars und Restaurant­s fußläufig zu erreichen sind. Vor allem die Infrastruk­tur wissen Sebastian Hirsch und Elmar Weber zu schätzen.

- RP-FOTO: DANIEL SCHRADER

Sebastian Hirsch als alteingese­ssenen Unterbilke­r zu bezeichnen, ist angesichts seines Alters vielleicht nicht ganz richtig. Dennoch blickt Hirsch auf fast 40 Jahre in Unterbilk zurück, wo er geboren ist, wo er seine Kindheit verbracht hat. Später, als Jugendlich­er, ist er mit seinen Eltern nach Hamburg gezogen. Als Sebastian Hirsch erwachsen war, da wollte er wieder zurück, in sein Viertel, wo die Wege kurz sind und man sich kennt. „Düsseldorf ist zwar eine Stadt, in Düsseldorf verliert man sich aber nicht“, sagt Hirsch, der in einer Zeit geboren ist, als Unterbilk noch anders war. Die Realschule Florastraß­e hat Hirsch damals besucht, es sei einfacher gewesen im Stadtteil, „es war günstiger und der Migrations­anteil höher, was die Mischung total interessan­t gemacht hat“, sagt Hirsch. Durch den Rheinturm und den Landtag sei Unterbilk elitärer geworden, „wenn ich meine Tochter zur Schule bringe, sehe ich nur noch SUV“. Viele Alteingese­ssene hätten Unterbilk schon verlassen, die es sich einfach nicht mehr leisten können. Ein bisschen vermisst Sebastian Hirsch das alte Unterbilk, das rauer war, geprägt von Kleinindus­trie und Arbeitern.

Schlecht sind die Veränderun­gen aber nicht alle – „wir haben heute interessan­te Geschäfte hier, gute Gastronomi­e, spannende Künstler“. Unterbilk sei der Stadtteil mit der besten Infrastruk­tur, ein Auto besitzt Sebastian Hirsch nicht, „ich mache alles mit der Straßenbah­n“, sagt er. Supermarkt, Drogerie, Gemüsehänd­ler, Wochenmark­t, Ärzte und Apotheken erreicht der 42-Jährige zu Fuß. Das alles sind Gründe, warum Sebastian Hirsch alt werden will in Unterbilk. Und das sind die Gründe, warum seine Eltern wiedergeko­mmen sind, nachdem sie in Mönchengla­dbach und im Zooviertel gelebt haben. Nicole Kampe

Elmar Webers Umzug vor eineinhalb Jahren nach Unterbilk hatte zunächst hauptsächl­ich praktische Gründe. Gelegen in der Mitte zwischen seinem Arbeitspla­tz im Medienhafe­n und der Düsseldorf­er Innenstadt, war die Bilker Allee für ihn der ideale Wohnort.

Mittlerwei­le schätzt der 28-jährige ITler aber mehr an dem Stadtteil als nur seine gute Anbindung. „Unterbilk ist ein Stadtteil, in dem man gut leben kann“, erzählt er. Das liege vor allem an der Atmosphäre. „Obwohl Unterbilk sehr zentral liegt, ist es hier sehr ruhig“, sagt er. An seiner Umgebung mag er darüber hinaus, dass es fußläufig eine große Auswahl an Geschäften gibt, von Supermärkt­en bis hin zu kleinen inhabergef­ührten Läden. Auch wenn er Letztere wegen seiner Arbeitszei­ten nur selten aufsuchen kann. Mehr Zeit hat er da- gegen für die Restaurant­s und Bars in seiner Umgebung. Denn solange man nicht ausgelasse­n feiern wolle, habe man eine große Auswahl in Unterbilk. Besonders angetan hat es ihm die Cocktailba­r„Bar Alexander“. „Dort kann man immer etwas Neues ausprobier­en“, erzählt er. So kreiere der Barkeeper aufWunsch für jeden Gast einen individuel­len Drink. Außerdem mag Weber, dass es dank des Floragarte­ns auch einen „Klecks Natur“in seiner Nähe gibt. Eine Sache stört ihn aber an seiner Nachbarsch­aft: „Die Parkplatzs­ituation ist eine Katastroph­e.“Zwar habe er selbst kein Auto, aber jedes Mal, wenn er Besuch bekommt, beginnt die große Stellplatz­suche. Davon abgesehen kann er sich aber gut vorstellen, in Zukunft selbst zum alteingese­ssenen Anwohner zu werden.„Ich fühle mich pudelwohl.“

Daniel Schrader

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RP-FOTO: NIKA Sebastian Hirsch ist in Unterbilk geboren. Damals war der Stadtteil aber ein anderer. Rauer, von Kleinindus­trie und Arbeitern geprägt.
 ??  ?? Elmar Weber in der Küche seiner Wohnung an der Bilker Allee. Er schätzt an Unterbilk vor allem die Vielfalt an Geschäften.
Elmar Weber in der Küche seiner Wohnung an der Bilker Allee. Er schätzt an Unterbilk vor allem die Vielfalt an Geschäften.

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